Jesus sah eher aus wie Osama bin Laden als wie Boris Johnson. Unser Kolumnist schreibt in seinem «Wort zum Freitag», dass ihn das demütig macht.
Halleluja-Kolumnist
Sam Urech besucht die Freikirche «FEG Wetzikon». - Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sam Urech aus dem Zürcher Oberland ist Halleluja-Kolumnist auf Nau.ch.
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Haben Sie mal den Film «The Passion of the Christ» gesehen? Brutal, blutig und unfassbar berührend. Wer da ohne Tränen durchkommt, hat ein dickes Fell.

Gezeigt werden die letzten Tage von Jesus Christus auf dieser Erde. Hollywood-Schauspieler Jim Caviezel stellt dabei Jesus dar.

Nun, wer Caviezels Namen hört, kann es erraten – sein Grossvater stammt aus den Bündner Bergen (Lumbrein). Caviezel ist hellhäutig. Sah Jesus etwa so aus?

Jesus Christus
Gucken Sie sich den Film «Die Passion Christi» an! Enorm eindrücklich. - The Passion of the Christ

Kein Teint wie Boris Johnson

Es stört mich, dass Jesus meist als weisser Mann dargestellt wird. Dabei ist er nicht am Piz Cavel geboren, sondern 3'700 Kilometer in südöstlicher Richtung.

Die Bevölkerung seiner nahöstlichen Heimat hatte vor rund 2000 Jahren abgesehen von den römischen Besatzern wenig Kontakt mit Hellhäutigen.

Einen Teint wie Boris Johnson? Dürfte eher die Ausnahme gewesen sein.

boris Johnson
Jesus sah nicht aus wie Boris, behauptet Sam. - keystone

Mit goldener Föhnfrisur

Die meisten Hinweise in biblischen Texten deuten darauf hin, dass Jesus mit seinem Erscheinungsbild nicht auffiel. Er sah demnach wohl so aus, wie Sie sich einen klassischen Araber vorstellen.

Einige Jahrhunderte später war Jesus in Illustrationen dann aber plötzlich gerne ein helläugiger, grossgewachsener Europäer mit goldener Föhnfrisur.

Warum? Ich mutmasse mal, dass Jesus keinesfalls hätte «fremd» aussehen dürfen. Weiss gilt leider oft als erhabene Hautfarbe. Wie hätte da Gottes Sohn dunkelhäutig sein können?

Jesus
Jesus Christus, ein blonder Engel? Kaum. - AdobeStock

In einer Randgruppe ohne Freiheit

Schmerzt Sie die Vorstellung, dass Gottes Sohn aussah wie Osama bin Laden? Falls ja, sei Ihnen Folgendes gesagt:

Jesus gehörte als Jude zu einer ethnischen Minderheit im Römischen Reich. Angesehen waren Römische Bürger, während die Juden nur geduldet wurden.

Man wollte Juden viele Rechte nicht gewähren – wie heute bei sozialen Randgruppen.

Und selbst bei den Juden war Jesus aussen vor, da er aus einem Kaff stammte, aus dem angeblich nichts Gutes kommen könne. Geboren wurde er in einer Gruft – sein erstes Bett war eine Futterkrippe.

Kaum war Jesus auf der Welt, musste seine Familie fliehen und fand Asyl in Ägypten. Jesus war ein Flüchtlingsjunge.

Jesus, ein Flüchtling. Was macht das mit Ihnen?

Rechte und Gefühle von Minderheiten

Später kehrte er zurück, lebte als Untertan unter römischer Herrschaft. Sein ganzes Leben lang gehörte Jesus einem Volk an, das unterdrückt wurde.

Warum ich Ihnen das alles mitteile: Es macht mich demütig. Demütig gegenüber Randgruppen.

Gott schickt seinen Sohn auf die Erde und wählt dafür keinen königlichen Geburtskanal – was will er uns damit sagen?

Wenn Ihnen Jesus ebenfalls viel bedeutet, denken Sie doch nächstes Mal kurz darüber nach, wenn es um die Rechte und Gefühle von Minderheiten geht.

Zum Autor:

Sam Urech ist 36-jährig, verheiratet, Vater von zwei Buben, hat viele Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der Marketingagentur «RatSam».

Sam liebt seine Familie, Guinness, Fussball, Darts, den EHC Wetzikon, Preston North End und vor allem Jesus Christus. Sam schreibt wöchentlich auf Nau.ch über seine unverschämt altmodischen Ansichten. Hier finden Sie alle seine Halleluja-Kolumnen.

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