Die Schweiz fällt im Kampf gegen die Kippenflut ab
Das Wichtigste in Kürze
- Frankreich macht Hersteller für die Entsorgung und Prävention von Kippen verantwortlich.
- In der Schweiz fehlt ein solches Gesetz. Littering wird trotzdem versucht zu minimieren.
Ob an der Bushaltestelle, um Parkbänke oder auf dem Gehweg – sie sind überall: Zigarettenstummel.
5,6 Billionen Zigaretten werden jedes Jahr auf der ganzen Welt geraucht, zwei Drittel davon landen auf dem Boden. Das geht aus Hochrechnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor.
Ein gigantischer Müllberg, der für die Natur zum toxischen Sondermüll wird. Denn: Allein eine Kippe kann bis zu 60 Liter sauberes Grundwasser verunreinigen. Damit nicht genug. Auch die Fasern der Zigarettenfilter sorgen für viel Abfall – insbesondere im Meer.
Frankreich sagt Zigarettenkippen den Kampf an
Viele EU-Länder haben deshalb erste Sensibilisierungsmassnahmen gestartet. Allen voran: Frankreich. Ein verabschiedetes Kreislauf- und Antiverschwendungsgesetz macht künftig sämtliche Zigaretten-Hersteller für den Verbleib ihrer Produkte verantwortlich. Konkret soll die Tabakindustrie pro Jahr 80 Millionen Euro zur Beseitigung der Kippen und für Sensibilisierungskampagnen beisteuern.
Rauchen Sie regelmässig?
Ein Vorhaben, das Greenpeace begrüsst. «Es ist ein erster guter Schritt», sagt Matthias Wüthrich. Genügen tue es aber nicht. «End-of-pipe-Lösungen wie die Sensibilisierung von Konsumenten, aufwendige Aufräumaktionen oder Recycling/Downcycling der eingesammelten Filter lösen das Problem nicht.»
Wichtig sei es, dass die Tabakindustrie endlich kompatible Produkte produziere. «Hersteller dürfen ihre Verantwortung an ihren Produkten nicht einfach auf die Konsumenten abschieben», so Wüthrich. Vielmehr gehe es um die Produkte selbst, die über den gesamten Produkte-Lebenszyklus für Mensch und Umwelt problemlos sein sollten.
Branchenverband lanciert Anti-Littering-Kampagne
Ein Gesetz, wie jenes in Frankreich, gibt es in der Schweiz Stand heute nicht. Aber: «In der Schweiz werden seit Langem Herstellerverantwortung-Massnahmen implementiert», heisst es beim BAFU.
Der Branchenverband Swiss Cigarette beispielsweise versucht bewusst das Littering zu bekämpfen. Gemeinsam mit seinen Mitgliedern British American Tobacco, Japan Tobacco International AG und Philip Morris S.A. hat er diesen Mai die «Lara Green»-Kampagne lanciert.
Ziel ist es, Raucherinnen und Raucher einen sorgsamen Umgang mit ihrem Stummel zu lehren. Dazu verteile der Verband knallige Taschenaschenbecher, die 100 Prozent «Swiss Made» und aus rezykliertem Weissblech sind.