Joe Biden will das Coronavirus bis zum US-Unabhängigkeitstag mithilfe der Impfungen «besiegen». Das ist ehrgeizig, aber nicht unrealistisch.
Coronavirus Joe Biden
US-Präsident Joe Biden hält bei seiner Ansprache zum Coronavirus die Schutzmaske in die Höhe. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ab Anfang Mai sollen in den USA Corona-Impfungen allen Bürgern zugänglich gemacht werden.
  • Bidens Ziel ist, dass der 4. Juli unter einigermassen normalen Umständen gefeiert wird.
  • Dazu will der US-Präsident die Zahl der Impfzentren und Impfhelfer deutlich erhöhen.

Klare Kampfansage gegen das Coronavirus: Am Donnerstag verkündete Joe Biden bei einer TV-Ansprache, dass die Corona-Impfungen bis Anfang Mai allen US-Bürgern zugänglich gemacht werden.

Der US-Präsident kündigte dann gleich das ehrgeizige Ziel an, am 4. Juli nicht nur den nationalen Unabhängigkeitstag zu feiern, sondern auch «unsere Unabhängigkeit von diesem Virus». Und: «Das wird den diesjährigen Tag der Unabhängigkeit zu einem besonderen Tag machen.»

Coronavirus Joe Biden
11.03.2021, USA, Washington: Joe Biden, Präsident der USA, kommt zu einer Fernsehansprache im East Room des Weissen Hauses. Foto: Andrew Harnik/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ - dpa

Ziel sei ein Nationalfeiertag im Familien- und Freundeskreis, etwa mit Grillfesten im Garten. Die US-Regierung habe genügend Impfstoffdosen gegen das Coronavirus angekauft, damit alle erwachsenen Bürger bis Ende Mai geimpft werden können.

Erste US-Staaten haben Massnahmen gelockert

Damit liefert der Präsident der stark gebeutelten US-Bevölkerung einen Hoffnungsschimmer und sprach selbst von einem «hoffnungsvollen Frühling und Sommer». Das Coronavirus habe mehr amerikanische Todesopfer gefordert als die beiden Weltkriege und der Vietnamkrieg zusammen. Bislang starben in den USA über 540'000 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus, knapp 30 Millionen haben sich bisher infiziert.

Der Zeitpunkt seiner grossen Corona-Ansprache kommt aber auch aus anderen Gründen gerade jetzt. Denn: In den letzten Tagen haben immer mehr Gouverneure angekündigt, die Corona-Einschränkungen in ihren Staaten aufzuheben. Sie wollen etwa Restaurants, Bars und Fitnesscenter wieder öffnen.

Spring Break Florida Coronavirus
Die Studenten feiern den Spring Break in Florida dicht an dicht, wie hier in Fort Lauderdale. - Keystone

Zudem hat gerade erst die Spring-Break-Zeit begonnen: Der Gouverneur von Florida etwa hat Studenten öffentlich quasi dazu eingeladen, nun in den «Sunshine State» zu kommen. Dabei sind Bars geöffnet, eine Maskenpflicht gibt es nicht. Letztere wurde auch erst gerade in Texas abgeschafft – zusammen mit den bisherigen Kapazitätsgrenzen. Dies bereitet Gesundheitsexperten und Joe Biden gerade mit Hinblick auf die ansteckendere britische Corona-Variante Sorgen.

Bidens Appell: Hygiene- und Distanzempfehlungen einhalten

Zudem sind die täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus so tief wie zuletzt im Oktober. Deswegen nutzte Joe Biden seine Ansprache auch dazu, an die Vernunft der Bevölkerung zu appellieren: «Ich brauche jeden Amerikaner, der seinen Beitrag leistet. Bitte waschen Sie sich weiterhin die Hände, halten Sie Abstand und tragen Sie weiterhin eine Maske.» Nur so könne es Anfang Juli mit der «Unabhängigkeit von diesem Virus» funktionieren.

Doch nach dieser Ansage vom Donnerstag muss Bidens Regierung auch liefern. Denn sollte es nicht funktionieren, wird das für seine Gegner ein gefundenes Fressen sein. Und auch die Zustimmung in der Bevölkerung dürfte sinken.

Coronavirus USA
05.03.2021, USA, Oxford: Menschen sitzen im US-Bundestaat Mississippi ohne Mund-Nasen-Schutz in einem Restaurant an voll besetzten Tischen. Joe Biden bittet trotz bundesstaatlichen Lockerung - dpa

Doch Bidens Ziel scheint nicht unrealistisch. Bereits jetzt werden täglich mehr als zwei Millionen Menschen in den USA gegen das Coronavirus geimpft. Gemäss dem Weissen Haus haben 25 Prozent der Erwachsenen eine erste Impfdosis erhalten. «Bis jetzt sind rund zehn Prozent der amerikanischen Bevölkerung vollständig geimpft», sagte Joe Biden.

Auch Veterinäre sollen Menschen gegen das Coronavirus impfen

Um sein ehrgeiziges Ziel bis zum Unabhängigkeitstag zu erreichen, will der US-Präsident das Impftempo steigern. So soll etwa die Anzahl der bei den Impfungen aushelfenden Soldaten von 2000 auf 6000 erhöht werden. Zudem sollen sowohl die Zahl der Impfzentren als auch die Zahl der in der Impfkampagne involvierten Apotheken verdoppelt werden.

Letztere dürften vor allem helfen, Bürger in den ärmeren, ländlichen Gebieten zu erreichen. Auch das Impfpersonal soll deutlich erweitert werden: Hebammen, Zahnärzte, Sanitäter, Augenärzte, Medizinstudenten und sogar Veterinäre sollen die Menschen gegen das Coronavirus impfen.

Coronavirus - USA
26.02.2021, USA, Tustin: Menschen warten auf dem Parkplatz des «Families Together of Orange County Community Health»-Zentrums auf ihre Corona-Impfung. - dpa

All das soll helfen, das von Biden genannte Ziel zu erreichen. Doch dazu müssten sich aber auch alle impfen lassen und sich weiter an Distanz- und Hygieneempfehlungen halten. «Wir haben so viele Fortschritte gemacht. Jetzt ist nicht die Zeit zum Nachlassen», appellierte Biden.

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