Der inhaftierte ägyptische Aktivist Alaa Abdel Fattah ist nach Informationen seiner Familie am Leben und wird derzeit medizinisch behandelt.
Alaa Abdel Fattah im Jahr 2019 in Kairo
Alaa Abdel Fattah im Jahr 2019 in Kairo - AFP/Archiv
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Angehörige erhalten nach Gerüchten über Zwangsernährung endlich Neuigkeiten.

Der 40 Jahre alte britisch-ägyptische Dissident, der vor rund sieben Monaten im Gefängnis in den Hungerstreik getreten war, befinde sich «in medizinischer Behandlung», teilte seine Schwester Mona Seif am Donnerstag im Onlinedienst Twitter mit. Dies geschehe «mit dem Wissen» der Justiz.

Darüber sei ihre Mutter Leila Sueif von der Strafvollzugsbehörde informiert worden, als sie vor dem Wadi-al-Natrun-Gefängnis rund hundert Kilometer nordwestlich von Kairo erneut auf Neuigkeiten über den Zustand ihres Sohnes gewartet habe, führte Mona Seif aus. «Sicherlich sollte unsere Mutter ihn sehen oder jemand von der britischen Botschaft in Kairo, damit wir seinen wahren Gesundheitszustand erfahren!», forderte die Schwester.

Abdel Fattahs Anwalt, Chaled Alia, berichtete, das Gefängnis habe ihm den Zugang zu seinem Mandanten verweigert. «Das Innenministerium hat sich geweigert, die vom Staatsanwalt erteilte Besuchsgenehmigung umzusetzen, unter dem Vorwand, dass sie vom Vortag datiert sei», sagte er am Donnerstag.

Am Mittwoch hatte die Familie von Gerüchten berichtet, dass Abdel Fattah zwangsernährt werde. Zudem hatte Mona Seif mitgeteilt, dass die Gefängnisleitung einen Brief ihrer Mutter an Alaa nicht entgegengenommen habe und dadurch die Ungewissheit über sein Schicksal noch verstärkt habe: «Bedeutet das, dass er in einem Zustand ist, in dem er keinen Brief erhalten kann? Oder dass er nicht mehr in diesem Gefängnis ist?»

Abdel Fattah war vor rund sieben Monaten in einen Hungerstreik getreten: Seit dem 2. April nahm er täglich nur ein Glas Tee mit einem Löffel Honig zu sich. Vor einer Woche stellte er nach Angaben seiner Familie die Aufnahme von Kalorien vollständig ein, seit Beginn der UN-Klimakonferenz am Sonntag habe er damit begonnen, nicht einmal mehr Wasser zu trinken.

Grossbritannien, Frankreich, UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk und auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) haben in den vergangenen Tagen die Freilassung des Demokratie-Aktivisten gefordert. Ägyptens Aussenminister Sameh Schukri, der zugleich Präsident der derzeitigen UN-Klimakonferenz in Scharm el-Scheich ist, hatte in den vergangenen Tagen immer wieder versichert, dass Abdel Fattah «jede notwendige Versorgung» erhalte.

Angesichts der Weltklimakonferenz in Ägypten erfährt der Fall Abdel Fattah grosse Aufmerksamkeit. Am Donnerstag waren die Konferenzteilnehmer aufgerufen, sich aus Solidarität mit dem Aktivisten weiss zu kleiden.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

UN-KlimakonferenzKlimakonferenzStaatsanwaltOlaf ScholzTwitterMutterWasser