Nach der Rücktrittsankündigung von Parteipräsident Balthasar Glättli suchen die Grünen händeringend nach Nachfolge-Kandidaten. Bisher fehlen offizielle Zusagen.
Grüne Parteipräsidium Glättli Nachfolge
Nach der Wahlschlappe stand für Balthasar Glättli fest: Die Partei braucht ein jüngeres und weiblicheres Co-Präsidium. Doch bis dato sind offizielle Kandidaturen Mangelware. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nationalrat Balthasar Glättli tritt im April 2024 als Parteipräsident der Grünen zurück.
  • Offiziell hat noch niemand eine Kandidatur für die Nachfolge des Zürchers angemeldet.
  • Lisa Mazzone, Sibel Arslan, Irène Kälin und Marionna Schlatter gelten als Favoritinnen.
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Nach der Schlappe bei den Wahlen hatte Grünen-Parteipräsident Balthasar Glättli verkündet, dass er nicht für die Wiederwahl antreten wird. Seit Bekanntgabe des Abgangs wird über eine mögliche Nachfolgerin oder einen möglichen Nachfolger spekuliert. Einzig für den abtretenden Zürcher stand von Anfang an fest: Es solle ein Co-Präsidium werden, das sowohl weiblicher als auch jünger als der 51-Jährige sei.

Der Anmeldeschluss für Kandidierende ist der 4. Februar, den Entscheid über die neue Parteileitung fällen die Delegierten der Grünen an ihrer Versammlung vom 6. April.

Eine offizielle Zusage fehlt bis dato: Dafür gibt es einige Absagen und zahlreiche ausstehende Antworten – Nau.ch liefert den Überblick.

Noch keine offizielle Kandidatur

Lisa Mazzone – Alt-Ständerätin aus dem Kanton Genf: Die 35-Jährige hatte vor ihrer Abwahl im Oktober eine steile Politkarriere absolviert. Auch deshalb gilt die Genferin mit einem Bachelor in Literaturwissenschaften als aussichtsreichste Kandidatin für das Parteipräsidium. Selber hat sie sich noch nicht zu ihren Absichten geäussert – gemäss Parteikollegen strebt sie aber die Parteiführung an.

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Die Genfer Alt-Ständerätin Lisa Mazzone gilt als «Kronfavoritin» für das Präsidium der Grünen. Nach ihrer Abwahl hatte sie aber ihren Rückzug aus der Politik angekündigt. (Archivbild) - keystone

Eine allfällige Kandidatur der Linksaussen-Politikerin wäre allerdings als Kehrtwende zu verstehen: Direkt nach ihrer Abwahl hatte Mazzone ihren endgültigen Rückzug aus der Politik angekündigt.

Sibel Arslan – Nationalrätin aus dem Kanton Basel-Stadt: Die 43-Jährige ist ebenfalls am Co-Präsidium ihrer Partei interessiert. Gegenüber der Nachrichtenagentur «Keystone» hatte sie allerdings betont, dass sie sich diesen Schritt noch genau überlegen müsse.

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Auch die Stadtbasler Nationalrätin Sibel Arslan kommt für die Nachfolge von Balthasar Glättli infrage: Sie müsse sich diesen Schritt aber noch genau überlegen. (Archivbild) - keystone

Dafür müsse sie die gesamte Ausgangslage genauer analysieren. Die Juristin könne sich aber vorstellen, das Amt gemeinsam mit Lisa Mazzone auszuüben.

Irène Kälin – Nationalrätin aus dem Kanton Aargau: Ihre Beteiligung an einem Co-Präsidium der Partei will die 36-Jährige nicht ausschliessen. Sie lasse aber lieber anderen den Vortritt.

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Die Aargauer Nationalrätin Irène Kälin will ihre Beteiligung an einem Co-Präsidium der Grünen auch nicht ausschliessen. Sie wolle aber anderen den Vortritt lassen. (Archivbild) - keystone

Aus Sicht der studierten Religionswissenschaftlerin und früheren Nationalratspräsidentin kämen Jüngere eher für eine Zweier-Parteileitung infrage – auch Männer. Überzeugen würde sie demnach ein Co-Präsidium mit der Genferin Lisa Mazzone.

Marionna Schlatter – Nationalrätin aus dem Kanton Zürich: Für eine Erneuerung der Parteileitung sprach sich auch die Zürcherin aus. Alle in der Fraktion sollten sich überlegen, ob sie infrage kämen, sagte sie etwa Mitte November gegenüber dem «Tages-Anzeiger».

