Die Dienstwagen der Bundesräte werden schrittweise mit BMW i7 ersetzt. Das Klima redet mit drein – die Finanzen auch. Ein Kommentar.
Bundesrat E-Auto BMW
Das neue Elektrofahrzeug Typs BMW i7 von Bundesrätin Viola Amherd wird an einer Ladestation vor dem Bundeshaus aufgeladen, am Mittwoch, 14. Juni 2023 in Bern. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat steigt auf Elektro-Dienstwagen um.
  • Der auserwählte BMW i7 ist luxuriös und teuer.
  • Macht die Wahl Sinn? Ein Kommentar.

Anfang Jahr war die Welt noch in Ordnung. Neo-Bundesrat Albert Rösti durfte sich aus dem Wagenpark des Bundes einen Dienstwagen aussuchen und entschied sich für einen Mercedes S-Klasse. Den Elektro-Flitzer seiner Vorgängerin im Umweltministerium, Simonetta Sommaruga, musste er nicht übernehmen. Dieser säuft Diesel und zwar über acht Liter pro 100 Kilometer.

VBS zwingt Bundesrat in Elektro-BMWs

Nur war damals schon klar, dass das so nicht weitergehen kann. Denn das VBS hatte zu diesem Zeitpunkt bereits entschieden, für die gesamte Bundesverwaltung nur noch Elektrofahrzeuge zu beschaffen. Heute also wurden Nägel mit Köpfen gemacht und die ersten drei BMW i7 in Betrieb genommen. Von VBS-Chefin Viola Amherd, Wirtschaftsminister Guy Parmelin – und Öko-Bundesrat wider Willen, Albert Rösti.

202 BMW i7
Ein Kinodisplay und eine LED-Beleuchtung des Dachhimmels machen den Fond des BMW i7 zum eindrucksvollen Erlebnis - BMW

Ein BMW also, der als Luxusschlitten gilt, und das nicht nur in der Elektro-Sparte. Mit Liegesessel und optionalem Breitestbild-Screen, der hinter dem Chauffeur versenkt werden kann. Wollten wir nicht Strom und Geld sparen? Stattdessen bestellt das VBS nun das Pendant zum F-35, weil das Pendant zum Gripen wohl nicht gut genug war.

Auf zur oberen Mittelklassen-Prüfung

Nun ja: So ein Repräsentationsfahrzeug muss wohl auch einige Faktoren jenseits von völlig neuen Fahrgefühlen erfüllen. Vergleicht man die nicht sehr zahlreichen E-Optionen in der oberen Mittelklasse, fällt vor allem eins auf: Der BMW i7 ist teuer und schwer. Bei den Werten wie Leistung, Verbrauch oder Reichweite liegen die vergleichbaren Modelle von Tesla oder Mercedes in ähnlichen Bereichen.

Klimabilanz BMW iZ Mercedes
Die Klimabilanz des BMW i7 im Vergleich mit dem Mercedes V250 4M. - Screenshot tcs.ch

Immerhin: Wie der Tesla Model S hat der BMW i7 die Energieetikette «A». So holt er in der Klimabilanz den Mercedes V250 4M von Bundesrat Alain Berset schon nach 5000 Kilometern locker ein. Für Rösti insofern also tatsächlich ein Vorsprung durch Technik.

Etwas weniger gut sieht es aber im direkten Vergleich unter den Elektro-Limousinen aus. Zwar liegt der 7er-BMW sowohl bei Betriebskosten wie bei der Klimabilanz gleichauf mit dem Mercedes EQS 580 4Matic. Dieser ist aber auch der Einzige, der sogar noch mehr kostet als die 170'000 Franken Listenpreis des BMW.

Klimabilanz BMW Tesla Mercedes
Die Klimabilanz des BMW i7, praktisch deckungsgleich mit dem Elektro-Mercedes, aber deutlich schlechter als die des Tesla Model S.
BMW i7 Tesla Mercedes
Die Betriebskosten des BMW i7, praktisch deckungsgleich mit dem Elektro-Mercedes, aber deutlich schlechter als die des Tesla Model S.

Der Tesla Model S unterbietet die beiden deutschen Qualitätsprodukte locker. Doch so eine Musk-E-Limousine hat ja fängs jeder. Besser ginge es aber dennoch, sogar mit den Deutschen, wie Simonetta Sommaruga bewiesen hat.

Sommaruga spurt vor

Röstis Vorgängerin repräsentierte nämlich mit Tiefstaplerei: Untere Mittelklasse musste reichen, ein VW ID.3 musste her. Bei dessen Performance kommt sogar ein Tesla ins Schwitzen. Sommaruga setzte dabei lediglich das um, was dereinst auch Ueli Maurer angedacht hatte: Bescheidenheit als Zier. Maurer philosophierte einst, ein Fiat Cinquecento würde ihm genügen.

Dieser wird zwar nicht mehr hergestellt, aber dafür gibt es die Modellreihe Fiat 500. Doch, leider, trotz Klein-aber-fein, überholt ein solcher in der Klimabilanz nach 150'000 Kilometern halt trotzdem den Koloss BMW i7. Wäre er noch im Amt, würde Sparfuchs Maurer wohl die Elektro-Variante ins Spiel bringen. Und Patriot Maurer den Fiat 500e Swiss Edition – günstiger und klimafreundlicher geht fast nicht mehr.

Ausser… man setzt auf einen Elektro-Smart, der ja immerhin auch einen Schweiz-Bezug hat. So ein Smart fortwo würde jedenfalls für Aufsehen sorgen in der Staatsbesuchwagenkolonne. Nachteil: Der Bundesrat sitzt dann vorne und dem Chauffeur fast auf den Knien. Jetzt wissen Sie auch, warum es beim Bundesrats-Dienstwagen gar nicht geräumig genug sein konnte: Die Chauffeure haben ein Machtwort gesprochen.

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