«Die Mitte» wurde am 1. Januar 2021 durch einen Zusammenschluss der CVP und der BDP ins Leben gerufen.
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Andrea Gmür und Gerhard Pfister sprechen am 27. Oktober 2020 über das Ergebnis der Urabstimmung, bei der für eine Umbenennung von «CVP» zu «Die Mitte» gestimmt wurde. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • «Die Mitte» entstand 2021 durch einen Zusammenschluss der CVP und BDP.
  • CVP und BDP vertraten ähnliche, zentristische Positionen.
  • Mit dem Zusammenschluss erhofften sich beide Parteien neue Erfolge.

«Die Mitte» entstand am 1. Januar 2021 durch den Zusammenschluss der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP) und der Bürgerlich-Demokratischen Partei (BDP). Aufgrund ihrer ähnlichen, zentristischen Positionen arbeiteten die beiden Parteien bereits in den 2010er-Jahren auf nationaler Ebene eng zusammen. Sowohl 2012 als auch 2014 wurden erste Zusammenschlussverhandlungen geführt, diese scheiterten jedoch jeweils an Machtängsten.

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«Die Mitte»: Martin Landolt, Präsident der BDP (l.) diskutiert mit CVP-Parteipräsident Gerhard Pfister (r.) und Ida Glanzmann-Hunkeler (CVP LU) während der Sommersaison 2020. - Keystone

Nachdem beide Parteien bei den Wahlen von 2019 Niederlagen einstecken mussten, wurden die Verhandlungen wieder aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt kämpften beide Parteien mit eigenen Problemen. Die CVP suchte ein Mittel, um den Wählerrückgang aufzuhalten und die BDP verlor durch die Wahlen ihre Fraktionsstärke.

«Die Mitte» als Zusammenschluss von CVP und BDP

2020 einigten sich die CVP und die BDP schliesslich, sich zur neuen Partei «Die Mitte» zusammenzuschliessen. Ihr neues Parteiprogramm beruht in den grundlegenden Punkten auf den bisherigen Programmen der BDP und CVP. Man wolle «die Schweiz zusammenzuhalten – mit Freiheit, Solidarität und Verantwortung».

Auf die Kantonalparteien hat der Zusammenschluss vorerst keine direkten Auswirkungen. Sie haben bis ins Jahr 2025 Zeit, um über die Annahme des neuen Namens und Logos zu entscheiden. Auch können die Kantonalparteien bei Bestehen einer kantonalen BDP und CVP selbst über eine Fusion entscheiden.

Die Geschichte der CVP

Die Entstehungsgeschichte der CVP beginnt bereits im 19. Jahrhundert, als katholisch-konservative Vereinigungen versuchten, sich in der nationalen Politik zu behaupten. Die Gründungsversuche einer nationalen Partei scheiterten aber mehrmals.

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Josef Zemp war ab 1891 der erste katholisch-konservative Politiker in der Landesregierung. - Keystone

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wendete sich das Blatt und die Katholisch-Konservativen konnten mit verschiedenen Allianzen Abstimmungssiege verzeichnen. 1891 wurde mit Josef Zemp das erste Mitglied der Katholisch-Konservativen in den Bundesrat gewählt.

Die «Schweizerische Konservative Volkspartei»

1912 wurde die «Schweizerische Konservative Volkspartei» (KVP) in Luzern gegründet. Somit waren die Katholisch-Konservativen zum ersten Mal in einer nationalen Organisation zusammengeschlossen. 1919 zog mit Jean-Marie Musy das zweite Mitglied in den Bundesrat ein.

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Jean-Marie Musy war von 1919 bis 1934 im Bundesrat. - Keystone

Nach Erfolgsjahren in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine politische Öffnung zur Mitte hin. 1970 wurde die Partei schliesslich zur heutigen Christlichdemokratischen Volkspartei.

Ab den 1980er-Jahren musste die CVP einen Rückgang in der Wählerschaft hinnehmen. Zudem konnte die SVP in den 90ern und frühen 2000er-Jahren viele konservative Wähler aus ländlichen Gebieten abwerben. Ebenfalls an die SVP verlor die CVP 2003 ihren zweiten Bundesratssitz. Christoph Blocher gewann damals die Wahl mit nur fünf Stimmen Unterschied zu Ruth Metzler.

Erfolg durch Doris Leuthard

In der Mitte der 2000er-Jahre konnte die Partei dank des sogenannten «Leuthard-Effekts» wieder etwas aufatmen. Eine gemeinsame Fraktion mit EVP und GLP sollte die politische Mitte stärken. In den 10er-Jahren verlor die CVP jedoch wieder Stimmen und lag 2019 nach Wähleranteil erstmals hinter den Grünen.

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Die Wahl von Doris Leuthard in den Bundesrat brachte der CVP wieder Aufschwung. - Keystone

2020 diskutierte die Parteileitung schliesslich über eine Umbenennung in «Die Mitte». Somit sollte das christliche Element, an dem sich viele Wählende störten, aus dem Namen entfernt werden.

Die Geschichte der BDP

Ab den 90ern orientierte sich die Politik der SVP unter Christoph Blocher stärker nach rechts. Dies sorgte in den Kantonalparteien in Bern, Glarus und Graubünden für Unmut. In diesen Kantonen entwickelte sich die SVP aus eher gemässigten bürgerlichen Vorgängerparteien und waren dementsprechend politisch orientiert.

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Eveline Widmer-Schlumpf nimmt die Wahl zur Bundesrätin an. - Keystone

Diese Unstimmigkeiten kulminierten 2007 in der Wahl von Eveline Widmer-Schlumpf in den Bundesrat. Die Bündnerin anerkannte gegen den Willen der SVP-Fraktion die Wahl. Da sich die SVP Graubünden weigerte, sie der Partei zu verweisen, schloss die SVP Schweiz die gesamte Kantonalpartei aus.

Auch Samuel Schmid liess sich 2007 bei der Abwahl von Christoph Blocher als Bundesrat vereidigen und verstiess gegen die SVP-Strategie. Als Konsequenz wurde er von der Parteispitze nicht mehr als Vertreter der SVP angesehen.

Kantonsparteien schliessen sich zusammen

Die ehemalige Bündner Kantonalpartei benannte sich daraufhin in Bürgerlich-Demokratische Partei (BDP) um. Auch in Bern und Glarus spalteten sich SVP-Exponenten von der Mutterpartei ab. Am 1. November 2008 wurde in Glarus die BDP Schweiz gegründet, ihr erster Präsident war Hans Grunder.

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Martin Landolt wurde 2012 Präsident der BDP. - Keystone

Die BDP trat 2011 erstmals zu den Parlamentswahlen an. 2012 wurde Martin Landolt der neue Präsident der Partei. 2019 musste die BDP starke Verluste hinnehmen und konnte keine Fraktion mehr bilden. So entschloss sich die Parteileitung zur Fusion mit der CVP.

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