Schoggi-Branche warnt wegen Donald Trump: «US-Ausstieg realistisch»
Schweizer Schoggi wird nach den Zöllen von Donald Trump in den USA teurer. Oder es gibt sie bald nicht mehr. Letzteres macht eine Luzerner Confiserie vor.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Schoggi-Branche warnt vor einem US-Ausstieg wegen Trumps Zöllen.
- Die Luzerner Confiserie Bachmann zog sich bereits aus dem US-Geschäft zurück.
- Der Schweizer Guetzli-Hersteller Kambly erhöht hingegen die Preise in den USA.
Die Luzerner Confiserie Bachmann machte am 1. August kurzen Prozess: Nachdem Donald Trump 39 Prozent Zölle für die Schweiz verhängt hatte, kündigte das Unternehmen seinen Rückzug aus dem US-Geschäft an.
Der «international stark frequentierte Online-Shop» sei für die US-Kundschaft gesperrt worden, wie es hiess. Auch US-Geschäftskunden würden nicht mehr mit den bekannten Schutzengeli beliefert.
Via Linkedin klärt Inhaber Raphael Bachmann am Montag auf: Mit dem Entscheid habe er in erster Linie ein Zeichen gegen die Entscheidung von Donald Trump gesetzt. «Das ist kein wirtschaftliches Kalkül – das ist ein Statement.»
Er erklärt: «Die angekündigten 39 Prozent US-Zölle auf Schweizer Schokolade waren für uns nicht nur ein politisches Signal, sondern ein moralischer Kompass. Und dieser zeigt eindeutig: Jetzt ist nicht die Zeit für Kompromisse.»
Die Confiserie Bachmann trage die Verantwortung für die Mitarbeitenden. Aber auch für das Handwerk, für ihre Werte und für die Schweiz. «Wir stehen nicht im Dienst eines Präsidenten – wir stehen im Dienst unserer Überzeugung», so Bachmann.
Donald Trump versetzt Schoggi-Branche in Aufruhr
Die Luzerner Confiserie setzt damit nicht nur ein Zeichen für sich, sondern auch für ihre Berufskollegen.
Denn: Die Schweizer Schoggi-Branche ist vom Zollhammer «sehr stark betroffen».
Roger Wehrli, Direktor von Chocosuisse, erklärt gegenüber Nau.ch: «Die USA sind ein wichtiger Absatzmarkt: Rund sieben Prozent der Schweizer Schokoladenexporte gehen in die USA.»
Der Zollsatz mache die Exporte wirtschaftlich unattraktiv. Künftig habe man einen «klaren Wettbewerbsnachteil gegenüber Anbietern aus anderen Ländern».
Schoggi-Produzenten aus der EU, zum Beispiel Belgien, haben nur 15 Prozent Zoll. Auf britischer Schoggi verhängen die USA sogar nur zehn Prozent.
Wehrli warnt: «Für die meisten Unternehmen ist es unwahrscheinlich, dass sie entsprechende Preissteigerungen auf dem US-Markt durchsetzen können. Dementsprechend dürfte es sich für viele Schweizer Schokoladenproduzenten nicht mehr lohnen, in die USA zu exportieren.»
Heisst also: Die Bachmann-Schoggi ist nicht die einzige Schweizer Schoggi, die es in den Vereinigten Staaten bald nicht mehr zu kaufen gibt.
«Ausstieg realistisches Szenario»
Noch aber laufen in den Unternehmen die Abklärungen. Grosse Hersteller haben aber indes vorgesorgt. Wehrli erklärt: «Im Gegensatz zu kleineren Confiserien haben viele industrielle Hersteller von Schokolade noch vor der Zollerhöhung Waren in die USA verschifft.»
Somit können sie «eine gewisse, kurze Zeit» noch zuwarten. Aber: «Wenn der Zoll mittelfristig auf der angekündigten Höhe bliebe, ist der Ausstieg für viele ein realistisches Szenario.»
Läderach schreibt nach der Zollankündigung auf Anfrage von Nau.ch: «Wir werden diese Ankündigung nun für unser Unternehmen bewerten.»
Eins stehe aber schon jetzt fest: «Unsere Schokolade werden wir auch weiterhin ausschliesslich in der Schweiz produzieren.»
Schweizer Guetzli-Hersteller muss US-Preise erhöhen
Nicht nur Schoggi, sondern auch Schweizer Guetzli und Snacks haben es durch die US-Zölle von Donald Trump nun schwer.

Zwar exportiere der Emmentaler Guetzli-Fabrikant Kambly vorwiegend nach Europa, wie er gegenüber Nau.ch mitteilt. «Unser Geschäft in den USA ist jedoch voll von den neuen US-Zöllen betroffen.»
Der Hersteller, der in ausgewählten US-Läden vertreten ist, erklärt: Es gebe «keine andere Möglichkeit, als diese Kosten den Konsumentinnen und Konsumenten in den USA zu überwälzen». Kambly rechnet mit einem deutlichen Rückgang der Verkaufszahlen.
Schweizer Tortenböden-Produzent «stark betroffen» von Zollhammer
Ebenfalls «stark betroffen» von den Zöllen ist der US-Vertriebspartner von Hug aus Malters LU. Bekannt ist das Unternehmen für Marken wie Wernli und Dar-Vida.
Anna Hug sagt zu Nau.ch: «Seit über 40 Jahren haben wir ein relevantes Geschäftsfeld in den USA mit Tartelettes (Kuchenböden) aufgebaut. Diese werden in der Hotellerie, Events und Kreuzfahrtschiffen für Desserts und Apéros eingesetzt.»

Alle Tartelettes werden in der Schweiz hergestellt und über den Vertriebspartner in alle Regionen in den USA geliefert. Nebst der Ungewissheit durch die Zölle drücke auch der starke Franken aufs Exportgeschäft.
Hug sagt: «Insgesamt macht unser Umsatz mit den USA unter fünf Prozent unseres Gesamtumsatzes aus.» Entsprechend sei man nicht so stark betroffen wie andere Betriebe.
Eine Verlagerung der Produktion in die USA komme nicht in Frage. «Wir gedenken auch nicht, uns aus den USA zurückzuziehen.» Lieber nehme man einen Umsatzrückgang oder einen Rückgang beim Deckungsbeitrag in Kauf.