Die Schweizer Armee plant, Soldaten im Assistenzdienst in der Coronakrise mit einem Spezialabzeichen zu ehren. Einige hätten lieber eine Entschädigung.
Blaue Mützen und Mundschutz: Spitalsoldaten am Samstag in der Kaserne Bière VD.
Blaue Mützen und Mundschutz: Spitalsoldaten am Samstag in der Kaserne Bière VD. - sda - KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Armee plant ein Spezialabzeichen für Soldaten, welche gegen Corona im Einsatz standen.
  • Ein Spitalsoldat klagt, dass sein Einsatz überhaupt nichts mit der Pandemie zu tun hat.

Letzte Woche hatte das VBS angekündigt, dass der Bund den Soldaten im Corona-Assistenzdienst zusätzlich finanziell unter die Arme greifen will. Nau.ch weiss: Oben drauf soll es auch ein Spezialabzeichen für die Corona-Soldaten geben. Doch nicht alle Angehörigen der Armee sind von dieser Idee begeistert.

Schweizer Armee belohnt Soldaten mit 100 Prozent EO und Spezialabzeichen

Am 22. April verkündete der Bundesrat, dass er die Differenz zwischen der Entschädigung aus der Erwerbsersatzordnung (EO) und dem vollen Erwerb übernimmt. Dies sowohl bei Arbeitnehmenden als auch selbstständig Erwerbenden. 100 Prozent statt 80 Prozent Lohn also für alle, die wegen dem Coronavirus mobilisiert wurden.

Süssli Amherd
Verteidigungsminiserin Viola Amherd und Armeechef Thomas Süssli boten Ende März mehrere Tausend zusätzliche Sanitätssoldaten auf. - sda - KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Wie Armee-Sprecher Daniel Reist jetzt auf Anfrage bestätigt, plant die Armee ausserdem ein Spezialabzeichen. Der Balken kommt an den «Ausgänger», einen Entwurf gibt es noch nicht. Es wäre das erste Abzeichen dieser Art, das die Armee vergibt.

Sanitätssoldaten haben nichts zu tun

Nau.ch-Leser C. S.* freut sich nur bedingt über diese Zuwendungen, wie er nachfolgend begründet.

Statt an der Front kämpft der Spitalsoldat derzeit mit Besen und Putzlappen gegen Staub und Ungeziefer. Dies in der Krankenabteilung einer Kaserne in der Westschweiz. Die 25 Betten der Station sind meist leer.

Coronavirus Schweizer Armee
Angehörige der Schweizer Armee proben für den Ernstfall, um im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus den Spitälern unter die Arme zu greifen. (Archivbild) - Keystone

Coronapatienten in der Schweizer Armee werden ausschliesslich in Payerne (VD) und ein paar anderen wenigen Kasernen isoliert, erzählt C. S. Dort seien aber gar keine Soldaten des Assistenzdienstes im Einsatz, sondern nur das reguläre Personal.

Seit er Ende März eingezogen wurde, habe er absolut gar nichts mit dem Virus zu tun gehabt. «Nebst mir gibt es Dutzende Sanitätssoldaten im Assistenzdienst in den diversen Krankenabteilungen der Westschweiz. Von denen weiss ich, dass sie gar keine Dienstleistungen erbringen, die mit der Pandemie im Zusammenhang stehen», nervt sich C. S.

«Wir haben momentan so wenig Arbeit, dass der zivile Arzt meist schon am Vormittag nach Hause gehen kann. Die Pflegerinnen und Pfleger dann am frühen Nachmittag.»

Bislang kein Geld gesehen

Der abverdiente Durchdiener und Masterstudent erhielt Ende März 2020 kurz nach Semesterstart von der Armee einen Marschbefehl. Er liess alles stehen und liegen, rief den Chef seines Nebenjobs an und erklärte, warum er ab Montag nicht mehr ins Büro kann.

Coronavirus Schweizer Armee
Soldaten des Spitalbataillons 5 sind im Frühjahr 2020 anlässlich des Zusammenzugs aus verschiedenen Teilen der Schweiz in der Kaserne von Stans zusammengekommen. - dpa

Fünf Wochen später hat C. S. gemäss eigenen Angaben weder Sold noch ein EO-Formular erhalten. Er habe sich bei etlichen Durchdiener-Kollegen erkundigt, viele hätten dasselbe Problem.

Armee-Sprecher Daniel Reist sieht das anders: Formulare für die Soldaten gebe es wie immer «jeden Monat, damit sie laufend abrechnen können», heisst es auf Anfrage.

WK-Soldaten werden bewusst zurückgehalten

Am meisten stört C.S. aber, dass er als abverdienter Durchdiener die Arbeit von WK-Soldaten erledigen müsse, obwohl diese zur Verfügung stehen würden.

«Man will keine Sanitätssoldaten, welche noch WKs zu absolvieren haben, einberufen. Sonst würden alle ihre Diensttage aufgebrauchen und das will man verhindern.» Das hätte ihm ein Vorgesetzer der Schweizer Armee erklärt.

Das geplante Corona-Abzeichen sei zwar durchaus eine schöne Geste. Aber ihm persönlich bringe sie nicht viel: Als abverdienter Durchdiener gibt es für C. S. gar keine Gelegenheiten mehr, den «Ausgänger» anzuziehen.

*Name der Redaktion bekannt

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