US-Zölle: Köppel und SVPler fordern Ende der Russland-Sanktionen
Die US-Zölle setzen die Schweizer Wirtschaft unter Druck. Die Beziehungen zu anderen Märkten könnten wichtiger werden – auch diejenigen zu Russland?

Das Wichtigste in Kürze
- Roger Köppel fordert wegen des US-Zollhammers die Aufhebung der Russland-Sanktionen.
- SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel spricht sich ebenfalls dafür aus.
- Wenig Verständnis für die Forderung hat Grünen-Politikerin Christine Badertscher.
39 Prozent hat US-Präsident Donald Trump der Schweiz im Zoll-Streit aufgebrummt. Damit gehört die Eidgenossenschaft zu den am stärksten betroffenen Länder.
Das dürfte sich auf die hiesige Wirtschaft auswirken. Denn die USA waren im Jahr 2024 das Land, in das die Schweiz am meisten exportierte. Zählt man die Ausfuhren in die EU-Staaten zusammen, liegen die USA hinter der EU auf Platz zwei.
Entsprechend ist klar: Die Schweizer Wirtschaft braucht Alternativen und ist auf gute Handelsbeziehungen zu anderen Ländern angewiesen.
Angesichts der US-Zölle sollte die Schweiz jetzt die Russland-Sanktionen aufheben. Das ist nicht unser Krieg.
— Roger Köppel (@KoeppelRoger) August 8, 2025
Weltwoche-Chef Roger Köppel, ehemaliger SVP-Nationalrat, schreibt dazu auf der Plattform X: «Angesichts der US-Zölle sollte die Schweiz jetzt die Russland-Sanktionen aufheben. Das ist nicht unser Krieg.»
SVP-Büchel: «Russland ist grosser und interessanter Markt»
Eine Forderung, die der aktuelle SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel unterstützt. «Es war von Anfang an falsch, die EU-Sanktionen fast eins zu eins zu übernehmen», sagt der St. Galler gegenüber Nau.ch.
Allerdings sei das schon vor dem Zollhammer so gewesen. «Meine Beurteilung hat sich wegen der 39 Prozent nicht geändert», hält Büchel fest.

Er argumentiert: «Die Schweizer Wirtschaft braucht Zugang zu Märkten auf der ganzen Welt, speziell im Rohstoff-, Maschinen- und Finanzbereich.» Eine Beendigung der Sanktionen würde die Neutralitätspolitik der Schweiz zudem wieder glaubwürdiger machen. Allfällige Kritik aus Brüssel oder aus Washington müsse man in Kauf nehmen.
Wirtschaftlich wäre eine gute Beziehung zum flächenmässig grössten Land der Erde sicherlich lukrativ. «Russland ist ein durchaus grosser und interessanter Markt», sagt Büchel. Allerdings seien Länder, in denen noch mehr Menschen leben, wirtschaftlich noch entscheidender.
Fremde Systeme nicht ideologisch betrachten
Büchel lobt diesbezüglich den SVP-Bundesrat Parmelin. «Es ist gut, dass das Wirtschaftsdepartement von Guy Parmelin mit Handelsabkommen in verschiedenen Gegenden der Welt vorwärtsmacht.»
Indien und Südamerika bieten laut Büchel Chancen – auch die Golfstaaten haben demnach ein «riesiges Potenzial». «In vielen Ländern geht Die Post mehr ab als in der überregulierten und maximal verschuldeten EU», so sein Fazit.
Wichtig sei, dass man sich dabei auf die Schweizer Interessen konzentriere. «Wirtschaftlicher Nutzen und Arbeitsplätze stehen im Vordergrund. Nicht die permanenten ideologischen Beurteilungen fremder Systeme durch hiesige Moralapostel mit mässiger Lebenserfahrung.»
Grünen-Badertscher: Schweiz droht «riesiger Reputationsschaden»
Anderer Meinung ist die Grünen-Nationalrätin Christine Badertscher. Die Bernerin sagt gegenüber Nau.ch: «Ich unterstütze die Forderung von Roger Köppel nicht.»
Erstens sei der Krieg immer noch da und Russland der Aggressor. Zweitens sei die Lage mit Donald Trump unberechenbar – da sei es nicht sinnvoll, deswegen die Sanktionen aufzuheben.

Eine Aufhebung wäre sogar kontraproduktiv, ist sich Badertscher sicher. «Es ist politisch wichtig, dass wir bei den Sanktionen gegen Russland mit der EU mitziehen. Ansonsten droht der Schweiz international ein riesiger Reputationsschaden.»
Auch Badertscher sagt zwar, dass beim Handel Alternativen zu den USA wichtig seien. Allerdings sei Russland diesbezüglich nicht die Lösung – nicht nur aus politischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht. «Der Handel mit Russland könnte den Handel mit den USA nicht ersetzen.»
Priorität EU – und multilateraler Handel
Die Priorität sollte vielmehr auf den Beziehungen zur EU liegen, so Badertscher. «Die EU ist unser wichtigster Absatzmarkt. Wir müssen deshalb beim neuen Vertragspaket vorwärtsmachen.»
Bei anderen Märkten sei man immer etwas in einem Dilemma. Beispielsweise bei China, das zwar ein wichtiger Markt sei, aber in dem auch Menschenrechtsverletzungen passieren. Oder die Mercosur-Staaten, deren Produkte eher aus Umwelt- oder Klimaschutzgründen Fragen aufwerfen.
«Ideal wäre, wenn wir solche Probleme direkt in einem allfälligen Abkommen regeln könnten», so Badertscher. Das sei zwar schwierig, aber versuchen müsse man es.
Daneben sollte man auch den multilateralen Handel stärken. Heisst: Nicht nur Abkommen mit einzelnen Ländern seien wichtig, sondern beispielsweise auch eine Stärkung der Welthandelsorganisation WTO. «Die Schweiz könnte mit Genf als Hauptsitz der WTO mehr tun, um den Welthandel auf multilateraler Ebene besser zu regeln.»