Oracle startet mit neuer Strategie durch
Das Tech-Unternehmen Oracle richtet sich radikal neu aus. Das Unternehmen investiert Milliarden, baut Rechenzentren aus und strukturiert seine Führung neu.

Im Dezember 2025 gab Oracle bekannt, dass hohe Investitionen in KI-Rechenzentren die Gewinnperspektiven kurzfristig belasten, schreibt «CNBC». Der Konzern wagt sich laut Analysten mit den Leasingverpflichtungen finanziell weit nach vorne, um die Nachfrage nach KI-Infrastruktur zu bedienen.
Anleger zeigten sich nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen verunsichert, wie «The Guardian» hervorhebt. Die Aktie des Softwareherstellers brach daher um 15 Prozent ein.
Strategiewechsel: AI‑Datenbank und AI Factory
Im Oktober stellt Oracle eine neue Generation seiner Datenbank vor, die auf sogenannte agentenbasierte KI-Anwendungen ausgerichtet ist, wie «CIO» berichtet. Die Version «AI Database 26ai» soll Unternehmen erlauben, komplexe KI-Agenten direkt über ihre Datenbank- und Cloud-Umgebung zu orchestrieren.
„Es geht darum, KI-Agenten zu vollwertigen Mitgliedern der Datenbank zu machen“, sagte Tony Baer, Chefanalyst bei dbInsight zu «CIO».
Die neuen Systeme
Parallel dazu lanciert Oracle im Herbst 2025 die «AI Factory». Dabei handelt es sich um ein Programmpaket, das Kunden und Partnern strukturierte Pfade bietet, um KI-Anwendungen schneller produktiv einzusetzen. Laut einer Mitteilung des Unternehmens zielt die AI Factory darauf ab, ein durchgängiges Angebot von KI bereitzustellen.
Im Bereich Datenarchitektur erweitert Oracle im Oktober sein Portfolio um ein neues Lakehouse-Angebot auf Basis von Apache Iceberg, schreibt «CIO». Damit sollen Unternehmen Daten über On‑Premise‑Systeme und mehrere Clouds hinweg konsistent verwalten und für KI- und Analysezwecke nutzbar machen.
Radikaler Umbau: Doppelte CEO-Spitze und Stellenabbau
Am 22. September 2025 verkündet das Unternehmen einen einschneidenden Führungswechsel: Langzeitchefin Safra Catz wird abgelöst, und das Unternehmen installiert gleich zwei neue CEOs, wie «CIO» berichtet.
Die operative Verantwortung wird damit breiter verteilt, während Oracle-Gründer Larry Ellison weiter im Hintergrund sichtbar bleibt. Zwei Tage später wurde bekannt, dass es im Rahmen eines Restrukturierungsprogramms mit einem grossen zusätzlichen Stellenabbau rechnet, wie «CIO» erläutert.
Weitere Stellen könnten wegbrechen
Das Programm in Höhe von 1,6 Milliarden US-Dollar (1,27 Milliarden Franken) ist kaum angelaufen. Daher schätzt das Analysehaus Forrester, dass bis Ende Jahr rund 10'000 weitere Stellen wegfallen könnten.

Der Strategiewechsel steht in engem Zusammenhang mit dem massiven KI- und Cloud-Fokus des Konzerns. Experten verorten die Doppelspitze und die Kostenschnitte als Versuch, das Unternehmen agiler und kapitalstärker für den Wettbewerb aufzustellen, berichtet «CIO».
Grosse Wetten auf KI‑Infrastruktur
Bereits im Juni 2025 vermeldete der Konzern einen mehrjährigen Cloud-Vertrag. Dieser soll ein Volumen von 30 Milliarden US-Dollar zusätzlich jährlich ab dem Geschäftsjahr 2028 eingringen, wie «CIO» berichtet.
Der Deal soll die Cloud-Umsätze langfristig massiv steigern und Oracle in mehreren Regionen näher an die Spitzenklasse der Infrastruktur-Anbieter bringen.
Am 3. Juli 2025 folgt die Meldung über einen besonders aufsehenerregenden Vertrag mit OpenAI, wie «CIO» schreibt. OpenAI sichert sich demnach über Oracle Zugriff auf 4,5 Gigawatt Rechenzentrumsleistung, was als einer der grössten Einzeldeals im KI-Infrastrukturmarkt gilt.
Partnerschaften mit IBM und Behörden
Im Mai 2025 kündigten IBM und Oracle eine ausgeweitete Partnerschaft an. Die Unternehmen wollen agentische KI und Hybrid-Cloud-Lösungen stärken, wie eine Mitteilung von IBM zeigt.
IBM bringt seine watsonx-Plattform auf Oracle Cloud Infrastructure, während der Softwarehersteller die Granite-Sprachmodelle über eigene KI-Dienste zugänglich machen will.
Laut IBM sollen erste Anwendungsfälle im Personalwesen realisiert werden. Dort sollen KI-Agenten Routineaufgaben übernehmen und Daten aus Oracle-Fusion-Anwendungen verarbeiten.
Erleichterungen für die US-Regierung
Im US-Regierungsmarkt erzielt das Unternehmen Mitte 2025 einen weiteren Meilenstein. Die US-Behörde GSA meldet am 6. Juli eine umfangreiche «OneGov»-Vereinbarung.
Diese bringt den US-Bundesbehörden Rabatte von bis zu 75 Prozent auf Lizenztechnologien von Oracle sowie deutliche Nachlässe auf Cloud-Dienste. Auch Datenabflussgebühren werden weitgehend eliminiert, heisst es in einer Mitteilung der US-General Services Administration.
Ein neues Beschaffungsmodell für die US‑Regierung
Ergänzend beschreibt ein Fachbeitrag von «Licenseware» am 22. Juli 2025 die Vereinbarung zwischen der US General Services Administration und Oracle. Demnach bündelt der Fünfjahresvertrag die gesamte Beschaffung von Oracle-Produkten und -Services des Bundes in einem zentralen Rahmen.

Laut «Licenseware» soll das Modell sowohl erhebliche Kosteneinsparungen als auch eine Vereinfachung der Migration hin zu Oracle Cloud Infrastructure ermöglichen. Diese Vereinbarung ist Teil des «OneGov»-Deals.
Oracle zwischen Risiko und Rückenwind
«CIO» betont, dass das Unternehmen seine Datenbank- und Cloudangebote konsequent auf KI-Anwendungen ausrichtet und sich dabei mit aggressiven Wachstumszielen positioniert. Gleichzeitig verweisen Analysten bei «CNBC» und «The Guardian» darauf, dass die hohen Investitionen das Unternehmen anfällig für Nachfrageschwankungen machen.
Die jüngsten Personal- und Führungsentscheidungen, die Grossdeals im Cloud-Geschäft sowie die neuen Partnerschaften zeichnen ein Bild im forcierten Umbruch.












