Schweizer Einkaufstouristen erhalten in Deutschland «Bevorzugung»
Schweizer Einkaufstouristen lassen sich auch von der Halbierung der Wertfreigrenze nicht abschrecken: Deutsche Händler locken sie gezielt über die Grenze.

Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer fahren zum Einkaufen über die Grenze nach Deutschland. Für viele lohnt sich der Weg, da Lebensmittel und Konsumgüter dort oft deutlich günstiger sind.
Dieser Trend hat sich in den letzten Jahren weiter verstärkt und sorgt für einen regelrechten Boom im Grenzshopping. Die Schweizer Politik versucht, den Einkaufstourismus durch strengere Zollkontrollen einzudämmen.

So hat der Bund die Wertfreigrenze für Einkäufe im Ausland von 300 auf 150 Franken halbiert. Um die begehrten Schweizer Einkaufstouristen dennoch anzulocken, greifen deutsche Händler zu immer kreativeren Mitteln.
Deutsche Händler locken Schweizer Einkaufstouristen
So werden etwa spezielle Kassen für Schweizer Einkaufstouristen eingerichtet, an denen die Abwicklung besonders schnell und unkompliziert erfolgt. Händler bieten zudem gezielte Rabatte und spezielle Aktionen nur für Kundinnen und Kunden aus der Schweiz an.
Auch die Mehrwertsteuer-Rückerstattung wird aktiv beworben, um den Einkauf noch attraktiver zu machen. Die Supermarkt-Kette Edeka zeigt in Werbungen gar gezielt, wie sich die Zölle umgehen lassen, wie «Bluewin» berichtet.

Durch Einkäufe in Gruppen liesse sich der Freibetrag vervielfachen, da dieser pro Person gilt. Immer mehr Schweizer reisen laut «NZZ» in Fahrgemeinschaften ins Nachbarland.
Schweizer Einzelhändler unter Druck
Der Einkaufstourismus stellt für den Schweizer Detailhandel eine grosse Herausforderung dar und kostet ihn jährlich Milliarden. Viele lokale Geschäfte verlieren Kundschaft und kämpfen mit sinkenden Umsätzen.
Die Konkurrenz aus Deutschland setzt die Schweizer Anbieter zunehmend unter Druck. Sowohl der Schweizer Handel als auch die Politik suchen nach noch schärferen Lösungen, um den Trend weiter einzudämmen.
Kanton St. Gallen und Thurgau für Streichung der Zollfreigrenze
Die Halbierung des Freibetrags auf 150 Franken war ein Kompromissentscheid. Die Kantone Thurgau und St. Gallen hatten sich für die Streichung der Zollfreigrenze ausgesprochen.
Sandra Stadler, Präsidentin der Mitte-Partei Thurgau, hatte erwartet, dass die Senkung der Zollfreigrenze nicht ausreicht, um den Einkaufstourismus zu stoppen. Sie kritisiert, dass viele sich zusammenschliessen, um gemeinsam grössere Mengen einzukaufen.
Deshalb fordert sie laut «Bluewin», die Freigrenze zumindest weiter zu senken. Allerdings hält sie eine Verschärfung nur dann für sinnvoll, wenn die Verzollung digital und ohne grossen bürokratischen Aufwand möglich ist.