Bei der Übergabe des Literaturnobelpreises an Peter Handke kam es zu Protesten. Grund dafür ist die Rolle des Schriftstellers im Jugoslawien-Konflikt.
Olga Tokarczuk aus Polen (l), Nobelpreisträgerin für Literatur 2018, und Peter Handke aus Österreich, Nobelpreisträger für Literatur 2019, bei der Nobelpreisverleihung. Foto: Jonas Ekstromer/TT NEWS AGENCY/AP/dpa
Olga Tokarczuk aus Polen (l), Nobelpreisträgerin für Literatur 2018, und Peter Handke aus Österreich, Nobelpreisträger für Literatur 2019, bei der Nobelpreisverleihung. Foto: Jonas Ekstromer/TT NEWS AGENCY/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Österreicher Peter Handke wurde mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
  • Dabei kam es vor dem Konzerthaus zu Protesten.
  • Grund dafür ist die Rolle des Schriftstellers im Jugoslawien-Konflikt.

Neben ihm nahmen am Dienstag zwölf Wissenschaftler in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Wirtschaft ihre Nobelmedaillen entgegen. Zeitgleich zum anschliessenden Nobelbankett wurde auf dem nahegelegenen Norrmalmstorg gegen die Vergabe an Handke protestiert. Grund dafür ist dessen umstrittene Positionierung im Jugoslawien-Konflikt.

Applaus anstatt Pfiffe

Der Vorsitzende des Nobelkomitees, Anders Olsson, liess die Kontroverse in seiner Laudatio auf Handke unerwähnt. Als Schwedens König Carl XVI. Gustaf die Auszeichnung überreichte, gab es aus dem Publikum höflichen Applaus und keine Pfiffe.

Die Akademie hatte ihre Entscheidung für Handke im Vorfeld vehement verteidigt. Man müsse zwischen der Person und ihrem literarischen Werk unterscheiden, hatte sie erklärt.

Handke hatte sich im Jugoslawien-Konflikt stark mit Serbien solidarisiert. Zudem hat er nach Ansicht von Kritikern die begangenen Kriegsverbrechen bagatellisiert oder geleugnet. 2006 hielt er bei der Beerdigung des sechs Jahre zuvor gestürzten serbischen Führers Slobodan Milosevic eine Rede.

Kroatien und Türkei verzichteten auf Teilnahme

Dass die Schwedische Akademie ausgerechnet ihn auszeichnete, erzürnte mehrere Organisationen. Unter ihnen die Mütter von Srebrenica und die Gesellschaft für bedrohte Völker. Staaten wie das EU-Land Kroatien und die Türkei verzichteten gar auf die Teilnahme ihrer Botschafter an der Preisverleihung.

peter handke
Peter Handke an der Nobelpreisverleihung. - Keystone

«Handkes Literatur schreibt die Geschichte um, er stellt einen Genozid infrage, der bewiesen worden ist.» Dies sagte eine der Initiatorinnen, Teufika Sabanovic, der Deutschen Presse-Agentur. Sie glaube nicht daran, dass sich Handke eines Tages doch noch bei den Völkermordopfern entschuldigen werde.

Auch Erdogan meldete sich zu Wort

Die Demonstrantin Halima Subasic sagte, sie sei zu dem Protest gekommen, um ihre Solidarität für die Opfern zu zeigen. «Man kann das alles nicht vereinfachen und bloss sagen, man müsse zwischen Literatur und der Person unterscheiden.»

«Wie könnt ihr es wagen, Peter Handke den Nobelpreis zu geben?», fragte auch der Theaterregisseur und Schriftsteller Jasenko Selimovic, der 1992 als Flüchtling aus Sarajevo nach Schweden gekommen war. Den Leugner eines Völkermords mit der Auszeichnung zu belohnen, sorge auch dafür, dass die Geschichte revidiert werde.

«Der Beschluss wird die Schwedische Akademie auf ewig verfolgen.» Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan meldete sich am Dienstag ebenfalls zu Wort. Er bezeichnete Handke als «rassistische Person» und «Mörder».

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