Die Schlieremer SP-Parlamentarierin Yvonne Apiyo Brändle-Amolo fordert Frauen dazu, sich freiwillig beim Zivilschutz zu melden. Ein Gastbeitrag.
Yvonne Apiyo Brändle-Amolo: Sollte das Coronavirus zu einer Epidemie führen, wäre ich stolz darauf, meinen Dienst zu leisten. - zvg
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Zivilschutz zu Zeiten des Coronavirus

Als ich nieste, sah mich meine Kollegin des Schlieremer Gemeinderats an und sagte lächelnd «Coronavirus». Im Moment können wir in der Schweiz noch halbherzige Witze über das Coronavirus machen, aber die Bedrohung ist real.

Heute gibt es schweizweit mehrere Personen, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben. Falls es zu einer Epidemie kommen sollte, werden wir wohl echte Schwierigkeiten bekommen, unter anderem auch deshalb, weil wir nicht genug Frauen im Zivilschutz haben, die bei der Bewältigung der Krise mithelfen könnten.

«Wir haben nicht genug Frauen im Zivilschutz»

Die Zahl der Personen, die sich freiwillig für den Zivilschutz einschreiben, ist sehr gering – und Frauen sind kaum darunter. Ich weiss dies, weil ich letztes Jahr in den Zivilschutz des Kantons Zürich eingetreten bin.

Als Schlieremer Gemeindeparlamentarierin und Präsidentin der SP Migrantinnen Zürich, wollte ich die Umstände selber kennenlernen, um die Migrantinnen richtig beraten zu können.

Yvonne Apiyo Brändle-Amolo bei der zweitägigen Rekrutierung für den Zivilschutz. - zvg

Die zweitägige Rekrutierung war reiner Wahnsinn. Mein Körper schmerzte von den Fitnessprüfungen und die psychologischen Tests waren eine intellektuelle «Reise», aber es machte Spass. Beim zweiten zweiwöchigen Ausbildungsteil wurde ich mindestens viermal täglich nach meiner Motivation für den Zivilschutz gefragt und die Insassen des Altersheims waren begeistert, eine Zivilschützerin als Betreuerin zu haben.

«Sollte eine Epidemie kommen, wäre ich stolz meinen Dienst zu leisten»

Ich habe miterlebt, wie es ist, als Migrantin oder Migrant einen Zugang zum Militär und Zivilschutz zu erreichen. Ich habe es schliesslich geschafft, in den Zivilschutz aufgenommen zu werden. Sollte das Coronavirus zu einer Epidemie führen, wäre ich stolz darauf, meinen Dienst zu leisten.

Migrantinnen und Migranten sind auch Ressourcen

Wir müssen unsere Einstellung ändern und Migrantinnen und Migranten als Ressourcen statt als Belastung betrachten. Es gibt viele Migrantinnen und Migranten – ich alleine kenne acht Frauen – die bereit wären, sich zum Zivilschutz zu stellen, um unserer Gesellschaft während der Krise zu dienen und zu helfen. Ich bin mir sicher, dass ich als Mitglied des Zivilschutzes, wenn er zum Einsatz kommen sollte, immer gut über die Krisensituation unterrichtet sein werde. Auch würden im Dienst stehende Zivilschützerinnen und Zivilschützer medizinisch gut versorgt sein.

Also schaffen wir doch Win-win-Situationen durch die vermehrte Werbung von Migrantinnen und Migranten für unseren Zivilschutz!

Yvonne Apiyo Brändle-Amolo kommt ursprünglich aus Kenia und setzt sich ein für die Interessen der Migrantinnen und Migranten. - spkantonzh.ch

Zur Person

Seit April 2018 ist Yvonne Apiyo Brändle-Amolo für die SP im Gemeindeparlament von Schlieren. Nebst dem Amt als Vizepräsidentin bei der SP Schlieren vertritt Brändle-Amolo die Zürcher SP Migrantinnen und Migranten als deren Präsidentin. Die Künstlerin und Filmproduzentin wohnt in Schlieren.

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