Nationalrat Lukas Reimann (SVP/SG) will schweizerdeutsche Dialekte als Verhandlungssprache im Parlament zulassen. Er hat eine entsprechende Motion eingereicht.
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Er möchte Schweizerdeutsch als zusätzliche Verhandlungssprache im Parlament zulassen: Nationalrat Lukas Reimann (SVP/SG). (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nationalrat Lukas Reimann verlangt eine Änderung des Geschäftsreglements des Nationalrates
  • Schweizerdeutsch soll als zusätzliche Verhandlungssprache im Parlament erlaubt werden.
  • Westschweizer dürften ihre jeweiligen Dialekte bereits heute verwenden, so der SVPler.
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Die sprachliche Vielfalt der Schweiz gilt weltweit als Einzigartigkeit: Auf engstem Raum treffen vier unterschiedliche Sprachgemeinschaften mit kulturellen Eigenheiten aufeinander. Neben den offiziellen Landessprachen existieren in der Eidgenossenschaft überdies zahlreiche Mundart-Dialekte, welche den Charakter von Land und Leuten nachhaltig prägen: Das «Schwizerdütsch» ist Ausdruck und Symbol der sprachlichen und kulturellen Vielfalt unseres Landes.

Um dieser Vielfalt gerecht zu werden, verlangt Lukas Reimann eine Ergänzung des Geschäftsreglements des Nationalrats: Schweizerdeutsche Dialekte sollen als zusätzliche Verhandlungssprachen in den eidgenössischen Räten zugelassen werden.

Schweizerdeutsch im Parlament
Zeichen der Viersprachigkeit: Der Bundesplatz in Bern ist seit Februar 2020 in allen Landessprachen ausgeschildert. (Archivbild) - Keystone

Reimann ist der Ansicht, der Dialekt sei zu pflegen – diese Pflege könne neben dem Alltag auch im Parlament stattfinden. Die eidgenössischen Räte seien ein geeigneter Ort, um den Erhalt der lokalen Sprachidentität auch in Zukunft zu gewährleisten.

Die nötigen Kapazitäten für das Anliegen wären bereits heute vorhanden. Gegenüber Nau.ch betont Reimann: Er gehe davon aus, dass es sich bei den meisten Dolmetschern im Bundeshaus um Schweizerinnen und Schweizer handle. Deshalb sollten dieselben ohne weiteres in der Lage sein, auch Mundart zu übersetzen.

Nachhaltiger Umschwung im Verhältnis zum «Schwizerdütsch»

Der St. Galler Nationalrat begründet seinen Vorstoss mit dem «nachhaltigen Umschwung im Verhältnis zu den schweizerdeutschen Dialekten», den er beobachte. Der Dialekt erlebe eine «kulturelle Blüte» und wandle sich allmählich zum schützenswerten «Schlüsselmerkmal der Deutschschweizer Identität».

Die schweizerdeutschen Dialekte fänden nicht nur bei der Jugend und in den sozialen Medien grossen Zuspruch, Reimann ist überzeugt: Mundart-Dialekte signalisieren Nähe und Vertrautheit. Aus diesem Grund sieht er die Verwendung der Dialekte als Möglichkeit, den Politikbetrieb volksnäher zu gestalten.

Sind Sie der Ansicht, dass «Schwizerdütsch» als Verhandlungssprache im Nationalrat zugelassen werden sollte?

Überdies beseitigt Reimann allfällige Sorgen darüber, dass die Verwendung von Mundart von lateinischsprachigen Parlamentsabgeordneten als Affront interpretiert werden könnte: Im Parlament gebe es prinzipiell keine sprachbedingte Gruppenbildung.

Ferner seien auch die unterschiedlichen Dialekte der Westschweizer in ihren Voten stets gut erkennbar. Man höre im Parlament, ob ein Abgeordneter aus Genf, Lausanne, Neuenburg oder Freiburg stamme: Viele von ihnen kämen nämlich «nicht einfach aus der Romandie». Stattdessen würden sie voller Stolz auch in der mündlichen Sprache die Farben ihres jeweiligen Kantons zur Schau stellen.

Auf kantonaler Ebene wird bereits «gschwätzt»

Der Motionär verweist auf die Kantonsparlamente, wo «Schwizerdütsch» als Verhandlungssprache längst angekommen ist. In sieben Kantonen sehen die Geschäftsreglemente bereits heute vor, dass Parlamentarier für ihre Beratungen auch die Mundartsprache verwenden können. In vier Kantonen ist der Dialekt als Verhandlungssprache sogar vorgeschrieben.

Mundart im Parlament
Im Kantonsparlament in Bern wird Mundart oder Französisch gesprochen. In den Kantonen Appenzell Ausserrhoden, Basel-Land, Solothurn und Schwyz ist Mundart als Verhandlungssprache vorgeschrieben. (Archivbild) - Keystone

Aus diesen Gründen stünde es auch dem Nationalrat gut an, die Pflege des Dialektes im Geschäftsreglement ausdrücklich zu erwähnen. Auf diese Weise könne die kulturelle Identität der Schweiz unterstrichen werden.

Reimann ist sich sicher: «Dialekt gehört für Schweizerinnen und Schweizer zum Selbstverständnis. Ob Sanggalätütsch, Baseldytsch, Züritütsch oder Bärndütsch: Auch im digitalen 21. Jahrhundert hat Dialekt Zukunft.»

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