Omikron lässt die Börsen bluten. Doch womöglich entwickelt sich die Variante zum Retter: So könnte die Pandemie zu einer saisonalen Grippe werden.
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Die Kurse könnten dank Omikron wieder steigen. (Symbolbild) - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Marktakteure verbinden mit Omikron vor allem Risiken für die Aktienkurse.
  • Doch es gibt Anzeichen, dass die Virusvariante weniger tödlich ist.

Die Corona-Pandemie und besonders die neue Virusvariante Omikron werden wohl auch in der neuen Börsenwoche den Takt vorgeben. Viele Marktakteure verbinden mit Omikron vor allem Risiken für die Aktienkurse.

Das verwundert nicht, hat die neue Variante dem deutschen Leitindex Dax zuletzt doch herbe Verluste eingebrockt und sind die Risiken durch eine Infektion im Vergleich zu zuvor bekannten Coronavarianten weitgehend unklar. Die Unsicherheit drückte den Dax am Freitag um 0,61 Prozent auf 15 169,98 Zähler. Doch es gibt auch Beobachter, die in Omikron eine Chance sehen.

Einschätzungen schwierig

«Die Investoren tun sich schwer mit einer Einschätzung der wirtschaftlichen Folgen von Omikron, weil die Datenlage nicht ausreicht», schrieb Chefstratege Mark Haefele von der Bank UBS. Omikron menge sich gegenwärtig in die ohnehin vielerorts steigenden Infektionszahlen der Delta-Variante.

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Eine Filiale der UBS. - Keystone

Sollte sich die neue Virusvariante als deutlich gefährlicher als ihre Vorgänger erweisen, drohten neuerliche Lockdowns. In diesem Szenario rechnet Haefele mit weiteren Kursverlusten von 10 bis 15 Prozent an den Aktienmärkten.

«Die Daten zu Omikron sind dünn, die Informationen sind widersprüchlich und einige Medien haben die Risiken aufgebauscht und Worst-Case-Szenarien beschrieben», schrieben Marko Kolanovic und Brian Kaplan von JPMorgan.

Omikron sei zwar vermutlich ansteckender als die bisherigen Varianten. Ersten Berichten zufolge könne Omikron jedoch weniger tödlich sein als die Vorgänger. «Das würde sich mit Erkenntnissen aus der Entwicklung von Viren in der Vergangenheit decken», so die Analysten.

Omikron wie neue Grippe?

Sollte sich Omikron rasch ausbreiten und mithin andere, gefährlichere Varianten quasi verdrängen, könne die Pandemie «in etwas übergehen, was eher einer saisonalen Grippe ähnelt», skizzieren Kolanovic und Kaplan ein Szenario, das sie allerdings selbst mit Fragezeichen versehen. Immerhin würde sich dieses Szenario einreihen in die bisherigen Erfahrungen mit virusbedingten Atemwegserkrankungen.

Damit könne schliesslich ein Ende der Pandemie in Sicht kommen, von der risikoreiche Anlagen wie Aktien profitieren dürften. Für Investoren böten sich neue Chancen: Vor allem Konjunkturzykliker, der Rohstoffsektor und Aktien der von Lockerungen profitierenden Unternehmen wären dann angesagt.

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Omikron ist mittlerweile in diversen Ländern nachgewiesen. - dpa

Verkauft werden dürften dagegen laut Kolanovic und Kaplan die Gewinner der coronabedingten Beschränkungen. Im Dax zählen dazu etwa Delivery Hero, Qiagen, Sartorius und Zalando.

VW berät über Investitionen

Für Spannung am deutschen Aktienmarkt könnten in der neuen Woche mit Daimler und Volkswagen zwei Autobauer sorgen. Zum einen soll am Donnerstag der Aufsichtsrat von VW über Milliardeninvestitionen und Personalien beraten.

Zum anderen sind am Freitag 41 statt 40 Aktien im Dax. Daimler spaltet die Truck-Sparte ab. Diese wird als Daimler Truck Holding AG aus börsentechnischen Gründen für einen Handelstag im Leitindex geführt und verlässt diesen mit Xetra-Schluss wieder.

Bei der alljährlichen grossen Investitionsrunde von VW werden vor allem die Milliardenausgaben und Finanzziele für die kommenden fünf Jahre festgezurrt - aber diesmal wohl auch einige wichtige Posten neu verteilt.

In der Kritik wegen des schlechten Managements rund um den Chipmangel und wegen seines provokativen Führungsstils steht einmal mehr Konzernchef Herbert Diess.

Inflation in den USA

Auf der Konjunkturseite richten sich die Blicke auf Inflationsdaten aus den USA. Die Frage ist, ob die bereits sehr hohe Inflation weiter gestiegen ist. Die US-Notenbank Fed würde sich durch eine weiter steigende Inflation wohl in ihrer Haltung bestätigt sehen, ihre Wertpapierkäufe schneller zurückzuführen als bisher beabsichtigt.

Viele Analysten rechnen mit einer konkreten Ansage der Zentralbank auf der nächsten Zinssitzung Mitte Dezember. Die milliardenschweren Käufe durch die Fed zählen als wichtiger Treiber der Aktienmärkte.

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