Ein Arbeitstag weniger, höhere Produktivität. Microsoft zieht ein positives Fazit aus der Vier-Tage-Woche. Die Unia hält kürzere Arbeitstage für besser.
Arbeitsplatz
An den Arbeitszeiten in der Schweiz wurde seit über 20 Jahren nichts geändert. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Microsoft hat in Japan eine Vier-Tage-Woche getestet und zieht ein positives Fazit.
  • Die Produktivität wurde gesteigert, die Mitarbeiter waren glücklicher.
  • In anderen Versuchen führten kürzere Arbeitszeiten zu höheren Ausgaben für die Firmen.

Microsoft hat in Japan die Vier-Tage-Woche getestet. Der Lohn blieb dabei trotz einem Arbeitstag weniger unverändert.

Resultat: Obwohl die Angestellten des Software-Riesens weniger lange arbeiteten, stieg die Produktivität um 40 Prozent an.

Wie ging das? Einerseits wurden Sitzungen zeitlich beschränkt. Zudem setzte der Konzern vermehrt auf Video-Konferenzen, um Anfahrtszeiten zu reduzieren. Zudem konnte Microsoft Energiekosten sparen, weil die Büros weniger oft besetzt waren.

Microsoft Vier Tage Woche
Mitarbeiter von Microsoft in Japan konnten für einen Monat bereits am Donnerstag ins Wochenende. - Keystone/Getty

In der Schweiz ist ein entsprechender Versuch nicht geplant, wie ein Sprecher auf Anfrage von Nau schreibt. Man wolle aber die Erfahrung aus Japan genau analysieren.

Software-Konzern kein Einzelfall

Microsoft ist nicht das erste Unternehmen, dass mit kürzerer Arbeitszeit experimentiert. Letztes Jahr wechselte Perpetual Guardian zur Vier-Tage-Woche. Die neuseeländische Fondsgesellschaft startete erst mit einem Versuch, begleitet von Wissenschafter der Auckland Business School.

Der Versuch war so erfolgreich, dass die Regelung zur Norm wurde. Grund: Mitarbeiter fühlten sich weniger gestresst, die Stimmung war besser und die Identifizierung mit dem Unternehmen war stärker. Zudem sank die Arbeitsleistung trotz weniger Arbeitszeit nicht.

Perpetual Guardian hat 2018 die Vier-Tage-Woche eingeführt.

In schwedischen Unternehmen und Kommunen gibt es ähnliche Modelle. Hier haben einzelne Arbeitgeber die Arbeitszeit von täglich acht auf sechs Stunden reduziert.

Unia nicht überrascht

Die positiven Resultate bei Microsoft und Co. überraschen Unia-Sprecherin Leena Schmitter nicht. «Zufriedene und erholte Mitarbeitende sind produktiver als jene, die unter Zeitdruck und Stress arbeiten.»

Sie glaubt, dass eine Verkürzung des Arbeitstages für die Produktivität mehr bringen würde als eine Vier-Tages-Woche. «Wichtig ist, dass Produktivitätsgewinne auch den Arbeitnehmenden zugutekommen.» Heisst: Keine Lohnkürzung bei kürzerer Arbeitszeit.

Nicht immer geht die Rechnung auf. Die Einführung eines Sechs-Stunden-Arbeitstag in einem Altersheim in Göteborg sorgte zwar bei den Mitarbeitern für eine höhere Zufriedenheit. Auch die krankheitsbedingten Ausfälle gingen zurück.

Doch weil die Angestellten weniger arbeiteten, musste das Heim zusätzliche Leute anstellen. Folglich stiegen die Kosten.

Unia
Die Unia hat am Samstag in Bern eine neue Resolution verabschiedet. - Keystone

«Die konkrete Ausgestaltung müsste man sicher branchenspezifisch anschauen», sagt Schmitter. Auch wegen der Arbeitnehmer. «Denn die Arbeitszeitbedürfnisse und -interessen der abhängig Beschäftigten sind sehr heterogen.»

Stimmvolk steht hinter Arbeitgeber

In der Schweiz hat sich die Arbeitszeit seit über 20 Jahren nicht verändert – nicht zuletzt wegen dem Stimmvolk. Die Initiative der Gewerkschaften für sechs Wochen Ferien wurde 2012 klar abgelehnt. Ebenso abgeschmettert wurde zehn Jahre zuvor eine 36-Stunden-Woche.

Das Argument der Gegner ist immer das Gleiche und überzeugt den Wähler offenbar: Weniger Arbeit bei gleichem Lohn gefährde die Wettbewerbsfähigkeit. Doch zumindest im Fall von Microsoft und Perpetual Guardian scheint dies nicht zuzutreffen.

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