Regierungsrat für mehr «Bräuche, Werte und Traditionen» an Schule
Als Reaktion auf einen SVP-Vorstoss soll im Fächernet auf konkrete Unterrichtsmaterialien verwiesen werden.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Vermittlung von einheimischen Traditionen an der Volksschule soll gestärkt werden.
- Das fordert SVP-Grossrat Reto Zbinden in einem Vorstoss.
- Der Regierungsrat gibt ihm im Grundsatz recht – doch Zbinden ist nur teilweise begeistert.
Das Fächernet – die Online-Plattform für praktische Umsetzungshilfen zum Lehrplan 21 – soll ergänzt werden: mit einem Projekt «Bräuche, Werte und Traditionen». So schreibt es der Regierungsrat in seiner Antwort auf eine Motion von SVP-Grossrat Reto Zbinden.
Den Vorstoss hat Zbinden zusammen mit Alfons Bichsel (Mitte), Daniel Arn (FDP) und Johann Ulrich Grädel (EDU) eingereicht.
Die Forderung: «Vermittlung von einheimischen Traditionen, Werten und kulturellem Erbe in der bernischen Volksschule stärken.»
Zbinden: «Vorschlag ist toll»
Beim Regierungsrat rennt er damit teilweise offene Türen ein. «Der Vorschlag, ein Projekt ‹Bräuche, Werte und Traditionen› ins Fächernet aufzunehmen, ist toll», schwärmt Zbinden gegenüber dem BärnerBär.

Weniger begeistert ist der Hobby-Trychler aus Mittelhäusern aber vom Rest der ausführlichen Antwort der Kantonsregierung. Insbesondere vom Antrag, dass der Vorstoss gleich wieder abgeschrieben werden soll: Noch sei das in Aussicht gestellte Angebot an konkreten Hilfsmitteln für den Unterricht ja noch nicht umgesetzt.
Bräuche und Werte in der Schule: Bereits heute möglich
Im ersten Teil seines Vorstosses fordert Zbinden zudem: Bräuche, Werte und Traditionen sollten systematisch im Unterricht vermittelt werden. Zwar geht der Regierungsrat mit ihm einig, dass für den gesellschaftlichen Zusammenhalt geteilte Werte und Traditionen bedeutend seien.
Er verweist dann aber auf bereits bestehende Angebote und Fächer wie «Natur, Mensch, Gesellschaft» (NMG). Dort würden Feste, Bräuche und deren historischer Kontext behandelt.
Auch gebe es «ausserschulische Lernorte» wie das Freilichtmuseum Ballenberg, Austauschmöglichkeiten, Kulturgutscheine und so weiter.
Verbesserungspotenzial vorhanden
Ja, diese Angebote und Möglichkeiten für den Unterricht gebe es, bestätigt Zbinden: «Dies wird vielerorts auch gut gemacht.» Allerdings bestehe Verbesserungspotenzial und vieles sei in der Möglichkeitsform verfasst.

«Wenn die Regierung wirklich Verbesserungen erreichen möchte, hätte sie eine Soll- oder sogar Muss-Formulierung gewählt.» So aber sei nichts vorgeschrieben und es werde auch nicht kontrolliert.
Grossrat Reto Zbinden will sich deshalb – trotz «tollem» Vorschlag – gegen die Abschreibung des Vorstosses einsetzen. Dieser ist in der kommenden Herbstsession traktandiert.