Ständerätin Häberli-Koller: JA zur Abschaffung des Eigenmietwertes

Ständerätin Brigitte Häberli-Koller (Mitte) spricht von mehr Fairness und Chancen für junge Familien durch die Abschaffung des Eigenmietwertes. Ein Gastbeitrag.

Brigitte Häberli-Koller
Brigitte Häberli-Koller (Mitte) ist Thurgauer Ständerätin. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 28. September 2025 stimmt die Schweiz über die Abschaffung des Eigenmietwertes ab.
  • Brigitte Häberli-Koller äussert sich im Gastbeitrag zur Vorlage, welche sie unterstützt.
  • Der Eigenmietwert sei nicht fair, seine Abschaffung auch eine Chance für junge Familien.

Am 28. September steht unser Land vor einem wegweisenden Entscheid – einem Entscheid, der uns alle betrifft.

Es geht nicht nur um eine Steuerregelung für einzelne Gruppen, sondern um die grundlegende Frage, wie wir in der Schweiz mit Wohnen, Eigentum und Verantwortung umgehen wollen.

Die Abstimmung berührt zentrale Werte unseres Zusammenlebens: Leistung, Gerechtigkeit und die Chance auf ein Zuhause, das einem gehört.

eigenmietwert
Der Eigenmietwert soll abgeschafft werden. - Keystone

Seit Jahrzehnten begleitet uns der Eigenmietwert – eine Steuer, die längst aus der Zeit gefallen ist.

Was einst als notwendige Kriegs- und Krisensteuer begann, trifft heute besonders jene Menschen, die sorgfältig geplant, gespart und ihre Hypothek abbezahlt haben.

Gerade ältere Menschen, die im eigenen Heim leben, zahlen Jahr für Jahr fiktive Steuern auf ein Einkommen, das sie gar nicht haben.

Und junge Familien, die Wohneigentum erwerben möchten, scheitern oft nicht an der Bank – sondern an den steuerlichen Hürden.

Vorlage ist ein tragfähiger Kompromiss

Diese Situation ist unhaltbar. Und deshalb ist es richtig und notwendig, dass wir diesen Systemfehler jetzt beheben. Die Abstimmung im Herbst ist keine parteipolitische Spielwiese.

Es geht um eine Vorlage, die im Parlament breit abgestützt ist und sorgfältig erarbeitet wurde. Ein tragfähiger Kompromiss, der einen fairen Ausgleich schafft zwischen Alt und Jung, Stadt und Land, Eigentum und Gemeinwohl.

Ja – der Eigenmietwert wird abgeschafft. Aber das geschieht nicht isoliert. Im Gegenzug werden auch gewisse Abzüge reduziert.

Dafür bleibt Spielraum, um gezielte Anreize zu setzen, etwa für Investitionen in die Energieeffizienz oder in den Erhalt schützenswerter Bauten.

Besonders erfreulich: Junge Ersterwerberinnen und Ersterwerber werden gezielt entlastet – dort, wo es am meisten zählt.

Chance für junge Familien

Mieterinnen und Mieter sind von dieser Reform nicht betroffen. Es besteht kein direkter Zusammenhang zwischen dieser Abstimmung und der Situation von Mieterinnen und Mietern.

Die Vorlage betrifft einerseits Eigentümerinnen und Eigentümer, die ihr Haus oder ihre Wohnung selbst bewohnen.

Sie ist aber auch eine Chance für junge Familien und für all diejenigen, die vom Erwerb der eigenen vier Wände träumen.

Haus Pärchen
Junge Familien haben es immer schwerer, ein Eigenheim zu erwerben. Die Abschaffung des Eigenmietwertes kann ihre Chancen erhöhen. (Symbolbild) - Pexels

Für mich persönlich ist das mehr als Steuerpolitik. Es ist ein Bekenntnis zur Leistung, zur Eigenverantwortung und zur Generationengerechtigkeit.

Ich denke an das ältere Ehepaar auf dem Land, das seine Schulden abbezahlt hat – und trotzdem jedes Jahr höhere Steuerrechnungen erhält.

Oder an die junge Familie, die sich den Traum vom Eigenheim erfüllen möchte – und an der Tragbarkeit scheitert, obwohl sie alles richtig gemacht hat.

Solche Geschichten hören wir in allen Regionen der Schweiz. Sie zeigen uns klar: Es ist Zeit zu handeln.

Eigenmietwert ist nicht fair

Dieser Systemwechsel ist eine Chance – für ein gerechteres, moderneres Steuersystem. Für weniger Bürokratie.

Für mehr Fairness gegenüber jenen, die Verantwortung übernehmen – für sich, ihre Familien und ihre Zukunft.

Sollte der Eigenmietwert abgeschafft werden?

Es liegt nun an den Bürgerinnen und Bürgern, diesen Weg, der vom Parlament vorgespurt wurde, mit Überzeugung zu unterstützen.

Sagen wir Ja zur Abschaffung des Eigenmietwerts. Ja zu mehr Fairness. Und Ja zu einer Schweiz, die Eigentum nicht bestraft, sondern ermöglicht.

***

Zur Autorin: Brigitte Häberli-Koller (*1958) ist Ständerätin des Kantons Thurgau. In diesem Amt ist sie seit 2011. Davor war sie Nationalrätin.

Kommentare

User #1038 (nicht angemeldet)

In einem tiefen Zinsumfeld ist die Abschaffung des Eigenmietwerts attraktiv. In einem hohen Zinsumfeld eher weniger, da der Hypothekarzins von den Steuern abgezogen werden kann, was bei einer Abschaffung des Eigenmietwerts hinfällig wird. Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass die Hypothekarzinsen mittelfristig wieder auf 5% und mehr steigen.

User #2906 (nicht angemeldet)

Bezahle ich das als Mittelstand und Single dann wieder?

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