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Die Zürcher Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter kommt ebenfalls für die Nachfolge von Balthasar Glättli infrage. Sie will ihren Entscheid demnächst kommunizieren. (Archivbild) - keystone

Sie selber will ihren Entscheid offenbar bis Mitte Januar kommunizieren. Schlatter hat Soziologie, Kunstgeschichte und Französisch studiert und sitzt seit 2019 im Nationalrat. Gegenwärtig ist sie die Präsidentin der Grünen im Kanton Zürich. Sie ist Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission sowie der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrats.

Zahlreiche Absagen aus den Reihen der Grünen

Daneben haben zahlreiche potenzielle Kandidaten und Kandidatinnen bereits abgesagt – darunter etwa die Tessiner Nationalrätin Greta Gysin. Das Amt der Präsidentin habe sie gereizt. Schliesslich habe sie sich dagegen entschieden, da sie ihre Kräfte auf andere Aufgaben fokussieren wolle. Ausserdem habe sie sich aus privaten und beruflichen Gründen dagegen entschieden.

Gleiches gilt für Ex-Bundesratskandidat und Nationalrat Gerhard Andrey. Der Deutschfreiburger stand nach seiner Kampfkandidatur für den Bundesrat als möglicher Parteipräsident hoch im Kurs. Mitte Januar folgte dann aber der Bescheid – der 48-Jährige verzichtet auf die Kandidatur für das Amt des Parteipräsidenten: Er wolle seine Energie und Zeit in sein Amt als Nationalrat und als Verwaltungsrat der Softwarefirma «Liip» stecken.

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Nationalrat Balthasar Glättli wird die Grünen noch bis im April präsidieren. Noch immer ist das Rennen um die Nachfolge offen – offizielle Kandidierende fehlen bis heute. (Archivbild)
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Die Tessiner Nationalrätin Greta Gysin hat sich gegen eine Kandidatur für das Parteipräsidium der Grünen entschieden. (Archivbild)
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Auch der Deutschfreiburger Nationalrat Gerhard Andrey hat sich gegen eine Kandidatur für das Parteipräsidium der Grünen entschieden. (Archivbild)
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Gleiches gilt für die gegenwärtige Vizepräsidentin der Grünen, Florence Brenzikofer. Die Baselbieter Nationalrätin will das Zepter in ihrer Partei nicht übernehmen. (Archivbild)
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Auch Grünen-Fraktionspräsidentin Aline Trede will die Nachfolge von Balthasar Glättli nicht antreten. Die Berner Nationalrätin hatte sich im Januar dagegen entschieden. (Archivbild)
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Auch der Neuenburger Nationalrat Fabien Fivaz will nicht Parteipräsident der Grünen werden. (Archivbild)
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Gleiches gilt für die St. Galler Nationalrätin Franziska Ryser, sie verzichtet ebenfalls auf eine Kandidatur für die Glättli-Nachfolge. (Archivbild)
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Auch der Glarner Ständerat Mathias Zopfi verzichtet: Er wolle sich auf seine Arbeit im Parlament fokussieren. (Archivbild)

Auch die Baselbieter Nationalrätin und aktuelle Vizepräsidentin der Grünen, Florence Brenzikofer, hat sich gegen eine Kandidatur entschieden: Sie wolle sich primär ihrer Arbeit im Parlament widmen. Daneben wolle die 48-jährige Sekundarschullehrerin mehr Zeit für ihr Engagement im Baselbiet und in der Verkehrspolitik haben. Dies teilte sie der Nachrichtenagentur «Keystone» mit.

Daneben hatte auch Aline Trede, ihres Zeichens Fraktionschefin der Grünen im Nationalrat, Interesse am Parteipräsidium angekündigt. Mitte Januar entschied sich allerdings auch die 40-jährige Bernerin gegen eine Kandidatur. Die ETH-Umweltnaturwissenschaftlerin wurde nach zweimaligem Nachrücken für die Grünen im Oktober 2019 zum ersten Mal direkt in den Nationalrat gewählt. Im vergangenen Herbst wurde die schweizerisch-deutsche Doppelbürgerin wiedergewählt.

Fabien Fivaz, Franziska Ryser und Mathias Zopfi verzichten

Schliesslich verzichten auch der Neuenburger Nationalrat Fabien Fivaz, die St. Galler Nationalrätin Franziska Ryser und der Glarner Ständerat Mathias Zopfi auf eine Kandidatur.

Wer soll die Nachfolge von Balthasar Glättli im Parteipräsidium der Grünen antreten?

Als Gründe hierfür nannten sie allesamt andere berufliche oder politische Prioritäten und – im Falle von Fivaz – Vaterpflichten.

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