Mit den neu eingeführten Abgaben wie Plastik- und CO2-Steuer, sollen die gemeinsamen Schulden des Corona-Hilfsfonds langfristig getilgt werden.
EU-Sondergipfel
Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht während einer Pressekonferenz zum Abschluss des EU-Gipfels. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im EU-Gipfel wurde die Einführung neuer Abgaben beschlossen.
  • Neu sind beispielsweise eine Plastik- und CO2-Grenzsteuer.
  • Damit sollen die Schulden des Corona-Aufbaufonds getilgt werden.

Beim EU-Finanzgipfel haben sich die Staats- und Regierungschefs auf die Einführung neuer Abgaben verständigt. Dies, um langfristig die gemeinsamen Schulden für den Corona-Hilfsfonds zu tilgen.

Die am frühen Dienstagmorgen verabschiedete Einigung sieht eine Abgabe der Mitgliedstaaten auf nicht recyceltes Plastik ab dem 1. Januar 2021 vor. Bis spätestens 2023 sollen eine Abgabe bei der Einfuhr von CO2-intensiven Produkten aus Drittstaaten folgen. Hinzu kommt eine spezielle Steuer für Digitalunternehmen.

Mit dem 750 Milliarden Euro schweren Corona-Aufbaufonds will die EU die wirtschaftlichen Pandemie-Folgen in den besonders getroffenen Mitgliedstaaten abmildern. Finanziert werden soll er durch gemeinsame Schulden, die von der EU-Kommission an den Finanzmärkten aufgenommen werden. Sie sollen bis zum Jahr 2058 wieder abgetragen werden.

Plastik- und CO2-Grenzsteuer

Die Plastiksteuer wird nach Gewicht berechnet: Jeder Mitgliedstaat muss demnach ab nächstem Jahr 80 Cent pro Kilo Plastik, das nicht wieder verwertet wird, an Brüssel abführen. Durch die Massnahme erhofft sich die EU vor allem eine Reduzierung von Plastikmüll. Die Einnahmen dürften mit der Zeit also sinken.

Eine langfristig stabilere neue Einnahmequelle Brüssels soll eine CO2-Grenzsteuer darstellen. Bei Importen von Produkten, die auf klimaschädliche Weise in Drittstaaten hergestellt werden, soll demnach ein Aufschlag erhoben werden. Ziel ist es, eine Abwanderung der Industrie in Länder zu verhindern, die beim Klimaschutz weniger ehrgeizig sind, als die EU.

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Mark Rutte (l-r), Premierminister der Niederlande, Charles Michel, Präsident des Europäischen Rates, Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, und Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, nehmen an einem Rundtischgespräch beim EU-Gipfel teil. - dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Wirtschaftsminister Peter Altmaier (beide CDU) begegneten diesem Vorhaben in der Vergangenheit mit Skepsis. Dies, weil andere Länder es als Protektionismus auffassen könnten. Die EU-Kommission soll nun im nächsten Jahr einen konkreten Gesetzesentwurf vorlegen, um die Steuer bis 2023 einzuführen.

Derselbe Zeitplan gilt für eine geplante Steuer für Digitalunternehmen. Seit Jahren laufen Verhandlungen, um dies auf internationaler Ebene zu regeln. Besonders die USA blockierten hier zuletzt aber Fortschritte.

Merkel hofft auf «internationale» Digitalsteuer

Merkel sagte am Dienstag, sie hoffe nach wie vor, die Digitalsteuer «auf internationaler Basis» einführen zu können. Notfalls will die EU es nun bis 2023 aber alleine machen.

Ebenfalls Erwähnung finden in der Haushaltseinigung ein «überarbeiteter Abgashandel» sowie eine Steuer auf Finanztransaktionen. Der Abgashandel wird möglicherweise auf den Flug- und Schiffsverkehr ausgeweitet.

In beiden Fällen vereinbarten die Staats- und Regierungschefs keinen konkreten Zeitrahmen. Über die Einführung einer Finanztransaktionssteuer wird auf EU-Ebene bereits seit Jahren erfolglos diskutiert.

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Die EU-Staaten haben sich im Kampf gegen die Corona-Wirtschaftskrise auf das grösste Haushalts- und Finanzpaket ihrer Geschichte geeinigt. - dpa

Beim Emissionshandel gebe es das Problem, dass die Einnahmen daraus in Deutschland beispielsweise bereits im nationalen Haushalt verbucht seien. Dies erklärte Merkel. Insgesamt dämpfte die Kanzlerin bei den neuen Eigenmitteln der EU die Erwartungen: Da «steht uns schon noch ein weiterer Weg bevor.»

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