Viele Fachgeschäfte und Warenhäuser bleiben geschlossen. Der Kampf gegen das Coronavirus generiert ein Millionen-Loch in den Kassen.
Warenhaus Coronavirus
Warenhäuser dürfen nur einen kleinen Teil des Sortiments anbieten. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Detailhandel verbucht aktuell wöchentlich ein Umsatzminus von 800 Mio. Franken.
  • Viele Warenhäuser bleiben zu, obwohl sie einen Teil des Sortiments anbieten dürften.
  • Die Migros-Fachmärkte können online den Umsatzeinbruch zurückholen. Die Konkurrenz nicht.

Der Lockdown macht dem Detailhandel zu schaffen. Die Swiss Retail Federation hat darum letzte Woche mit klaren Worten gewarnt: «Aus Branchensicht wäre eine Verlängerung des Lockdowns desaströs.»

Der Verband, der unter anderem Transa, Cachet, Manor, Ikea oder Valora vertritt, spricht von einem Umsatzausfall von 800 Millionen Franken. Im Detailhandel allein, und pro Woche.

Alain Berset Coronavirus Bundesrat
Gesundheitsminister Alain Berset teilt heute die neuesten Entscheidungen zu den Gratis-Tests mit. - Keystone

Der Hilfeschrei der Händler hat den Bundesrat wenig beeindruckt. Vorläufig sei wegen der Mutationen des Coronavirus eine Lockerung nicht vorgesehen und nicht realistisch, verkündete Gesundheitsminister Alain Berset letzte Woche.

Minieinschränkungen für Supermärkte

Das Lockdown-Regime trifft die Händler unterschiedlich. Supermärkte müssen nur einige Regale absperren, die meisten Fachhändler bleiben hingegen ganz geschlossen.

Das Regime hat auch indirekte Auswirkungen: So bleiben viele Warenhäuser diese Tage zu, obwohl sie Teile des Sortiments anbieten dürften. Loeb, Globus und Manor arbeiten alle auf Sparflamme.

Manor Coronavirus
Filialen mit einer Lebensmittelabteilung sind offen. - Keystone

Das zeigt sich am Beispiel Manor, der grösste Warenhauskette der Schweiz. Offen sind die Filialen mit einer Lebensmittelabteilung, knapp die Hälfte der Warenhäuser bleiben geschlossen. «Da es sich aufgrund der restriktiven BAG-Liste nicht lohnt, diese Geschäfte zu öffnen», erklärt Sprecherin Sofia Conraths. Grund: In diesen Filialen könnte Manor nur knapp ein Fünftel des Sortiments anbieten.

Coronavirus: Manor verliert täglich Millionen

Das ist nicht das einzige Problem: «Zusätzlich zu der Sortimentsbeschränkung spüren wir vor allem in den Innenstadtanlagen natürlich die Homeoffice-Pflicht des Bundesrates.» Dies mache die Situation zusätzlich schwierig.

Unter dem Strich verliert Manor aktuell pro Tag rund vier Millionen Franken an Umsatz. Gleichzeitig kostet jeder weitere Tag im Lockdown eine Million Franken. «Eine baldige Wiedereröffnung ist unserer Ansicht dringend notwendig», sagt Conraths.

Migros Digitec
Onlinehändler sind die klaren Gewinner der Corona-Krise. - Keystone

Das Corona-Regime hat den Onlinehandel befeuert. Auch die Warenhäuser bieten ihre Produkte im Netz an, können den Umsatz aber nicht aufholen. «Als stationärer Händler ist es schwierig, die normalerweise erzielten Umsätze online zu kompensieren», sagt Loeb-Chef Ronald Christen.

Fachhandel hofft auf Online-Kunden

Ähnlich klingt es im Fachhandel. Mindestens bis Ende Februar bleiben die Filialen von Interdiscount geschlossen. Kunden ist es allerdings möglich, Online-Bestellungen nach Terminvereinbarung abzuholen. Die Nachfrage sei hoch, heisst es bei der Coop-Tochter.

Der Basler Detailhandelskonzern musste aufgrund der behördlichen Vorgaben mehrere Fachgeschäfte temporär schliessen. Neben Interdiscount bleiben Filialen von Fust und Livique zu, Coop Bau+Hobby darf nur einen Teil des Sortiments anbieten.

black friday Coronavirus
Coronavirus: Stationäre Händler können nicht immer dem Umsatzeinbruch mit dem Online-Kanal wettmachen. - Keystone

Die betroffenen Coop-Töchter setzten auf ihre jeweiligen Online-Kanäle. Doch: «Der tiefmargige Onlinehandel kann Verluste nur teilweise kompensieren», erklärt Sprecherin Melanie Grüter.

Kaufen Sie in den Onlineshops der Fachhändler oder Warenhäuser ein?

Optimistischer klingt es bei der Migros. Der orange Riese musste unter anderem SportXX, Micasa oder Melectronics vorübergehend schliessen. Auch hier kaufen Kunden jetzt online ein – offenbar häufiger als bei der Konkurrenz, wie Zahlen aus dem Vorjahr zeigen.

Sprecher Macrel Schlatter erklärt: «Im vergangenen Jahr vermochte der Zuwachs im Online-Kanal um knapp 140 Prozent die vorübergehende Schliessung der Fachmärkte zu kompensieren.»

Unter dem Strich dürfte der aktuelle Lockdown ähnliche Auswirkungen haben wie der letzte: Von der Homeoffice-Pflicht und den geschlossenen Restaurants profitieren die Supermärkte. Die meisten Fachgeschäfte und Warenhäuser sind hingegen auf der Verliererseite.

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