Commerzbank will Milliardengewinn machen – trotz Rezessionssorgen
Rund eine Milliarde Gewinn erwartet die deutsche Commerzbank in diesem Jahr. Die Rezessionssorgen scheinen den Ausblick des Unternehmens nicht zu trüben.

Das Wichtigste in Kürze
- Für dieses Jahr peilt die deutsche Commerzbank einen Milliardengewinn an.
- Derzeit sei die Sanierung des Unternehmens gut auf Kurs.
- Die Bank hat im ersten Halbjahr 2022 Überschüsse von 768 Millionen erwirtschaftet.
Der Wirtschaft droht momentan ein drastischer Abschwung, doch die deutsche Commerzbank rechnet mit einem Milliardengewinn. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sagte am Donnerstag bei einer Bankentagung: «Die Bundesregierung ist sehr zufrieden mit der Entwicklung der Commerzbank.» So bleibt dem Unternehmen der Staat weiterhin als starken Ankeraktionär bestehen.
Lindner sagte weiter, dass es keine Verpflichtungen gebe, schnelle Entscheidungen zur Commerzbank zu treffen. «Wir wollen eine gute Entwicklung dieser Bank am Finanzplatz Deutschland, weil wir ihre wichtige Rolle kennen.»
Bund als grösster Einzelaktionär
Der Staat hatte die Frankfurter Grossbank 2008/2009 mit mehr als 18 Milliarden Euro Steuergeldern vor dem Kollaps bewahrt. Die Commerzbank hatte mitten in der Finanzkrise die kriselnde Dresdner Bank geschluckt. Die staatlichen Hilfen hat die Commerzbank bereits vor Jahren zurückgezahlt. Der Bund ist aber bis heute grösster Einzelaktionär des Instituts mit einem Anteil von 15,6 Prozent.
Über den Verkauf dieses Anteils wird immer wieder spekuliert. Der Bund müsste je Aktie etwa 26 Euro erzielen, um das Commerzbank-Engagement ohne Verlust zu beenden. Dies ist Berechnungen der vorherigen Bundesregierung zu entnehmen. Zuletzt lag der Kurs der Aktie bei etwa 7 Euro.
Commerzbank weiterhin optimistisch
Der Anfang 2021 als Sanierer angetretene Vorstandschef Manfred Knof hat den Sparkurs verschärft. Er hat die Commerzbank damit zurück in die Gewinnzone geführt. Im ersten Halbjahr 2022 verdiente der MDax-Konzern trotz der wirtschaftlichen Verwerfungen infolge des Ukraine-Krieges 768 Millionen Euro.
Für das Gesamtjahr peilt der Vorstand einen Überschuss von mehr als einer Milliarde Euro an. Voraussetzung sei allerdings, dass sich die Konjunktur nicht noch deutlicher verschlechtere, hiess es Anfang August.
«Wir haben ja schon einen Grossteil der Wegstrecke erzielt, deswegen bin ich immer noch vorsichtig optimistisch». Das sagte Knof am Donnerstag bei der «Handelsblatt»-Bankentagung in Frankfurt. Er ginge nach wie vor davon aus, dass die Commerzbank ihre Ziele erreichen könne. Vorausgesetzt, dass «das hier nicht zu einer Vollkatastrophe und Vollbremsung führt.»
Kein «Kassandrarufer»
Eine Pleitewelle befürchtet Knof, dessen Institut stark in der Mittelstandsfinanzierung engagiert ist, derzeit nicht: «Ich habe hohes Vertrauen in die Widerstandsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, auch der Unternehmen.» Aus Gesprächen mit Kunden nehme er wahr, «dass sie natürlich besorgt sind und dass schwierige Zeiten auf uns zukommen. Aber es ist überhaupt kein Grund für Panikmache». Zudem unterstütze die Ampel-Koalition mit Hilfspaketen.
Der per Video zugeschaltete Bundesfinanzminister warb dafür, die Krise zu gestalten: «Unser Land verfügt über Reserven, über Anpassungsfähigkeit, über Einfallsreichtum und auch die Bereitschaft, in Krisen gemeinsam sich Herausforderungen zu stellen». Das sagte Lindner.
«Und deshalb empfehle ich uns allen grosse Konzentration, aber eben auch die Zuversicht, dass wir aus dieser Situation herausfinden. Ich jedenfalls bin kein Kassandrarufer.» Viele Volkswirte rechnen inzwischen damit, dass die deutsche Wirtschaft in eine Rezession abrutschen wird.