Baume-Schneider: Schweizer werden nicht für US-Preissenkungen zahlen

Die Schweiz und die USA haben sich auf einen Zoll von 15 Prozent geeinigt. Hier im Ticker findest du die aktuellsten Entwicklungen und Reaktionen dazu.

Bundesrat Guy Parmelin
Bundesrat Guy Parmelin präsentierte am Freitag den Zoll-Deal mit den USA. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die USA senken ihre Zölle von 39 auf 15 Prozent für Waren aus der Schweiz.
  • Laut Bundesrat Parmelin ist das Inkrafttreten des Deals in zehn bis zwölf Tagen möglich.
  • Im Ticker von Nau.ch findest du die neusten Entwicklungen und Reaktionen dazu.

Gestern Freitag war es so weit: Die USA und die Schweiz haben sich im Streit um die US-Einfuhrzölle für Schweizer Waren geeinigt.

Die USA senken ihre Zölle auf 15 Prozent für Waren aus der Schweiz – von bisher 39 Prozent. Das hatten sowohl der Bundesrat als auch das Weisse Haus am Freitag mitgeteilt.

Zeitgleich mit der Senkung der US-Zölle wird die Schweiz im Rahmen der Übereinkunft Einfuhrzölle auf eine Reihe von US-Produkten abbauen. Dabei handle es sich, neben sämtlichen Industrieprodukten sowie Fisch und Meeresfrüchten, um aus Sicht der Schweiz «nicht-sensitive Agrarprodukte».

Was hältst du von dem Zoll-Deal mit den USA?

Schweizer Unternehmen planen laut Mitteilung des Bundesrats, bis Ende 2028 insgesamt 200 Milliarden US-Dollar an Direktinvestitionen in den USA umzusetzen. Laut Mitteilung aus dem Weissen Haus erstrecken sich diese Investitionen über die kommenden fünf Jahre und über alle 50 US-Bundesstaaten. Liechtenstein werde seinerseits 300 Millionen Dollar investieren und 50 Prozent mehr Arbeitsplätze im privaten Wirtschaftssektor schaffen. Ziel sei es laut Washington, das Abkommen Anfang 2026 abzuschliessen.

Hier im Ticker von Nau.ch findest du die neusten Informationen und Reaktionen dazu.

Baume-Schneider: Prämienzahler werden nicht für Preissenkungen in USA zahlen

11.51: Auch SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider hat sich zum ausgehandelten Zoll-Deal mit den USA geäussert: «Jetzt in dieser Lage ist es ein gutes Resultat. Man muss an die Arbeitsplätze und an die Exportfirmen denken. Für sie ist es positiv», sagt sie Interview mit «SRF».

Sie hält fest, dass die Wirtschaftsvertreter, die sich direkt mit Donald Trump getroffen hatten, kein Mandat des Bundesrats hatten. Dass diese und andere Länder dem US-Präsidenten Geschenke übergeben, passe für sie nicht zur «politischen Diplomatie».

Der US-Präsident verlangt von Pharma-Firmen unabhängig vom Zoll-Deal tiefere Medikamentenpreise in den USA. Doch Novartis, Roche und andere Schweizer Pharma-Konzerne haben gewarnt, dass dies höhere Preise in der Schweiz zur Folge habe.

Elisabeth Baume-Schneider
Laut Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider werden nicht Schweizer Prämienzahler die Medikamenten-Preissenkungen in den USA bezahlen müssen. - keystone

Bundesrätin Baume-Schneider stellt aber klar: «Die Leute in der Schweiz können und müssen nicht mit ihren Krankenkassen-Prämien für Preise in den USA zahlen.» Der Bundesrat lasse aber mit sich über das Preissystem in der Schweiz diskutieren.

Aber: «Ein neues Preismodell heisst nicht, dass alle Preise steigen. Andere Medikamente werden vielleicht weniger teurer.»

Demokratin: Trump gibt vor Grossfirmen nach

10.35: Der Zoll-Deal zwischen der Schweiz und den USA gibt auch in den USA zu reden. Auch wegen der Rolle der Schweizer Wirtschaftsführer, die zuvor in Washington direkt mit Trump verhandelt hatten.

