Seit die Taliban in Afghanistan die Macht übernommen haben, können Armisa (20) und ihre Mutter Habiba (58) in der Schweiz kaum mehr ein Auge zu tun.
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Mutter und Tochter beim Gespräch mit Nau.ch. Seit die Taliban die Macht in Afghanistan übernommen haben, sind sie in grosser Sorge. - Nau.ch/Aydemir Hüseyin
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Taliban haben nach dem Abzug der US-Truppen in Afghanistan die Macht übernommen.
  • Die Islamisten gehen mit Gewalt gegen die Bevölkerung vor, viele versuchen, zu flüchten.
  • Zwei Afghaninnen in der Schweiz erzählen von der Situation ihrer Familie und ihrer Angst.

Die geflüchteten Afghaninnen Habiba* (58) und ihre Tochter Armisa* (20) sind in grosser Sorge und verzweifelt. Seit die Taliban in ihrer Heimat die Macht übernommen haben, können sie ihre Gedanken kaum mehr von der Heimat abwenden. Denn zwei Geschwister von Armisa befinden sich noch in Afghanistan.

Armisa erzählt: «Wenn meine Schwester mir erzählt, wie das jetzt abläuft mit den Taliban, kriege ich selbst hier in der Schweiz Angst.» Die junge Frau ist 2016 mit ihrer Mutter und vier Geschwistern in die Schweiz geflüchtet.

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Die beiden geflüchteten Afghaninnen Habiba und Armisa. - Nau.ch/Aydemir Hüseyin

Gerade heute seien Kämpfer vor der Tür der Wohnung ihrer Schwester gestanden und hätten Papiere sehen wollen. Denn der Ehemann der Schwester war Polizist – und befindet sich somit jetzt in grosser Lebensgefahr.

«Sie haben Angst, an Taliban verraten zu werden»

Grosse Angst hat Armisa, die in Afghanistan Fussballerin war, auch um ihre ehemaligen Team-Kolleginnen. «Frauen, die Fussball spielen, sind in Afghanistan unter den Taliban nicht geduldet. Sie haben nun Angst, dass sie von den Nachbarn verraten werden».

Auch Armisas Mutter fürchtet sich, obwohl sie in der Schweiz lebt. «Es geht mir sehr schlecht. Wenn ich nur schon daran denke, dass nicht einmal die Männer in Afghanistan frei sind. Die Taliban kontrollieren einfach alles», sagt sie mit weinerlicher Stimme.

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Armisa spielte in Afghanistan in einem Fussballverein. Jetzt sorgt sie sich um ihre ehemaligen Team-Kolleginnen – sie könnten an die Taliban verraten werden. - Nau.ch/Aydemir Hüseyin

Beide hätten sich gewünscht, die US-Kräfte wären im Land geblieben. Denn die USA und der Krieg sei klar das kleinere Übel gewesen als die Taliban.

In den 70er-Jahren, erzählt Habiba, habe es in Afghanistan noch Freiheit gegeben für die Frauen. Sie habe sich frei bewegen können. Doch dann kamen die Taliban und damit die Burka und das Schul- und Arbeitsverbot. Und seither sei alles anders.

Wollen Schwestern in Schweiz holen

Armisa will nun alles tun, damit ihre beiden Schwestern auch in ein sicheres Land gelangen können. Doch eine Chance darauf gäbe es kaum. Mutter und Tochter hoffen für all ihre Landsleute, dass sich die anderen Länder für Afghanistan starkmachen.

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Habiba hat die Hoffnung aufgegeben, dass in Afghanistan noch Frieden einkehrt. - Nau.ch/Aydemir Hüseyin

Die Hoffnung, dass in Afghanistan einst Frieden herrschen könnte, die hat Habiba jedoch verloren.

*Name von der Redaktion geändert

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