Die Schweiz will aus der Kernenergie aussteigen. Über Alternativen ist sich die Politik aber uneinig. Für Ex-SP-Chef Bodemann ein «inkompetentes» Verhalten.
Atomkraftwerk
Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 haben Bundesrat und Parlament den schrittweisen Ausstieg der Schweiz aus der Kernenergie beschlossen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweiz hat 2011 den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen.
  • Seither rätseln Politikerinnen und Politiker über geeignete Alternativen.
  • Für Ex-SPler Peter Bodemann ein «inkompetentes» Verhalten.

Im März 2011 ereignete sich eine der schlimmsten Reaktorkatastrophen weltweit. Nach einem grossen Erdbeben kam es in vier von sechs Reaktorblöcken des Kraftwerks Fukushima (Japan) zu einer Kernschmelze. Dabei wurden grosse Mengen an radioaktivem Material freigesetzt.

Fukushima
Eine Aufnahme des zerstörten Kernkraftwerks Fukushima in Japan. (Archivbild) - Keystone

Politikerinnen und Politiker rund um den Globus kämpfen seither für den Atomausstieg. In der Schweiz beteiligten sich vor allem die SP und die Grünen an dem Vorhaben. Umso brisanter, dass es nun ausgerechnet aus der eigenen Reihen Kritik hagelt.

Winterloch ist das grösste Problem

Peter Bodenmann, Hotelier in Brig und ehemaliger Präsident der SP Schweiz, ist entsetzt. «Simonetta Sommaruga ist eine überstrukturierte Doris Leuthard 2.0», schreibt der 68-Jährige in der «Weltwoche». «Sie hat keinen Plan für den schnellen ökologischen Umbau, der sich heute rechnet.»

Simonetta Sommaruga
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga.
Peter Bodenmann
Peter Bodenmann, ehemaliger Präsident der SP Schweiz, hält die Sozialdemokraten und die Grünen in Sachen Klimapolitik für «inkompetent».

Bodenmann selbst hingegen schon. In seiner Kolumne spricht er drei relevante Klima-Fehler seiner Kollegen an. Erstens: Gehen die Schweizer Atomkraftwerke in den Ruhestand, so bleibt für den Winter nicht genügen selbst produzierter Strom übrig. Zweitens: Wenn die Schweiz auf Elektro-Autos und Wärmepumpen umsteigt, spart sie zwar Geld. Damit könne das bereits besagte Winterloch aber nicht gedeckt werden.

«Das Winterloch beträgt nach dem Aus der Atomkraftwerke mindestens 25 Milliarden Kilowattstunden», betont Bodemann. In der Schweiz könne man dieses nur mit Freilandanlagen und somit mithilfe der Bauern auf die Schnelle rentabel stopfen. Als effizienteste zeigen sich hierfür alpine bifaziale Solaranlagen.

Solaranlagen
Alpine Solaranlagen wären für die Schweizer Energiestrategie die Lösung. Bauern aber wehren sich gegen das Vorhaben. - Keystone

Und somit kommt Bodenmann zum dritten Kritikpunkt: Einzelne Politiker aus der SP sowie von den Grünen seien zu wenig konsequent. «Roger Nordmann (SP) will, dass die Schweiz frühstens 2050 vielleicht klimaneutral wird», schreibt Bodemann.

Raimund Rodewald von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz wiederum wehre sich schon jetzt gegen Freilandanlagen. Und Bastien Girod von den Grünen halte an einem Konzept fest, dass sich Winter- und Sommerstrom erst gar nicht unterscheiden.

Bodemanns spöttischer Plan B

Sollten die drei Politiker mit ihren Plänen erfolgreich sein, hat Bodemann bereits einen Plan B: «Im Westbalkan könne man mit Windkraftwerken und Solaranlagen problemlos 25 Milliarden Kilowattstunden Winterstrom produzieren. Zu Spottpreisen.»

Dafür müssten lediglich Seekabel bzw. unterirdische Leitungen nach Mestre (I) bis ins Tessin transportiert werden, erklärt der ehemaliger SPler spöttisch. Einen Rappen pro Bürger ginge dann an die staatlichen italienischen Eigentümer.

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