Corona: Lenzburger Bestatter erlebt herausfordernde Zeiten
Seit nun einem Jahr stellt das Coronavirus unser Leben auf den Kopf. Nau hat mit Hanspeter Ramseier, Ramseier & Iseli Bestattungen in Lenzburg, gesprochen.

Nau.ch: Von kaum spürbaren Anzeichen bis zum Tod – der Verlauf des Coronavirus ist sehr unterschiedlich. Wie haben Sie mit Ihrem Bestattungsinstitut dieses Jahr erlebt?
Hanspeter Ramseier: Die Zeit rund um die Corona-Pandemie war äusserst herausfordernd. Zum einen haben die verschiedenen Schutzbestimmungen unseren Arbeitsalltag prägend verändert. Hygienevorschriften müssen bei der Abholung von verstorbenen Personen berücksichtigt und umgesetzt werden.
Natürlich verfügen wir als Bestattungsdienst über entsprechende Schutzkleidung. Einschneidend waren aber nicht die Hygienevorschriften; viel mehr war es der sehr eingeschränkte Kontakt der Angehörigen mit uns aber auch mit dem Verstorbenen. Eine Aufgabe, die oft einem kleinen Spagat gleich kam. Wo darf man, wie viel darf man, wo ist ganz genau die Grenze?
So hatten die Angehörigen vielfach kaum noch die Möglichkeit, richtig von ihren Liebsten Abschied nehmen zu können. Trauerfeiern und Abdankungen müssen auf ein absolutes Minimum reduziert oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.

Auch für uns als Bestatter hat sich der Umgang mit den Angehörigen stark verändert. Leute kommen gerne persönlich bei uns vorbei, um die Bestattung genau besprechen und planen zu können. Dies schafft Vertrauen zwischen Bestattern und den Angehörigen. Um unseren Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie zu leisten, müssen wir diese Aktivitäten auf ein absolutes Minimum reduzieren.
Nau.ch: Wie viele Bestattungen hatten Sie innerhalb dieses Jahres? Können Sie sagen, wie viele dieser Fälle auf Corona zurückzuführen waren?
Hanspeter Ramseier: Grundsätzlich kann man sagen, dass wir im Gegensatz zum Vorjahr ca. 15 Prozent mehr Sterbefälle betreut haben. Dies kann einerseits auf die Corona-Pandemie, als auch auf das natürliche Wachstum unseres Unternehmens zurückgeführt werden.

Nau.ch: Erd- oder Feuerbestattung, auf dem Friedhof oder im Wald. Welches sind heutzutage die meistgewählten Bestattungsarten und -orte?
Hanspeter Ramseier: In der Schweiz bzw. im Kanton Aargau geht der Trend klar hin zu Feuerbestattungen. Ungefähr 90 Prozent der Verstorbenen werden kremiert und die Urne wird entweder auf einem Friedhof oder privat beigesetzt. Dies vielleicht auch, weil man bei einer Erdbestattung stark an den Friedhof gebunden ist.
Im Gegensatz dazu kann bei einer Feuerbestattung die Urnenbeisetzung individueller gestaltet werden. Jetzt, in Zeiten von Corona, kann diese Beisetzung dann auch zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden. Auch die Grabpflege spielt oft eine zentrale Rolle.

Nau.ch: Wo liegen für Sie jeweils die Herausforderungen in Ihrem Beruf?
Hanspeter Ramseier: Die Tage sind schwierig zu planen. Als ganzheitlicher Bestattungsdienst ist man 365/24 erreichbar und einsatzbereit. Ausserdem erfordert der Umgang mit Verstorbenen und Angehörigen ein gewisses Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen. Dabei ist es ganz wichtig, dass man authentisch bleibt.
Nau.ch: Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf als Bestatter?
Hanspeter Ramseier: Interessant an unserem Beruf ist die Abwechslung. Jeder Todesfall hat seine eigene Geschichte; man kann sein eigenes Blickfeld «erweitern», indem man so viele verschiedene Menschen kennenlernen darf. Auch erhält man Einblick in andere Kulturen und deren Gegebenheiten.

Es ist befriedigend, mit jemandem einen oft schwierigen Weg zu gehen; jemandem zu helfen, der sich in einer schwierigen und traurigen Situation befindet. Der Beruf des Bestatters ist sehr abwechslungsreich, da auch Büroarbeiten anfallen. Unser Bestattungsdienst bietet auch Drucksachen an und hilft bei der gesamten Organisation einer Trauerfeier.