Jede Woche wird Paris zur Protesthochburg. Während Touristen die Konsumtempel stürmen, geht Frankreich auf die Strasse gegen den Graben zwischen Arm und Reich.
Nach Demonstrationen: Am Tag danach ist Paris nicht mehr wiederzuerkennen. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Paris wird seit über einem Monat demonstriert.
  • Die Revolten gehören inzwischen zum Wochenende.
  • Touristen zeigen sich darüber relativ gelassen.

Zum fünften Mal demonstrierten Tausende an einem Samstag auf den Strassen in Paris. Die Stadt ist im Ausnahmezustand. Überall stehen Polizisten mit Gewehren. Ganze Karawanen von Polizeiautos fahren den Strassen entlang. Schaufenster sind mit Holzplatten verbarrikadiert. 

Die Metro steht in einigen Quartieren still, «aus Sicherheitsgründen» plärrt es aus dem Lautsprecher. Es ist der fünfte Samstag, an dem in ganz Paris Menschen in gelben Warnwesten auf die Strasse gehen. Die «Gilets Jaunes» haben die Stadt fest im Griff.

«Wir demonstrieren weiter, bis die Ungerechtigkeiten verschwunden sind» erklärt ein Demonstrant energisch. Es regnet in Strömen – bis spätabends hört man Sirenen der Polizei. Nachts sind im TV die Wiederholung zu der Scharmützeln zwischen Gelbwesten und Polizisten zu sehen.

Der Tag danach

Am Tag danach ist Paris nicht mehr wiederzuerkennen. «Alles ist wieder beim Alten», sagt die Rezeptionistin am Sonntagmorgen zur Begrüssung. Auf den Strassen herrscht reges Treiben – als wäre nie etwas geschehen. Touristen selfieren sich vor dem Louvre, an der Champs Élysées wird eine Tanzshow aufgeführt. 

Keine gelben Westen weit und breit. Arbeiter schrauben die Holzverschalung vom Kaffee ab – unaufgeregt, es ist alles Alltag. Eine Journalistin von CNews erzählt etwas über die verbarrikadierten Schaufenster in die Kamera. «Man passt sich an», erklärt sie uns. Samstags arbeiten wir jetzt jeweils mit Sicherheitspersonal, heute diskutiert sie gelassen mit Passanten.

Touristen bleiben gelassen

Ein Pärchen aus dem Libanon hat die Ferien schon vor Monaten gebucht und war wegen den Protesten etwas besorgt. Da aber jeweils nur samstags protestiert wird, entschieden sie trotzdem zu kommen. Was Ahmed Dektesh jedoch nicht versteht: «Wenn man etwas will, muss man jeden Tag rausgehen, so ist es wie ein Samstagsausgang». 

Anders als letzte Woche blieb der Louvre diesen Samstag offen. Paris arrangiert sich mit den Protesten. Der deutsche Tourist Andreas Bohlen lässt sich nicht beunruhigen. Er habe einen Artikel gelesen über die Gelbwesten und mit der Reise kurz gezögert, «jetzt scheint aber alles normal». Er dreht sich um und lässt sich mit seiner Freundin vor dem Arc de Triomphe fotografieren.

Die Polizei und die Demonstranten diesen Samstag in Paris. - Nau
So war es am Samstag in Paris. - Nau
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