Schweizer Konzerne wollen ihre Treibhausgas-Emissionen reduzieren. Doch gibt es klare Unterschiede. Greenpeace gehen die Massnahmen zu wenig weit.
Nestlé
Nestlé will bis 2050 klimaneutral sein. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nicht alle Schweizer Konzerne haben sich der Klimaneutralität verschrieben.
  • In den letzten Jahren haben Schweizer Konzerne den CO2-Ausstoss teils stark reduziert.
  • Gemäss Greenpeace sind Konzerne in anderen Ländern weiter.

Im Silicon Valley gehört Umweltschutz zum guten Ton. Apple, Facebook, Google und Microsoft peilen bis 2030 eine komplette Klimaneutralität an. Dieser Trend macht auch vor der Schweiz keinen halt.

Nau.ch hat bei allen SMI-Konzernen und anderen grossen Unternehmen nachgefragt. Neben wenigen Ausnahmen (Alcon, Geberit, Givaudan, LafargeHolcim, Richemont und SGS) haben alle die Fragen beantwortet.

Deutliche Unterschiede

Resultat: Jedes Unternehmen hat Pläne, den CO2-Ausstoss zu reduzieren. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede.

Coop
Coop: In einigen Filialen könnten die Papiersäcke ausgehen. - Keystone

Migros will im Detailhandel die Treibhausgas-Emissionen zwischen 2020 und 2030 um über 50 Prozent senken. Konkurrentin Coop plant eine CO2-Halbierung bis 2023. Die übrigen Emissionen sollen innerhalb der Lieferkette kompensiert werden.

Lonza, Syngenta, Swiss Life und peilen aktuell keine Klimaneutralität an. Die beiden Chemie-Konzerne wollen allerdings ihre Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um rund ein Drittel reduzieren.

Swisscom bereits klimaneutral

Eine komplette CO2-Neutralität bis 2050 ist das Ziel von Nestlé, Roche, Swatch, Sika und Glencore. Der Industrie-Konzern ABB will bereits bis 2030 den eigenen Betrieb klimaneutral führen.

Swisscom
Ein Grossteil der Swisscom-Mitarbeiter bleibt im Homeoffice. - Keystone

Weiter geht Novartis: Der Pharma-Gigant plant, bis 2025 das eigene Geschäft CO2-neutral zu führen, bis 2030 sogar die Wertschöpfungskette.

Bereits seit letztem Jahr ist Swisscom klimaneutral. Allerdings nicht komplett aus eigenen Stücken. Seit 1990 wurden CO2-Emissionen um 80 Prozent reduziert, die übrigen Emissionen werden über die Stiftung Myclimate kompensiert.

Insgesamt haben Schweizer Konzerne ihre CO2-Emissionen teils deutlich gedrosselt. Die Grossbanken Credit Suisse und UBS haben in den letzten Jahren den CO2-Ausstoss im Betrieb um rund 70 Prozent reduziert – die CS arbeitet seit 2010 gar operativ treibhausgasneutral. Bei Roche sind die Treibhausgas-Emissionen seit 2004 um 53 Prozent zurückgegangen. ABB hat zwischen 2013 und 2019 den CO2-Ausstoss um 40 Prozent gesenkt.

«Andere Länder sind weiter»

Greenpeace gehen die Pläne der Schweizer Konzerne zu wenig weit. «Wir sehen, dass Unternehmen in Ländern mit strengeren Klimazielen wie die Schweiz schon deutlich weiter sind», sagt Klimaexperte Georg Klingler.

COP21 Paris
Jubel an der Klimakonferenz in Paris am 12. Dezember 2015. Das Pariser Klimaabkommen wurde beschlossen: Es gilt als Meilenstein in der Bekämpfung des Klimawandels. - Keystone

Seit dem Abschluss des Paris-Abkommens sei klar, dass jedes Unternehmen so schnell wie möglich seine Geschäftstätigkeit anpassen müsse, um den CO2-Ausstoss drastisch zu reduzieren. Doch Klingler kritisiert, dass sich die Konzerne zu viel Zeit lassen. «Entscheidend ist, was in den nächsten fünf Jahren geschieht – und da sehen wir noch viel zu wenig Aktivitäten.»

Es sei wichtig, dass Firmen in der Analyse ihrer Klimawirkung sämtliche Folgen ihrer Geschäftstätigkeit miteinbeziehen, so Klingler. Also etwa Emissionen, welche beim Bau der Infrastruktur entstehen. «Bei Banken und Versicherungen zum Beispiel stellt sich darüber hinaus die Frage, welche Art von Tätigkeiten sie mit ihren Dienstleistungen ermöglichen.»

Rohöl Öl
Die wichtigsten ölproduzierenden Länder haben sich am Freitag erneut nicht auf eine Erhöhung der Öl-Fördermenge einigen können. - Keystone

Greenpeace kritisiert regelmässig, dass die Grossbanken auch nach Abschluss des Pariser Klimaabkommens 2015 Milliarden in fossile Energien pumpen. Klingler fordert darum zwingend verbindliche Klimaziele für die Finanzbranche.

Denn: «Die Emissionen der Wirtschaftsaktivitäten und der von ihnen finanzierten Unternehmen müssen spätestens ab diesem Jahr schrittweise zurückgehen, sodass sie mit einer maximalen Klimaerwärmung von 1,5 Grad vereinbar sind.»

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