Unappetitlich: Bundesrat will Import von US-Chlorhühner zulassen
In einem Vertragsentwurf signalisiert der Bundesrat Offenheit für US-Geflügel. Kritiker sprechen von einem Kniefall vor Billigware und Symbolpolitik.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat hat den USA ein brisantes Angebot gemacht.
- Künftig sollen in Chlor gebadete Schlachthühner in die Schweiz importiert werden.
- Die Einführung in die Schweiz ist bisher nicht erlaubt.
Der Bundesrat hat den USA im Zollstreit ein Angebot unterbreitet, was zumindest aus Schweizer Sicht nicht sonderlich appetitlich anmutet:
Die Landesregierung soll sich dafür einsetzen, dass mit Chlor behandeltes Geflügel künftig in die Schweiz importiert werden kann. Das schreibt die «NZZ am Sonntag».
Laut Bericht soll der Bundesrat bereits im Sommer einen Vertragsentwurf mit den USA ausgehandelt haben. Der Entwurf ist Teil einer Absichtserklärung, die Trump nach dem geplatzten Zoll-Telefonat nicht unterzeichnete – deren Zusagen aber weiter gelten.
Im Vertragsentwurf steht, dass die Schweiz eine Zusammenarbeit mit den USA beabsichtige, um spezifische Massnahmen einzugehen. Man wolle damit die Einschränkung des Marktzugangs für US-Geflügelfleisch und -produkte angehen.
Poulet wird im Chlor gebadet
Was in der Schweiz illegal ist, wird in den Staaten seit Jahren praktiziert. Das Geflügel wird dort nach der Schlachtung chemisch behandelt.
Durch die hiesigen Hühnerfarmen und Megabetriebe sind die Tiere immer häufiger mit Keimen belastet. Deshalb werden die Schlachtkörper standardmässig in ein Chlorbad getaucht.
Salmonellen und Keime des Typs Campylobacter sollen im Desinfektionsmittel-Bad abgetötet werden.
Die nachträgliche Entkeimung nach dem Schlachten ist in der Schweiz nicht erlaubt. Auch die Einführung solchen Fleisches ist verboten. Das bestätigte das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen gegenüber der NZZ.
Bundesrat zwischen Druck und Prinzipien
Bisher ist die EU bei den Zollverhandlungen in Sachen Lebensmittelsicherheit stets standhaft geblieben. Hormonbehandeltes Fleisch und Chlorhühner waren tabu — und sollen es auch bleiben.
Das geht auch aus den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA im Jahr 2013 hervor. Damals wurde die chemische Behandlung der Schlachtkörper spezifisch hervorgehoben.
Seither ist das Thema Teil des Handelsstreits zwischen der EU und den Vereinigten Staaten. Ein Zugeständnis der Schweiz dürfte für Trump deshalb ein symbolischer Triumph sein.