Till Burckhardt (GLP/BE): «Französisch ist jedermanns Sache»

Till Burckhardt
Till Burckhardt

Bern,

Im Gastbeitrag schreibt Nationalratskandidat Till Burckhardt über die Daseinsberechtigung einer frankophonen Liste im Kanton Bern: Eine Replik an Cyprien Louis.

Till Burckhardt GLP SDS
Im Gastbeitrag erklärt GLP-Nationalratskandidat Till Burckhardt, weshalb eine frankophone GLP-Liste im Kanton Bern durchaus eine Daseinsberechtigung habe. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Till Burckhardt ist überzeugt: Bern trägt sprachpolitisch eine gesonderte Verantwortung.
  • Der Nationalratskandidat erklärt, warum er auf der Liste «Frankophon & Frankophil» steht.
  • Der Gastbeitrag des GLP-Politikers ist eine Replik auf den Gastbeitrag von Cyprien Louis.

Die französischsprachige Bevölkerung des Kantons Bern ist vielfältig; so vielfältig wie der Kanton Bern selbst: Ländlich und urban, alteingesessen und zugezogen, und natürlich auch politisch sehr unterschiedlich gefärbt. Die gemeinsame Sprache verbindet und sie ist auch das wichtigste Werkzeug für die Politisierung.

Verschiedene Länder, von Kanada über Spanien bis Belgien, verkneifen sich seit Jahrzehnten an der Sprachenfrage – separatistische Bewegungen bestimmen dabei die politische Agenda.

Der Kanton Bern und die Jurafrage

Der Kanton Bern blieb auch nicht unversehrt. Selbst wenn die Jurafrage recht friedlich gelöst werden konnte, stellt sich die Sprachenfrage im Kanton Bern immer wieder: eher als Problem und nicht als Lösung. Sie wird immer noch weitgehend mit der explosiven Jurafrage in Verbindung gesetzt.

Nach der aktuellen Statistik erklären heute rund 108'000 Bernerinnen und Berner Französisch als ihre Hauptsprache. Das ist rund zehn Prozent der Bevölkerung. 42 Prozent davon leben in Gemeinden, in denen Französisch die einzige anerkannte Amts- und Schulsprache darstellt. Das entspricht dem Verwaltungskreis des Berner Juras. Nach dem für 2026 angesetzten Kantonswechsel der Stadt Moutier wird dieser Anteil schrumpfen.

Ein weiterer knapper Drittel wohnt in der Stadt Biel, und der restliche Drittel im Rest des Kantons, mit einer relativ starken Konzentration in der Hauptstadtregion (Verwaltungskreis Bern-Mittelland).

Dem Hauptstadtkanton kommt Verantwortung zu

Heute steht der Kanton Bern als Hauptstadtkanton in der Verantwortung, gute Rahmenbedingungen für die mehrsprachige Bundesverwaltung zu schaffen – und für alles, was sich um Bundesbern herumdreht: Von Verbänden über Denkfabriken bis hin zu schweizweit aktiven Konzernen. Rund 30 Prozent der Mitarbeitenden dieser Einrichtungen sprechen und arbeiten auf Französisch oder Italienisch.

Frankophonie Jurafrage Gastbeitrag Mehrsprachigkeit
Rund 30 Prozent der Mitarbeitenden in den Einrichtungen rund um Bundesbern sprechen und arbeiten auf Französisch oder Italienisch. (Symbolbild) - keystone

Wie kann man dafür sorgen, dass sie und ihre Familien sich in Bern aufgehoben fühlen? Dass die notwendigen Sprachkompetenzen aufgebaut werden? Wie kann man Bern auch für gesamtschweizerisch aktive privatwirtschaftliche Unternehmungen attraktiv machen? Und wie sieht es mit den maroden Bahnverbindungen mit der Westschweiz aus?

All diese Fragen stehen zum Engagement für die Pflege der französischen Sprache im Raum des Grand Chasseral und in der offiziell mehrsprachigen Stadt Biel/Bienne nicht im Widerspruch.

Im Gegenteil: Die hohen Ansprüche dieser Regionen sind für die Umsetzung einer ambitionierten und qualitativ hochwertigen Sprachenpolitik sehr wertvoll. Gleichzeitig ermöglicht eine zusätzliche Nachfrage aus den restlichen Regionen – und insbesondere aus der Hauptstadtregion – diese sprachspezifischen Angebote auf einer grösseren Skala anzubieten. Wie sagt man «gagnant-gagnant» auf Deutsch?

Lösungsorientierte Sprachenpolitik erfordert Mut

Für eine lösungsorientierte Sprachenpolitik ist jedoch politischer Mut angesagt. Die Herausforderungen müssen identifiziert und die Chancen angepackt werden. Dafür ist eine breit abgestützte Teamarbeit nötig, die nicht auf den Schultern einer einzigen Person lasten darf. Niemand kann alleine die Vielfalt der Berner Frankophonie verkörpern.

Die Grünliberalen konnten bei den Wahlen 2019 schweizweit dreimal so viele frankophone Parlamentarier nach Bern schicken wie noch 2015. Seitdem konnte sich die Partei mit gezielten Vorstössen für die Pflege der Mehrsprachigkeit in der Bundesverwaltung glaubwürdig profilieren. Wird der oder die vierte frankophone Grünliberale im Bundeshaus aus dem Kanton Bern kommen? Mit der Bernjurassierin Selena Metthez steht jedenfalls eine qualifizierte Nachwuchspolitikerin auf der GLP-Hauptliste zur Wahl.

GLP-Unterliste «Frankophon & Frankophil»

Die Liste «Frankophon & Frankophil» versteht sich auch als Unterstützung dieser aussichtsreichen Kandidatur. Sie setzt sich aus einem Team von engagierten Personen aus dem ganzen Kanton zusammen, mit Erfahrungen aus Schul- und Quartierkommissionen, aus Stadtparlamenten aus Zivilgesellschaftsorganisationen, aus der Wirtschaft und der Forschung. Denn Sprachpolitik wird auch auf diesen Ebenen erarbeitet und umgesetzt.

Der gemeinsame Wahlkampf wird die Vernetzung zwischen der Volksvertretung auf nationaler Ebene und der lokalen Milizarbeit stärken. Dadurch wird letztendlich dafür gesorgt, dass die vielfältig Anliegen von Frankophonen aus dem ganzen Kanton im Wahlkampf Resonanz finden.

SDS Frankophonie Austausch Sprachenpolitik
Till Burckhardt (GLP/BE) weiss: Konstruktive Politik fordert Austausch – dies gelte es auch politisch zu berücksichtigen. (Symbolbild) - keystone

Denn konstruktive Politik fordert Austausch: Zwischen Deutschschweizern und Romands, aber auch zwischen Bernjurassiern und Stadtbernerinnen, zwischen Oberländerinnen und Bielern, zwischen Frankophonen, deren Urgrosseltern in der Schweiz geboren sind, und Frankophonen, die aus einem anderen Kontinent zugewandert sind. Die Berner Frankophonie ist vielfältig. Dies gilt es auch politisch zu berücksichtigen.

Wünschen Sie sich mehr französischsprachige Politikerinnen und Politiker für den Kanton Bern im Nationalrat?

Zur Person: Till Burckhardt kandidiert im Kanton Bern für den Nationalrat. Sein Name steht auf der GLP-Unterliste «Frankophon & Frankophil». Der Gastbeitrag stellt eine Replik an Grünen-Nationalratskandidat Cyprien Louis dar, welcher die GLP-Unterliste «Frankophon & Frankophil» am 12. August in einem Gastbeitrag auf Nau.ch kritisiert hatte.

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