Überfall auf Kim Kardashian: «Opa-Gangstern» drohen hohe Strafen
Der Prozess um den Überfall auf Reality-TV-Star Kim Kardashian in Paris bietet alles, was ein typisch französischer Kriminalfilm braucht.

Der US-Star, der vor Gericht von Todesangst berichtete und vom Geständnis eines Täters zu Tränen gerührt wurde, Ganoven alten Schlags auf der Anklagebank, eine verschwundene Millionenbeute und die französische Hauptstadt inklusive der glamourösen Modewoche dort als Kulisse.
Neun Jahre nach dem spektakulären Raub werden im Prozess gegen neun Männer und eine Frau nun an diesem Freitagabend die Urteile erwartet. Sie müssen sich auf hohe Haftstrafen gefasst machen.
«Opa-Gangster» mit schillernden Spitznamen
Die Angeklagten im Durchschnittsalter von rund 60 Jahren werden von der französischen Presse als «Opa-Gangster» beschrieben. Viele von ihnen verbrachten bereits lange Jahre hinter Gittern und haben schillernde Spitznamen wie «Omar, der Alte» (69), «Blauauge» (69) sowie Gangsterbraut «Cathy» (78).
Einer der Angeklagten ist inzwischen taub-stumm, einer leidet an Parkinson und ein anderer wird wegen einer Krebserkrankung behandelt.
Nur zwei der Angeklagten sind geständig. In ihren letzten Worten äusserten sie wie schon im Prozess ihr Bedauern. «Es tut mir leid, was ich getan habe», meinte der eine, um «tausendfaches Verzeihen» bat der andere. Alle anderen beteuerten bis zuletzt ihre Unschuld. «Ich habe mit der ganzen Geschichte nichts zu tun», meinte «Cathy».
«Ich war am Raub des Schmuckes nicht beteiligt», liess ein anderer über seinen Anwalt erklären. «Ich habe das Auto nicht gefahren», sagte ein anderer Angeklagter. «Die Wahrheit ist, dass ich nicht schuldig bin», meinte ein weiterer.
Lange Haftstrafen für Haupttäter gefordert
Die Staatsanwältin indes hält die Angeklagten allesamt für schuldig, an dem sorgfältig geplanten Überfall auf Kardashian beteiligt gewesen zu sein, wie sie in ihrem Plädoyer sagte. Anders als die Verteidigung es darstellen wolle, handele es sich nicht um stümperhafte Senior-Gauner. Vielmehr seien die zumeist einschlägig vorbestraften Täter gewaltsam und zielstrebig sowie ohne Mitgefühl für ihre Opfer vorgegangen.
Für die vier Haupttäter forderte die Staatsanwältin zehn Jahre Haft, einer soll acht Jahre und zwei weitere sollen sieben Jahre Haft erhalten. Für die einzige angeklagte Frau plädierte die Anklage auf sechs Jahre Haft, ein weiterer Mann soll vier Jahre Haft erhalten und ein anderer eine Geldstrafe.
Die Verteidigung hatte von einer schlecht fundierten Anklage und einem aufgeblasenem Verfahren gesprochen. Wenn das Opfer nicht Kim Kardashian gewesen wäre, sondern eine gewöhnliche Person, wäre der Prozess anders abgelaufen, hiess es.
Kardashian (44), die sich zur Fashion Week in Paris aufhielt, war in der Nacht zum 3. Oktober 2016 im Luxusquartier «No Address» im schicken 8. Pariser Stadtbezirk überfallen worden. Fünf Räuber waren als Polizisten verkleidet gegen 2.30 Uhr plötzlich vor der Residenz aufgetaucht. Zwei von ihnen brachten den Pförtner in ihre Gewalt und stürmten maskiert und mit vorgehaltener Waffe in Kardashians Zimmer.
Ganoven fesselten und knebelten ihr Opfer
Dort bedrohten sie sie mit der Waffe, fesselten und knebelten sie mit Klebeband an Armen und Beinen und erbeuteten Schmuck im Wert von rund neun Millionen Euro, darunter den Verlobungsring des Stars mit einem 18,88-karätigen Diamanten.
Die millionenschwere Beute wurde bis heute nicht gefunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Kriminellen sie in Antwerpen zu Geld gemacht haben. Hauptverantwortlich dafür soll «Reibenase» (72) gewesen sein, dieser Angeklagte starb aber kurz vor Prozessbeginn.
Kardashian: «Ich dachte, ich würde sterben»
Kardashian konnte selbst ihre Fesseln lösen und Alarm schlagen. Der Medienstar blieb körperlich unverletzt, stand aber unter Schock. Kardashian erzählte vor Gericht in Paris, sie habe Angst gehabt, dass die Täter sie vergewaltigen oder erschiessen würden. «Ich war mir absolut sicher, ich dachte, ich würde sterben», sagte sie aus.