Die unsägliche Hysterie rund um das Coronavirus hilft vor allem Medien und Politikern. Das behauptet Reda El Arbi in einem Gast-Kommentar.
Reda El Arbi
Gastautor bei Nau.ch: Reda El Arbi. - Nau.ch
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Nau.ch-Kolumnist Reda El Arbi erklärt die linksgrünversiffte Welt.
  • Reda El Arbi erlangte als Blogger beim «Tagesanzeiger» Bekanntheit.
  • Bis 2011 war er Chefredaktor des Satiremagazins «Hauptstadt».
  • Er lebt mit Frau und Hund in Stein am Rhein SH.

Flammenwerfer und schwere, stationierte M60-Maschinengewehre wären wohl die einzigen Mittel, um die Horden der Corona-Infizierten, die unsere südliche Grenze stürmen, aufzuhalten.

Wenigstens, wenn man den Aussagen gewisser Politiker glaubt. Und hier sehen wir wieder mal die Werkzeuge der politischen Manipulation und der Aufmerksamkeitsökonomie an der Arbeit.

coronavirus
Manipulation und Panikmache - Twitter


Gibt es eine Unsicherheit in der Bevölkerung, kann man davon ausgehen, dass irgend ein Politiker kommt, und versucht, daraus eine Angst zu generieren, die er politisch ausschlachten kann. Diesmal (nicht überraschend) in der Hauptrolle: Die Befürworter der Kündigungsinitiative. Sie benutzen das Virus, um ihre Grenzabriegelungsinitiative zu promoten.

Mal abgesehen davon, dass die 65 000 Grenzgänger, die im Tessin arbeiten (und so effektiv die medizinische Versorgung des Kantons unter anderem als Pflegepersonal aufrechterhalten) nicht von der #BGI betroffen wären, wärs auch völlig idiotisch, gleichzeitig die Flughäfen offenzulassen. «Grenzen zu!» ist in einer effektiv globalisierten Welt einfach Humbug. In jeder Frage.

coronavirus
So sehen die Infizierten aus. Ich schwör! - Screenshot Zombies

Aber den Politikern gehts auch nicht darum, der Bevölkerung in irgendeiner Weise zu helfen. Sie sorgen sich auch nicht um die Infizierten (die können nämlich getrost abnippeln, solange sie das ausserhalb der Schweizer Grenzen tun), es geht nur um persönliche Profilierung oder politisches Kapital.

So ruft zum Beispiel Thomas Aeschi extra die Hotline des BAG an, um sich dann öffentlich beim Bundesrat zu beschweren, dass er nicht gleich durchkam. Muss man sich mal überlegen: Ein Politiker verstopft mit dummen Anrufen die Hotline des Bundesamts für Gesundheit, um sich zu profilieren.

coronavirus
Verstopft die Hotline mit unnützen Anrufen: Thomas Aeschi - Twitter

Natürlich könnten die Politiker das nicht machen, wenn ihnen meine Kollegen in den Medien nicht dabei helfen würden. Liveticker zu den Infizierten («Noch ein Infizierter in der südlichen Mongolei!!!!», «Wir sprachen mit der Grossmutter der Schwester eines Bekannten eines Infizierten!») und ein unverhältnismässiger Fokus auf die Todesopfer schüren eine Hysterie, die dem eigentlichen Ereignis einfach nicht gerecht wird. Aber damit holt man halt Klicks.

Da jedes Jahr X-Mal mehr Menschen an der normalen Grippe sterben, als bisher an der Corona-Infektion, müsste man jedes Jahr von Herbst bis Frühling Liveticker für Influenza raushauen.

244 Todesfälle durch Grippe 2015
Jedes Jahr sterben an der «normalen» Grippe viele Menschen. - AZ Medien

Kurz: Chills mal. Händewaschen und gut ist. Wir werden nicht alle sterben, die Grenzen halten ein Virus nicht auf, und wir haben das beste Gesundheitssystem, das man sich vorstellen kann.

Auch wenn das Virus jetzt da (Genf, Aargau?) ist, auch wenn man beginnt die Infizierten zu zählen, als wärs die Zombie-Apokalypse, bitte bewahren Sie Contenance.

Lassen Sie sich nicht von der Hysterie und der Medienschlacht um das Coronavirus verunsichern. Die Profis unseres Gesundheitswesens sind dran, Sie brauchen keine Notvorräte, Sie werden überleben, ich schwör!

Und sicher sollte man die guten Seiten des Coronavirus nicht ignorieren. Wenigstens für die Schweiz:

coronavirus
Alles hat seine guten Seiten. Wenigstens für die Schweiz. - Nau


Zum Autor: Reda El Arbi ist 50-jährig, kommt aus Zürich und zog vor einigen Jahren nach Stein am Rhein. Grosse Bekanntheit erlangte er mit seinem Zürcher «Stadtblog» für den «Tagesanzeiger». El Arbi schreibt unverblümt, hat zu allem eine Meinung und polarisiert auch gern. Er ist verheiratet und lebt mit Frau und Hund in Stein am Rhein SH.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Thomas AeschiBundesratGrippeHerbstAngstHundCoronavirus