«Aufrecht Schweiz» ist jetzt im Bundeshaus

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Urs Hans von der Zürcher Sektion der systemkritischen Gruppierung «Aufrecht Schweiz» hat seit dieser Woche einen Bundeshaus-Badge.

Urs Hans Erich Vontobel
Urs Hans von «Aufrecht Schweiz» (links) und Nationalrat Erich Vontobel (EDU/ZH) - Screenshot aufrecht-zuerich.ch / zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Urs Hans von «Aufrecht Schweiz» hat nun Zugang zum Bundeshaus.
  • Er erhält einen der beiden Badges, die EDU-Nationalrat Erich Vontobel zu vergeben hat.
  • Zuvor hatte diesen Badge Nicolas Rimoldi, dem er aber entzogen wurde.

Bei den nationalen Wahlen 2023 trat die systemkritische Gruppierung «Aufrecht Schweiz» in mehreren Kantonen an. Zu einem Sitz im Nationalrat reichte es jedoch nicht – auch nicht im Kanton Zürich, trotz seiner 36 Sitze.

Nun hat aber Urs Hans vom Vorstand von «Aufrecht Zürich» diese Woche dennoch einen Bundeshaus-Badge erhalten. Mit diesem kann er jederzeit ins Parlamentsgebäude, sogar in die Wandelhalle hinter dem Nationalratssaal.

Hans gehörte bis im Juni 2020 der Grünen Partei an und sass für diese im Kantonsrat. Dann aber wurde er ausgeschlossen, wegen «abenteuerlicher Thesen zur Pandemie und zur Behandlung von Covid-19». Denn Hans ist nicht nur Systemkritiker, sondern auch Impfskeptiker – und nun also im Bundeshaus.

Bundeshaus-Badge-Basar

Zu verdanken hat Urs Hans dieses Privileg dem Zürcher EDU-Nationalrat Erich Vontobel. Jedes Parlamentsmitglied kann zwei Badges an beliebige Personen vergeben: Familienmitglieder, persönliche Mitarbeiter, Lobbyisten.

Den ersten Badge hat Vontobel für die gesamte Amtszeit an Hanspeter Büchi vergeben, den Sekretär der Parlamentarischen Gruppe Schweiz-Israel.

Bundeshaus Rimoldi
Darf nicht mehr ins Bundeshaus: Massnahmen-Kritiker Nicolas Rimoldi. (Archivbild) - keystone

Den zweiten Badge erhielt zunächst für drei Monate Walter Wobmann von den Schweizer Demokraten. Danach Mass-Voll-Präsident Nicolas Rimoldi, was aber nicht lange gut ging: Vontobel entzog ihm den Badge schon bald wieder, wegen verschiedener provokanter Äusserungen, unter anderem gegen Sanija Ameti.

Turnusgemäss ist nun Urs Hans dran. Aber nicht, weil EDUler Vontobel liebend gerne seine Parlaments-Gschpänli mit den versammelten Enfants terribles der Schweizer Politik ärgert. Nein: «Es ist als Dankeschön gedacht.»

Grünen-Glättli bleibt emotionslos

Er habe seine vier Amtsjahre aufgeteilt, je nachdem, wie viel diese Gruppierungen via Listenverbindung zu seinem Wahlergebnis beigetragen hatten. «So haben sie auch etwas davon», meint Vontobel zu Nau.ch.

Reaktionen habe es bis jetzt jedenfalls noch keine gegeben: «Die meisten haben das wohl gar nicht mitbekommen.»

Balthasar Glättli Grüne
Nationalrat Balthasar Glättli (GPS/ZH) spricht während der Sommersession der Eidgenössischen Räte, am 19. Juni 2025 im Nationalrat in Bern. - keystone

Auch Grünen-Nationalrat Balthasar Glättli nicht. Nun könnte er dem geschassten ehemaligen Parteikollegen unvermittelt in der Wandelhalle begegnen, aber: «Ich würde dem emotionslos entgegenblicken.»

Glättli mag nicht alte Geschichten aufwärmen: «Hier war es richtig, dass sich die politischen Wege trennten. Aber fünf Jahre später ist das für mich nicht mit grossen Emotionen verbunden», erklärt er.

Urs Hans ist anders: nicht wie Rimoldi

Für den ehemaligen Mitstreiter im Kantonsrat gibt es, wenn schon, Vorschuss-Lorbeeren: ««Im Gegensatz zu Rimoldi verteilt Urs Hans ja keine Ohrfeigen.» Mass-Voll-Boss Nicolas Rimoldi hatte im Rahmen der Einreichung des E-ID-Referendums EDU-Grossrat Samuel Kullmann angegriffen.

Was würdest du tun, wenn du einen Bundeshaus-Badge hättest?

So gibt Glättli Hans lediglich einen guten Rat mit auf den neuen Weg als Parlaments-Lobbyist: «Er hat es selber in der Hand, eine Art an Auftritt zu wählen, die seine Gesprächspartner nicht von vornherein abschreckt.»

«Urs Hans hat natürlich seine Spezial-Ansichten, aber das haben andere auch», relativiert Nationalrat Vontobel. «Ich schätze ihn als Person.» So oder so führt für ihn eh kein Weg am Badge für den «Aufrecht Schweiz»-Vertreter vorbei: «Ich habe es so versprochen und darum kann ich auch jedem in die Augen blicken.»

Kommentare

User #1222 (nicht angemeldet)

Skeptiker sind Staatsgegner. Warum müssen die einen Badge haben? Die gehören einfach nicht dorthin. Aber die EDU ist noch nie durch besonders schlaue Aktionen aufgefallen.

User #6192 (nicht angemeldet)

Liebe Huldrych, Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass man hetzen und unanständig ist … auch von SVP … Das ist das Traurige. Verleumdung, Hetze wird als Meinungsfreiheit definiert. Meinung/Kritik ja, aber Hetze nein. Einige Skeptiker wie Huldrych können das nicht mehr unterscheiden. Kritik ja, aber respektvoll. Das ist ein Riesenunterschied. Menschen und sogar Kinder als Müll, Käfer, Viren, Regen zu bezeichnen zeugt nicht von grosser Intelligenz, eher von grosser Dummheit! Was sind das bloss für respektlose und empathielose Leute. Möchte von denen jemand, insbesondere Kinder, wirklich so respektlos behandelt werden? Naja, das glaube ich kaum. Was für eine gestörte Skeptiker Gesellschaft.

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