Schweizer Elektroauto droht das Aus in Europa
Vielleicht steht auf dem Elektroauto Microlino bald «Made in China»: Die Gründer erwägen eine Produktionsverlagerung. Grund: Zu wenig Fördergelder in Europa.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Kleinstwagen Microlino fällt durch alle politischen Förderraster.
- Die Gründerfamilie schlägt Alarm und droht mit dem Weggang.
- Denn in China wartet man mit offenen Armen – und viel Fördergeld.
Er ist ein Nackenbrecher im Stadtbild, das kleine Elektroauto. Wann immer es auf Strassen auftaucht, drehen sich ihm die Köpfe verwundert nach.
Ein praktischer Blickfang mit frecher Aussage: Während andere Menschen dicke Autos als Statussymbol vorweisen, zeigt der Microlino-Fan, dass er so etwas nicht nötig hat.
Ganz günstig ist der kleine E-Spass (fährt bis maximal 90 Kilometer pro Stunde) aber nicht: Ein Microlino kostet in der Schweiz bis zu 25'000 Franken.
Entwickelt wurde der überdachte Roller auf vier Rädern in Küsnacht ZH. Zusammengebaut wird er 265 Kilometer südlich, in Turin.
Gründer: «Rückblickend etwas blauäugig»
Wie «CH Media» berichtet, gibt es aber Probleme. Gründer Wim Ouboter erklärt: «Wir waren bei der Lancierung euphorisch und rückblickend etwas blauäugig.»

Und weiter: «Wir dachten, Konsumenten und Politik meinten es ernst mit der E-Mobilität. Aber wenn wir aus Europa nicht mehr Unterstützung erhalten, müssen wir die Produktion einstellen – oder nach China verlagern.»
Wim Ouboter und seine Söhne Oliver und Merlin Ouboter produzierten bis heute in Italien rund 4767 Microlinos. Über 70 Millionen Franken investierte die Gründerfamilie Ouboter aus eigenem Sack.
Wieso droht sie nun mit einem Abgang nach China? Der Microlino gilt in der EU nicht als richtiges Auto.
Ouboter klagt: «Eine elektrische Mercedes G-Klasse bekommt CO₂-Anrechnung und Fördergeld. Der Microlino, der 80 Prozent weniger CO₂ verursacht, bekommt nichts.»
China lockt mit Top-Bedingungen für winziges Elektroauto
Vom winzigen Schweizer Elektroauto begeistert ist man derweil in China. Dort will der Staat kräftig Geld einschiessen und lockt mit günstigen Produktionsbedingungen.
Laut «CH Media» hat China gegenüber Microlino schon Interesse angekündigt. Es könne sogar eine bestehende Fabrik übernommen werden. Produktionskosten: Halb so teuer wie aktuell in Norditalien.
Kein Überleben ohne Unterstützung
Noch sei bei Microlino nichts entschieden. In Turin laufe die Produktion weiter, die Nachfrage nach dem kleinen Elektroauto sei stabil.
«Ich glaube noch immer an unsere Vision. Wir haben eine Lösung für die Mobilitätswende gefunden», so Ouboter. «Doch ohne Unterstützung überleben wir in Europa nicht.»

















