Gemäss einem Greenpeace-Bericht arbeiten viele Konsumgüterkonzerne stark mit Erdölfirmen zusammen. Diese Kooperation geht demnach oft auf Kosten der Umwelt.
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Plastik in einem Abfallkübel: Einwegverpackungen machen rund 40 Prozent der weltweiten Endverwendung von Neuplastik aus, wie es in einem Greenpeace-Bericht heisst. (Archivbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Greenpeace kritisiert die Beziehungen verschiedener Konzernen und Erdölfirmen.
  • Viele Produzenten von Konsumgütern würden so die Plastikproduktion anheizen.
  • Dies stehe im Widerspruch zum Ziel, die globale Erwärmung zu stoppen.

Greenpeace hat die direkten und indirekten geschäftlichen Beziehungen von neun Konsumgüter-Produzenten wie Nestlé, Coca-Cola und PepsiCo mit Erdölunternehmen aufgedeckt. Die Konzerne seien demnach systemisch miteinander verbandelt.

So unterhalten alle der neun untersuchten Firmen mindestens eine Beziehung zu einem Erdöl- oder Petrochemie-Konzern. Das geht aus dem Bericht der «Klimakrise unverpackt: Wie Konsumgüter-Konzerne die Plastikexpansion der Erdölkonzerne anheizen» hervor.

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Der Nestlé-Hauptsitz in Vevey. - dpa

Beispielsweise habe Nestlé in Zusammenarbeit mit dem Verpackungshersteller Amcor recycelbare Beutel für Haustierfutter und Verpackungen für Süssigkeiten entwickelt. Rund fünf Prozent des Umsatzes erziele Amcor mit dem Schweizer Konzern.

Nestlé zähle auch zu den Kunden des Verpackungsherstellers Berry und der in Thailand ansässigen Firma Indorama. Dabei handelt es sich um eine Herstellerin von petrochemischen Produkten und Kunststoffgranulaten. Diese Hersteller würden unter anderem von ExxonMobil, Shell, Dow und Total beliefert.

Expansion der Plastikproduktion widerspricht Klimazielen

«Die immer gleichen Lebensmittelgiganten, die die Plastikkrise anheizen, tragen auch zur Klimakrise bei.» So liess sich Matthias Wüthrich, Schweizer Greenpeace-Fachexperte für Zero-Waste, in einer Mitteilung vom Dienstag zitieren.

«Trotz ihrer Bemühungen, klimafreundlich zu erscheinen, arbeiten multinationale Unternehmen wie Nestlé mit Erdölkonzernen zusammen, um die Plastikproduktion auszuweiten.» Diese Expansion stehe im Widerspruch zum Ziel, die globale Erderwärmung unter 1,5 Grad zu halten.

Klimawandel Grönland
Auf dem Arktischen Ozean am Nordpol schwimmen Eisplatten. Das Eis schmilzt und der Meeresspiegel steigt. (Symbolbild) - dpa-infocom GmbH

Demnach verantwortet Nestlé mit 1'524'000 Tonnen hinter Coca-Cola und PepsiCo den drittgrössten Kunststoffverbrauch der Welt. Dies entspricht gemäss Greenpeace einem Äquivalent von 7'620’000 Tonnen CO2-Emissionen. Über 99 Prozent des Plastiks weltweit wird aus Erdöl und Erdgas hergestellt.

Des Weiteren arbeiteten die Lebensmittelkonzerne seit Jahrzehnten mit der Erdölindustrie zusammen, «um den Mythos Plastikrecycling zu fördern», so Greenpeace.

Greenpeace kritisiert Projekte der Konzerne

Als Beispiel nennt die Umweltorganisation die direkte Zusammenarbeit von Nestlé und Mars mit dem Erdölfirmen Total und Recycling Technologies. Gemeinsam möchten sie Technologien fördern, mit denen Abfallplastik in erdölähnliche Stoffe zurückverwandelt werden.

Als «Greenwashing der Erdölfirmen» bezeichnet Wüthrich dieses Vorhaben gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Denn es handle sich dabei nicht um Recycling, sondern um eine «Plastik-zu-Erdöl»-Technologie. Sie funktioniere zudem schlecht, sei energieintensiv und setze neben klimaschädlichen Emissionen auch giftige Chemikalien frei.

Abfallberge aus Plastik greenpeace
Immer häufiger schliessen sich Schweizer Firmen dem «Zerowaste»-Konzept an. Die Bewegung hilft dem Klima und schont das Budget. (Symbolbild) - Keystone

Auch sei Nestlé Mitglied der Recycling-Partnerschaft. Die Allianz fordere in den USA Investitionen für Recycling, zeige jedoch kein Interesse an der Einführung von Flaschenpfand. Ebenso engagierte sich Nestlé, Coca-Cola, Danone und L’Oréal zusammen mit Plastik- und Verpackungsunternehmen in der österreichischen Organisation «Verpackung mit Zukunft». Diese setze sich für die Verbreitung von Plastikverpackungen ein und bekämpfe Mehrwegquoten für Verpackungen im Einzelhandel.

Die Wiederverwendung von Verpackungen wäre laut Greenpeace jedoch weit weniger Kohlenstoff-intensiv als Einweg-Verpackungen. So fordert die Umweltorganisation, dass die Unternehmen in Mehrweg- und Unverpackt-Systeme investieren und Einweg-Plastik eliminieren. Ihre Verbindungen mit der Erdölindustrie sollen zudem gekappt und ihr Plastik-Fussabdruck transparenter gestaltet werden.

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