Schweizer Grüne liebäugeln mit Strafsteuer auf SUV

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Frankreich plant eine Strafsteuer für schwere Autos. Das Modell stösst bei den Grünen auf Interesse. Ein Auto-Experte mahnt die Branche.

SUVs Unfällen
Dem SUV-Fahrer wurde der Führerschein entzogen (Symbolbild). - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Frankreich plant eine Steuer für schwere Autos.
  • Bei den Schweizer Grünen stösst die Idee auf offene Ohren.
  • Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer warnt die Branche vor Akzeptanz-Risiken.

Frankreich nimmt die SUV ins Visier. Mit einem neuen Gesetz will die Regierung die Dickschiffe verteuern. Umweltschützer jubeln, Autobauer – gerade ausländische – sind weniger erfreut.

Worum geht es? In Frankreich sollen Fahrzeuge stärker besteuert werden, die über 1'800 Kilogramm schwer sind. Für jedes zusätzliche Kilo werden 10 Euro fällig. Ausgenommen sind Hybride, E- und Wasserstoffautos, aber auch Fahrzeuge für Grossfamilien.

Betroffen davon dürften vor allem Premium-Hersteller sein. Beispiel Audi Q7: Bei grössten SUV der Edel-Tochter von Volkswagen läge der Malus-Betrag bei rund 6'000 Euro.

Michael Töngi
Michael Töngi, Nationalrat und Vizepräsident des Mieterinnen- und Mieterverbands Schweiz. - zvg

Wäre das Modell etwas für die Schweiz? «Beim Autokauf ansetzen ist absolut richtig», findet Grünen-Nationalrat Michael Töngi. «Die nächsten Monate werden zeigen, wie stark die Wirkung des französischen Modells ist. Es kann für die Schweiz ein Vorbild sein.»

«Erreichen Paris-Abkommen mit CO2-Gesetz nicht»

Das CO2-Gesetz, welches im Herbst verabschiedet wurde, geht bereits in eine ähnliche Richtung. Töngi glaubt, dass damit umweltfreundliche Autos deutlich beliebter würden. «Aber um die Klimaziele des Abkommens von Paris und das Bundesratsziel von Netto Null im Jahr 2050 erreichen zu können, sind die Vorgaben des neuen CO2-Gesetzes nicht ausreichend.»

Kritisch sieht das Modell FDP-Ständerat Thierry Burkart. «Eine zusätzliche Besteuerung nach Gewicht beim Kauf ist nicht sinnvoll, auch wenn E- und Hybridfahrzeuge ausgenommen sind.» Es handle sich beim Vorschlag der französischen Regierung auch weniger um eine umwelt- als um eine wirtschaftspolitische Massnahme, findet Burkart. «Da die französischen Autos davon kaum betroffen sind.»

Der FDP-Ständrat hält fest, dass bereits mehrere Kantone eine Gewichtskomponente bei der Berechnung der Motorfahrzeugsteuer hätten. «Zusammen mit einem CO2-Anteil macht dies am meisten Sinn, da schwere Fahrzeuge die Strassen mehr abnützen und so einen höheren Beitrag an den Unterhalt leisten.»

Range Rover Evoque P300e
Ihm droht keine Strafsteuer: Dem Range Rover Evoque P300e. - JLR

Auto-Experte: «Viele fühlen sich bedroht»

Auch Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center sieht das französische Steuermodell kritisch. Was jetzt in Frankreich passiere, sei ein «erhebliches Risiko» für die Branche. Denn auch in anderen Ländern werde über grosse SUV debattiert: «Viele fühlen sich von den Übergrossen à la BMW X7, Audi Q8, Mercedes GLS oder Range Rover bedroht.» Etwa durch Platzprobleme in den Innenstädten, Konflikte mit Radfahrern oder Eltern, welche ihre Kinder gefährdet sehen.

Löst das Gesetz diese Probleme? Plug-In-Hybride, welche im Schnitt 322 Kilo schwerer sind, werden etwa ausgeschlossen. Doch gerade grössere Fahrzeuge werden gerne mit einem zusätzlichen E-Motor versehen. Das zeige, dass die Initiative eher unpräzise und verschwommen sei, so Dudenhöffer. «Weder die deutschen Premium-Hersteller, die verstärkt die grossen Fahrzeuge als Plug-In ausstatten, noch die Platznot in den Städten, wird mit dieser pauschalen Regulierung getroffen.»

Trotzdem sieht der Auto-Experte in den Dickschiffen ein Risiko, dass die soziale Akzeptanz der Marken sinke. Denn: «Premium-Käufer werden sich schwertun, sich Marken-Produkte zu kaufen, die mit gesellschaftlichen Akzeptanzproblemen verbunden sind.» Er rät darum den Konzernen, nicht leichtfertig grosse Dickschiffe in Europa anzubieten – auch wenn der Markt anderswo boomt.

Kommentare

Weiterlesen

Plug-in-Hybrid Übersicht
191 Interaktionen
Umwelt-Bschiss
Tinguely
Jean Tinguely

MEHR GRüNE

Mustergarten
1 Interaktionen
Steffisburg
Flüchtlinge Ukraine Krieg
3 Interaktionen
Politik
Grünen-Politikerin Baby Parlament Müller
17 Interaktionen
Baselbiet

MEHR AUS STADT BERN

dfg
196 Interaktionen
«Entspannter»
Bernhard Pulver inselspital Bern
9 Interaktionen
«Energie gekostet»
Wohlen bei Bern
Mensa
80 Interaktionen
Uni Bern