SP fordert Totalumbau des Schweizer Strommarktes

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Bern,

Die SP fordert angesichts der hohen Preise und des drohenden Strommangels im Winter eine grundsätzliche Neuordnung des Strommarktes.

strommangel
Hintergrund der Vorlage sind starke Preisausschläge auf den Energiemärkten insbesondere infolge des Ukraine-Kriegs. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die SP will aus aktuellem Anlass den Schweizer Strommarkt komplett umkrempeln.
  • Mittelfristig sollten Verteilnetzbetreiber wieder unabhängig von den Strombörsen werden.
  • In der Herbstsession soll eine dringliche Interpellation zum Thema eingereicht werden.

Mittelfristig sollten Verteilnetzbetreiber wieder unabhängig von den Strombörsen werden. Konkret schlägt die Partei einen Dreistufenplan vor, wie SP-Fraktionschef Roger Nordmann am Sonntag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bestätigte.

Über die Vorschläge berichtete zuerst die «SonntagsZeitung». Sie basieren auf einem internen Papier der SP, das auch Keystone-SDA vorliegt.

Unternehmen jetzt entlasten und dann besteuern

Für das kommende Jahr will die Partei einen Abfederungsfonds schaffen, um stromintensive Betriebe zu entlasten. Dazu sollen mit einer Übergewinnsteuer die ausserordentlichen Gewinne der Strombranche abgeschöpft werden. Der Fonds soll den stromintensiven Firmen 50 Prozent des Anteils des Energiepreises zurückerstatten, der über 20 Rappen liegt.

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Strom- und Gaspreise sind für Verbraucher in den vergangenen Monaten teilweise drastisch erhöht worden. Foto: Marcus Brandt/dpa/Illustration - dpa-infocom GmbH

Ab 2024 soll es dann einen nationalen Strombeschaffungspool für energieintensive Betriebe geben. Dort müssten die Stromproduzenten einen Teil ihres Stroms, der nicht für die Grundversorgung bestimmt ist, einspeisen - und ihn zum Gestehungspreis anbieten. Es würde also eine Art Grundversorgung für Unternehmen geschaffen, die viel Strom benötigen. Zugleich sollten Stromproduzenten in öffentlicher Hand mehr investieren, statt Dividenden auszuschütten.

Als drittes Element sollte laut Nordmann die spekulative Beschaffung von Strom durch die Verteilnetzbetreiber «streng limitiert» werden. Stattdessen müssten diese Strom mit langfristigen Verträgen einkaufen - zu Preisen, die es den Produzenten erlaubten, ihre Anlagen zu amortisieren und nötige Investitionen zu tätigen.

Durch einen Aufschlag würden gemäss den Plänen die Produzenten dafür entschädigt, dass sie Investitionsrisiken lange allein tragen mussten, als die Verteilnetzbetreiber noch billigen Strom aus dem Ausland an den Börsen einkaufen konnten.

«Pseudoliberaler Markt gescheitert»

«Wir stehen vor einem totalen Scheitern der geltenden pseudoliberalen Marktordnung», begründete Nordmann gegenüber der «SonntagsZeitung» die Pläne. Jahrelang hätten Stromlieferanten sich lieber mit billigem Strom von der internationalen Strombörse eingedeckt, statt in Strom aus der Schweiz aus erneuerbaren Energien zu investieren. Ein Totalumbau des Strommarktes sei deshalb dringend notwendig, so der Waadtländer Nationalrat.

Roger Nordmann Angriff Grüne
Roger Nordmann (SP): «Wir stehen vor einem totalen Scheitern der geltenden pseudoliberalen Marktordnung». - Keystone

Die SP will in der Herbstsession des Bundesparlaments eine dringliche Interpellation zum Thema einreichen. Auch weitere Schritte seien geplant, um die Pläne voranzutreiben, teilte Nordmann gegenüber Keystone-SDA mit. Die Einzelheiten seien aber noch offen.

Zur Verteilung der Lasten angesichts der drohenden Stromkrise äusserte sich am Sonntag auch Mitte-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy. Vor der allfälligen Abschöpfung ausserordentlicher Gewinne müssten zuerst die Verluste angerechnet werden, welche die Stromproduzenten in der Vergangenheit, als Strom aus dem Ausland noch billig war, gemacht hätten, schrieb der Walliser Nationalrat auf Twitter.

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