Boris Becker macht Demenz von Mutter Elvira öffentlich
In seinem neuen Buch packt Boris Becker nicht nur über die Zeit hinter Gittern aus. Die Tennis-Ikone spricht auch erstmals über die Demenz seiner Mutter.

Das Wichtigste in Kürze
- Boris Becker sass in Grossbritannien im Gefängnis.
- Jetzt hat der dreifache Wimbledon-Sieger ein Buch über die Zeit veröffentlicht.
- Darin macht er auch die Demenz seiner verstorbenen Mutter Elvira öffentlich.
Im vergangenen Jahr musste sich Boris Becker (57) für immer von seiner geliebten Mama verabschieden. Doch was viele bislang nicht wussten: Elvira (†89) war einige Jahre davor an Demenz erkrankt.
Das verrät Becker in seinem neuen Buch «Inside». Darin beschreibt die deutsche Tennis-Legende, wie es ihm während seiner Haft in Grossbritannien ergangen ist.
Boris Becker packt im Buch aus
Der vierfache Vater wurde 2022 in London wegen Insolvenzverschleppung zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Allerdings kam er vorzeitig frei: Knapp acht Monate später befand er sich wieder auf freiem Fuss und wurde nach Deutschland abgeschoben.
Nur wenige Tage nach seiner Freilassung wollte Boris Becker endlich seine Mutter sehen. In seinem Buch schreibt er: «Noch nie war ich so lange von ihr getrennt gewesen. Sie sah immer noch ziemlich gut aus für ihr Alter. Doch ich wusste, dass ihre Demenz immer stärker wurde.»

Das sei ihm bereits während des Prozesses und der Telefongespräche, die er mit ihr aus dem Gefängnis führte, klar geworden. «Ich war mir nicht ganz sicher, was mich erwartete. Um ehrlich zu sein, hatte ich sogar ein wenig Angst», gesteht die Tennis-Ikone.
Elvira wollte ihren berühmten Sohn und dessen Partnerin Lilian damals zum Essen einladen. Becker erinnert sich: «Für meine Mutter war ich immer noch ihr kleiner Junge, den sie beschützen musste. Das machte es schwierig, ein Gespräch zu führen. Man kann mit seiner Mutter nicht wirklich über die Erfahrungen im Gefängnis sprechen.»
Und weiter schreibt der 57-Jährige: «Worüber spricht man dann? Es gehört zu den Symptomen der Demenz, dass der Erkrankte sich oft wiederholt. So war es auch bei meiner Mutter.»
«Meine Mutter ging mir verloren»
Für den Zuhörer könne das schnell frustrierend werden, so Boris Becker. Er habe davor noch nie mit jemandem zu tun gehabt, der an Demenz litt.
«Ich dachte wieder wie ein kleiner Junge: Sie versteht mich nicht. Will sie es nicht, oder kann sie es nicht? Die Vergangenheit war für sie lebendiger als die Gegenwart. (…) Aber sie konnte mir nicht sagen, was gestern passiert war.»

Eines sei ihm an dem Tag aber bewusst geworden, was während seiner Gefängniszeit an ihm vorbeigegangen war: «Meine Mutter ging mir verloren. Nicht körperlich, sondern auf emotionaler Ebene.»
Und weiter schreibt Becker: «Ich wusste nicht, wie lange ich sie noch haben würde. Und in der gemeinsamen Zeit, die uns noch blieb, würde sie vieles nicht mehr mitbekommen. Das ist die Realität der Demenz. Man lebt in seiner eigenen undurchdringlichen Blase.»
Ehefrau Lilian rettete ihn
Beckers Buch schildert auf etwa 340 Seiten, wie er vor der Urteilsverkündung seine Sachen packt und eine Wimbledon-Krawatte umbindet. Wie er bei Haftantritt untersucht wird («Sie forderten mich auf, die Beine zu spreizen») und sich zurechtfinden muss. Häftlingsnummer A2923EV.
Anfangs im berüchtigten Gefängnis Wandsworth untergebracht, verbringt er seine Zeit in einer schimmeligen Zelle. Hält sich mit Frühstücksfernsehen, Atemübungen, Unterrichten und Anrufen bei seiner geliebten Lilian über Wasser.
«Es ging ums nackte Überleben, nichts weiter. Versuchen zu essen, versuchen zu schlafen», blickt die Tennis-Ikone zurück.
Die Beziehung zu seiner heutigen Ehefrau wird für ihn zum Anker. In der Widmung seines Buchs nennt er sie die «Frau, die mich gerettet hat». Inzwischen erwarten die beiden ihren ersten gemeinsamen Nachwuchs.