Andrea Enria, Chef der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank, fordert Kredite-Institute auf, ihre Bilanzen nach faulen Kredite zu durchsuchen.
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Die Zentrale der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main. Foto: Andreas Arnold/dpa - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Laut Andrea Enria, Chef der EZB-Bankenaufsicht, warnt vor faulen Krediten.
  • «Die Banken sollten einen ehrlichen Blick in ihre Kreditbücher werfen», fordert Enria.
  • Der Bestand an faulen Krediten könnte gar auf 1,4 Billionen Euro steigen.

Der Chef der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), Andrea Enria, drängt Kreditinstitute, ihre Bilanzen nach faulen Kredite zu durchforsten. «Die Banken sollten einen

ihre Kreditbücher werfen. Und prüfen, welche ihrer Kunden die Krise wirklich überstehen werden», sagte Enria dem «Handelsblatt».

«Die Institute müssen jetzt damit beginnen, damit die Welle an faulen Krediten gar nicht erst zu gross wird.» Zu Beginn der Pandemie hatten die Aufseher im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen vorübergehend ihre Kapitalvorgaben für Banken gelockert.

«Seit Juli drängen wir die Banken nun aber dazu: Genauer zu analysieren, welche Auswirkungen die durch die Pandemie ausgelöste ausserordentliche Rezession auf ihre Vermögenswerte hat», sagte Enria. Einige wenige hätten bereits damit begonnen, das Pleiterisiko ihrer Kunden neu einzustufen. Andere Banken würden zumindest vorsorglich eine pauschale Risikovorsorge für ihren Kreditbestand bilden.

Europäische Zentralbank: Bestand an faulen Krediten könnte auf 1,4 Billionen Euro steigen

Daneben gebe es aber auch «die Optimisten». «Die ziehen es vor, nichts zu tun. Solange sie kein konkretes Indiz dafür haben, dass ein Kunde von ihnen pleite geht.» Mit diesen Instituten diskutiere die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank intensiv.

Die Aufseher hatten die potenziellen Belastungen aus der Corona-Krise für die Banken simuliert. In einem Extremszenario könnte der Bestand an faulen Krediten auf 1,4 Billionen Euro steigen. Und damit das Niveau der jüngsten Finanzkrise noch übertreffen. «Es ist noch zu früh, um dieses Extremszenario auszuschliessen», mahnte Enria.

Die Pandemie könnte nach seiner Einschätzung auch die Konsolidierung unter Europas Banken beschleunigen. Aus seiner Sicht wäre das wünschenswert. «Wenn man stärkere Banken will, die den europäischen Privathaushalten und Unternehmen besser dienen, muss man grösser denken», sagte Enria.

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