Auch Krypto-Währungen müssen versteuert werden. Doch bei Bund und Kantonen regiert das Prinzip Hoffnung. Es ist fast wie… im Film.
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Die Kryptowährung Bitcoin - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Kryptowährungen müssen versteuert werden, aber niemand hat den Überblick.
  • Das kommt uns bekannt vor.
  • Ein Kommentar.
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Die Geschichte lehrt uns, dass wir aus der Geschichte nichts lernen, hat mal mindestens jemand gesagt. Je nachdem Mahatma Gandhi, Aldous Huxley, Ingeborg Bachmann, George Bernard Shaw oder Georg Wilhelm Friedrich Hegel. So genau scheint das niemand zu wissen, denn sonst hätten wir ja aus der Geschichte gelernt. Wir fragen besser nicht nach; am Ende ist es noch jemand mit noch mehr Vornamen.

Finanzplatz Schweiz: Hollywood-reif

Auch nicht so genau wissen wir, wie viel Geld wir eigentlich haben. Das ist einigermassen erstaunlich, denn die Schweiz ist ja bekannt dafür, dass sie viel Geld hat und es sehr genau nimmt damit. Das wissen wir nicht aus der Geschichte, sondern aus gefühlt der Hälfte aller Bond-Filme, weswegen wir es ja auch gelernt haben.

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Eine Steuererklärung im Kanton Zürich. - Keystone

Wir wissen nicht, wie viel Vermögen wir besitzen – und deshalb auch versteuern müssten – und wir wollen auch nicht so genau fragen. Am Ende ist es noch viel mehr als gedacht. Lieber tun wir freudig überrascht, so wie uns auch die Geschichte immer wieder von neuem überrascht. Oh guck, ein böser Diktator macht böse Dinge, das kommt jetzt aber unerwartet.

Steueramnestie fördert Milliarden zutage

Es war ein jahrelanger Krampf, bis die «kleine Steueramnestie» 2010 zustande kam: Links wie rechts dominierten Bedenken, dass das schief herauskommen könnte. Oder dass es viel Lärm um nichts werden würde: Auch im Ausland seien solche Übungen meist enttäuschend ausgefallen, warnte die Eidgenössische Steuerverwaltung 1995. Vielleicht 300 Millionen Mehrertrag, mehr nicht, nicht zu vernachlässigen sei auch der administrative Mehraufwand für die Kantone.

Finanzberatung Bankkunden Raiffeisen
Bankkunden erhalten Finanzberatung von einem Mitarbeiter in der Raiffeisen-Filiale in Küssnacht am Rigi, am 26. Juni 2012. - Keystone

Denn Steuerbschiss ist in der Schweiz verpönt, zeigen diverse Studien, in denen die Schweiz im selbsteingeschätzten Steuerehrlichkeits-Index weit vorne liegt. Geschlagen nur von Ländern wie Japan, USA und Italien. Italien liegt mit geschätzten 190 Milliarden Euro hinterzogener Steuern um Längen an der Spitze aller EU-Länder. Was es jetzt glücklicherweise etwas schwierig macht, überhaupt etwas daraus zu lernen.

Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt, haben wir vom Wilhelm-Busch-Zitat auf dem Zuckerbeutel gelernt. Innert zehn Jahren haben sich schliesslich 146'000 Schweizer Steuerpflichtige im Rahmen der Steueramnestie selbst angezeigt. Unversteuerte Vermögenswerte von über 50 Milliarden Franken wurden nachträglich deklariert. Steuereinnahmen von 4,4 Milliarden Franken sollen geflossen sein.

Wir wollen es lieber gar nicht wissen

Schätzt man – denn so genau weiss das eben niemand: Weil die Kantone entweder nicht so genau darüber Buch führen oder nicht so genau Auskunft geben wollten. Denn «gerade in kleinen Kantonen» könnten sonst Rückschlüsse über die Identität der Steuersünder gezogen werden, mahnt der Bundesrat.

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Zuflüsse an Krypto-Währungen in den Ländern Mittel-, Nord- und Westeuropas zwischen Juli 2021 und Juni 2022, in Milliarden US-Dollar. - chainalysis.com / Nau.ch

Und à propos Sachen in Kantonen: «Die Konzeption der elektronischen Verarbeitungssysteme und die Art der Fallerfassung erlauben es zudem nicht jedem Kanton, ohne aufwändige manuelle Arbeiten Angaben zu den straflosen Selbstanzeigen zu liefern.»

Milliarden in Kryptowährungen?

Machen wir einen grossen Sprung in die neue Ära, die mit dem Bitcoin und anderen Kryptowährungen. Die Ära, die 2009 beginnt, also noch ein Jahr vor Beginn der «kleinen Steueramnestie» von 50 Milliarden Franken. Womit der Sprung in der Geschichte natürlich besonders grosse Herausforderungen mit sich bringt. Aber gelernt ist gelernt.

Wie viel Kryptogeld Schweizer Steuerpflichtige besitzen, weiss wiederum niemand so genau. Schätzungen gehen in die Dutzenden von Milliarden. Wie viele davon versteuert werden, kann man leider auch nicht herausfinden: Es werden keine gesonderten Zahlen erhoben, weshalb eine statistische Auswertung nicht möglich sei.

Bitcoin Suisse Niklas Nikolajsen
Dies ist kein Bond-Bösewicht, sondern der Gründer und VR-Präsident von Bitcoin Suisse AG, Niklas Nikolajsen, im Bitcoin-Suisse-Hauptsitz in Zug, im Oktober 2018. - Keystone

Was aber nicht als Problem gilt, denn Hauptsache, es wird deklariert, und das funktioniere in der Schweiz «recht gut», heisst es bei Bund und Kantonen. Wer das Gegenteil behauptet, schaut eindeutig zu viele Bond-Filme. Ausserdem würde ein aufwändiger Lebensstil oder der Kauf eines Hauses aus dem geheimen Krypto-Konto ja sofort der Steuerverwaltung auffallen.

Lizenz zum Spotten

Jetzt soll bloss niemand sagen, man habe nichts aus der Geschichte gelernt. Die tiefgestapelten Beträge und die hochgestapelte Steuerehrlichkeit haben die Behörden schliesslich verinnerlicht.

Besitzen Sie Kryptowährungen?

Aber ein, zwei Dinge sind eben vergessen gegangen und müssen nun im nächsten Bond-Film platziert werden. Seien sie gespannt, wie 007 demnächst über den administrativen Mehraufwand für die Evaluation aufwändiger Lebensstile spottet. Und den Krypto-Bösewicht übertölpelt, weil dieser an den kantonalen elektronischen Verarbeitungssystemen scheitert.

Immerhin, und dafür gehen wir schliesslich ins Kino, beschert uns dies «aufwändige manuelle Arbeiten».

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