Das neunte Travis-Album klingt wie seine Vorgänger schön schwermütig. Man hört ihm aber auch an, dass die Schotten reifer geworden sind. Sänger Fran Healy nennt die Platte eine seiner besten Arbeiten.
Schön und schwermütig: Travis. Foto: Ryan Johnston/Bmg Rights Management/Warner/dpa
Schön und schwermütig: Travis. Foto: Ryan Johnston/Bmg Rights Management/Warner/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Erwachsenwerden hat seine Vorteile - zumindest für die Fans der schottischen Band Travis.

Dem inzwischen 14 Jahre alten Sohn von Frontmann Fran Healy haben sie es nach Angaben des Vaters zu verdanken, dass dieser mit dem neuen Album «Ten Songs» eine seiner besten Arbeiten gemacht hat.

Lange sei Sprössling Clay seine Priorität gewesen, wie der Sänger der Deutschen Presse-Agentur sagte. Vor etwa einem Jahr soll ihm der Jugendliche dann aber geraten haben, sich wieder auf seine Musik zu konzentrieren. «Ich möchte wirklich, dass du jetzt wieder die Band machst. Mir geht's gut. Du brauchst dich nicht mehr um mich zu kümmern», zitiert Healy seinen Sohn.

Also widmete sich der Sänger und Songschreiber, der ohne Vater aufwuchs, dem inzwischen neunten Studioalbum der Band. «Das letzte Mal, dass ich so fokussiert war, war bei 'The Boy With No Name'», so Fran Healy. Das höre man dem Album an: «Die Songs sind wirklich gut.»

In Travis'scher Tradition sind die zehn Lieder ruhig und ein bisschen unnahbar. Erst langsam entfalten sie sich beim Hören. Sie klingen nach dem passenden Soundtrack zum Herbst - ganz im Sinne eines alten Hits der Schotten: «Why Does It Always Rain On Me?» (Warum fällt der Regen bloss immer auf mich?). Doch sind die Songs inzwischen reifer, und gesetzter geworden.

Im Opener «Waving At The Window» streuen Travis in den melancholischen Sound beschwingte Klaviertöne, die ein bisschen nach den letzten Sonnenstrahlen des Jahres klingen und dem Song Spannung geben. Bei «The Only Thing», das Healy zusammen mit Bangles-Sängerin Susanna Hoffs singt, sind es die Streicher, die die eher kühlen Töne aufwärmen. Eine von Travis' grössten Stärken war stets die verdichtete Atmosphäre ihrer Songs.

Und auch «Ten Songs» hat sie wieder, diese gewisse schön-schwermütige Aura, die einst Bands wie Coldplay inspirierte. Die grossen Knaller des Frühwerks gibt es aber auf der neuen Platte nicht. Healy konzentriert sich stattdessen darauf, die Vergangenheit zu reflektieren.

In «Nina's Song» etwa verarbeitet der Sänger seine Kindheit mit einem fehlenden Elternteil. «Ich dachte nicht, dass es besonders wichtig ist, einen Vater zu haben - bis ich selber Vater wurde.» Der Refrain kommt dabei ein bisschen zu dramatisch daher, mit traurigen Streichern - und Healys Stimme, sonst herrlich klar, klingt hier etwas gedrückt.

Der wohl grösste Hit des Albums ist das lebensbejahende «A Ghost». Darin schaut Healy auf sein jüngeres Ich zurück, das gewisse Dinge ausprobieren will, um im Alter nichts zu bereuen. Der Song ist eine erwachsenere Version der frühen, ungeschliffeneren Hits der Band. So wie diese zündet er aber nicht.

Denn ein Vierteljahrhundert Bandgeschichte hat Spuren hinterlassen. So viel Schwung wie auf ihrem Frühwerk vermitteln Travis nicht mehr. Das Erwachsenwerden hat eben doch nicht nur Vorteile.

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