Die Schweiz ist im Mittelland zu hässlich – so kritisiert der Geschäftsleiter der Stiftung Landschaftsschutz die Nutzung der Schweizer Flächen.
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Die Moorwälder der Ibergeregg, fotografiert am Freitag, 24. Mai 2019 in Ibergeregg. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Raimund Rodewald, der Chef der SL, kritisiert die Nutzung der Schweizer Flächen.
  • Demnach sei die Schweiz im Mittelland zu hässlich geworden.
  • Die Tourismusbranche verbrauche die Landschaft zu stark, ist er überzeugt.

Der Geschäftsleiter der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL), Raimund Rodewald, hat die Nutzung der Flächen in der Schweiz kritisiert. «Der Charme und die Aufenthaltsqualität sind an vielen Orten verloren gegangen.» Dies sagte er in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Montag.

«Es hat nicht mit der reinen Zahl der Menschen zu tun, sondern damit, wie wir mit unseren Flächen umgehen. Wie wir sie nutzen für Bauten, Verkehrswege, Infrastruktur, Tourismusaktivitäten», erklärte er. Im Mittelland sei die Schweiz hässlich geworden, bemängelte Rodewald zudem.

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Raimund Rodewald, der Geschäftsleiter der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, 13. November 2017 in Bern. - Keystone

«Es geht um die Ästhetik von Landschaften und darum, wie sie uns berührt. Die Wertschätzung der Landschaft basiert auf einer Art Liebesbeziehung», sagte er. Die Tourismusbranche betone immer, sie müsse Arbeitsplätze erhalten sowie Geld verdienen. Dabei verbrauche sie die Landschaft, kritisierte er.

Erhaltung des Schönen wird oft vergessen

«Die V-Bahn in Grindelwald zum Beispiel soll eine Million Touristen pro Jahr zum Jungfraujoch bringen. Aber sie beeinträchtigt die Sicht auf die Eigernordwand», führte Rodewald diesbezüglich an.

Das Bewusstsein, das Schöne zu erhalten, fehle sehr oft. Achtsamer Tourismus bedeute aber ein authentisches Individualerlebnis und nicht Massentourismus, kritisierte er weiter. «Die Ära der Gipfelerschliessung von allen Seiten mit Hochleistungsbahnen sollte spätestens mit Corona vorbei sein.» So machte Rodewald gegenüber der «NZZ» allerdings etwas Hoffnung für die Natur.

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Sicht auf die Eigernordwand am Donnerstag, 11. Juli 2013, auf dem Männlichen - Keystone

«Das stärkste Erlebnis eines fremden Ortes erschliesst sich mit dem freien Erwandern. Unser Alpentourismus ist aber viel zu infrastrukturlastig», warnte der SL-Geschäftsleiter.

Als Verhinderer von Projekten will Rodewald dabei aber auf keinen Fall gelten. «Mein Antrieb ist, dass es immer eine Harmonisierung zwischen Nutzungsinteressen und der Natur geben muss. Das Austarieren zwischen Nutzen und Schützen ist essenziell», betonte er. Rodewald verstehe sich als Ermöglicher von besseren Lösungen – ob es um Windräder gehe oder um Strassenbauten.

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