Im Kanton Waadt sollen Opfer von sexueller Gewalt bessere Unterstützung erhalten. Ein forensischer Bericht kann neu auch in Regionalspitälern erstellt werden.
Sexuelle Gewalt
Eine Tagung zum Thema sexuelle Gewalt. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kanton Waadt bietet den Opfern sexueller Gewalt mehr Hilfe an.
  • Künftig sollen forensische Berichte in Regionalspitälern erstellt werden können.
  • Aktuell werden Straftaten dieser Art oft nicht angezeigt.

Opfer sexueller Gewalt werden im Kanton Waadt künftig besser unterstützt. Sie können sich für eine medizinische Untersuchung und das Erstellen eines forensischen Berichts nun auch in die fünf Regionalspitäler begeben. Bislang war dies nur im Universitätsspital Chuv in Lausanne möglich.

Oft zeigen Opfer sexuelle Übergriffe nicht an. Nach Ansicht des Waadtländer Gesundheitsdepartements gibt es dafür verschiedene Gründe. Unter anderem hätten sich Opfer sexueller Gewalt bislang ans Universitätsspital wenden müssen, um einen forensischen Bericht zu erhalten. Das sagte Gesundheitsdirektorin Rebecca Ruiz (SP) am Dienstag vor den Medien im Spital von Yverdon-les-Bains.

Betroffene sollen mit Anzeige weniger zögern

Bislang hätten Opfer ihre traumatische Geschichte mehrmals verschiedenen Fachpersonen erzählen müssen, dies könne für sie sehr schmerzhaft sein. Deshalb will der Kanton für die Opfer den Zugang zu einem spezialisierten Dienst vereinfachen. «Diese Verbesserungen können in einigen Fällen einen Unterschied ausmachen. Und zu einer Anzeige führen, vor der das Opfer zögerte», sagte Ruiz.

Nur etwa 8 Prozent der Frauen, die sexuell missbraucht werden, melden die Tat bei der Polizei. Das zeigen Studien in der Schweiz und im Kanton Waadt.

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Rebecca Ruiz. (Archivbild) - Keystone

Im Jahr 2018 erstellte der Kanton Waadt 89 forensische Berichte, davon 47 auf Antrag des Opfers. 2019 waren es 123, davon 75 auf Antrag des Opfers. 95 Prozent der Fälle betreffen Frauen.

Neu ist, dass Opfer sexueller Gewalt von der Polizei ins nächste Spital begleitet werden. Ebenfalls begibt sich ein Gerichtsmediziner so schnell wie möglich in das vom Opfer gewählte Krankenhaus.

Erstellen eines Berichts für Opfer kostenlos

Ein Gynäkologe und ein Gerichtsmediziner erstellen einen medizinisch-juristischen Bericht, damit das Opfer schnellstmöglich eine Strafanzeige einreichen kann. Das Erstellen eines forensischen Berichts ist rund um die Uhr möglich. Finanziert wird der Dienst vom Kanton und ist deshalb für das Opfer kostenlos.

Konkret ist diese Betreuung ab dem 15. Juli in den Regionalspitälern in Yverdon-les-Bains, Rennaz und Payerne und ab dem 31. Juli in den Kliniken in Nyon und Morges möglich.

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