Kritiker sehen dies laut «The Guardian» als Beweis dafür, dass die Trump-Regierung die Interessen der Unternehmen über die der sich abmühenden US-Amerikaner stellt. Dies, während die Inflation die Lebenshaltungskosten landesweit in die Höhe treibt.

Elizabeth Warren
Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren kritisiert Donald trump. - keystone

Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren sagt in diesem Zusammenhang dazu: «Während die Preise für amerikanische Familien wegen Trumps chaotischen Zöllen stark steigen, sind es die Milliardäre und Grosskonzerne, die die sich bei Trump einschmeicheln, die davon profitieren.

KOF Institut: Trotz Zoll-Deal bleiben Belastung und Risiko gross

08.45: Die Absichtserklärung zur Zollsenkung auf Schweizer Produkte dürfte das Bruttoinlandprodukt (BIP) in der Schweiz um 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte positiv beeinflussen. Das teilte das KOF Institut am Freitagabend mit. Das aktuell erwartete Wachstum von 0,9 Prozent für 2026 dürfte damit wieder deutlich über 1 Prozent zu liegen kommen.

Auch rechnet das KOF nicht mehr mit einem Wegfall von 7500 bis 15'000 Vollzeitstellen in den vorher von den Zöllen besonders betroffenen Branchen Maschinenbau, Präzisionsinstrumente, Uhren- und Nahrungsmittelindustrie. Der Grossteil der Arbeitsplätze sei nun nicht mehr bedroht, heisst es weiter.

«Der neue Zollsatz bringt Erleichterung, allerdings bleiben erhebliche Belastungen und Risiken für die Schweizer Volkswirtschaft bestehen», sagt KOF Co-Direktor Hans Gersbach. So werde auch der tiefere Zollsatz von 15 Prozent 0,2 Prozentpunkte Wirtschaftswachstum kosten. Im Durchschnitt sind das rund 150 Franken Einkommensverlust für jede Schweizerin oder jeden Schweizer, rechnen die Ökonomen vor.

Parmelin: Neuer Zollsatz in zehn bis zwölf Tagen möglich

07.10: Laut Wirtschaftsminister Guy Parmelin ist der Zeitpunkt des Inkrafttretens des neuen Zolltarifs unklar – doch in zehn bis zwölf Tagen möglich. «Es braucht ein bisschen Zeit», sagte der Bundesrat im Interview mit dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF).

Die Ankündigung der Senkung der US-Zusatzzölle stabilisiere die bilateralen Handelsbeziehungen, betonte der Bundesrat vor den Medien. Obwohl insgesamt im Vergleich mit der Situation vor der Einführung der Zusatzzölle im April ein erhöhter Zollsatz bestehen bleibe, seien von der vereinbarten Senkung positive Impulse für die Schweizer Wirtschaft zu erwarten. Die US-Zölle von 39 Prozent hätten bereits Schäden verursacht, da sie 40 Prozent der Exporte betroffen hätten, sagte Parmelin.

Kommentare

User #1996 (nicht angemeldet)

Zölle von 4 % auf 15 % als „Erfolg“ zu feiern, ist blanker Hohn. Wer von 39 % auf 15 % runtergeht, zeigt nicht Großzügigkeit, sondern, wie überzogen das Ganze ursprünglich war. Unternehmen müssen ihre Produktion verlagern – kein Sieg, sondern Schaden. Willkommen in der neuen aufrechten Kriegswelt! Eine Schweiz, die Milliardären Rolex-Uhren und Gold überreicht, während das Volk den Gürtel enger schnallen soll. Trump wird von SVP-nahen Wirtschaftsführern wie ein König empfangen, mit Sekt, Selfies und devotem Lächeln. Glänzende Fassaden für die Reichen, Schweigen für alle anderen. Rückgrat? Fehlanzeige. Das Ganze stinkt nach Unterwerfung.

User #9684 (nicht angemeldet)

Doch für die Preissenkung werden wir zahlen

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