Während des Lockdowns aufgrund des Coronavirus stiegen die Anmeldungen auf Dating-Plattformen. Dies habe einen bestimmten Grund, so eine Expertin.
Coronavirus Sex
Das Verlangen nach sexueller Nähe steigt in Krisenzeiten an. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Corona-Lockdown kommt es vermehrt zu «Weltuntergangssex».
  • Eine Entwicklungspsychologin erläutert das Phänomen.
  • Krisenzeiten steigern das Verlangen nach Sex und Intimität.

Das Coronavirus hat unser aller Leben zumindest zu einem gewissen Teil auf den Kopf gestellt. Durch den Lockdown wurden persönliche Kontakte und Treffen mit Freunden massiv eingeschränkt. Und auch das Bedürfnis nach körperlicher Nähe jeglicher Art musste erstmal hinten anstehen.

Nach den Lockerungen kam es in diesem Zusammenhang zu einem interessanten sozialpsychologischen Phänomen: dem «Weltuntergangssex». Die Entwicklungspsychologin Pasqualina Perrig-Chiello erläutert gegenüber der Datingplattform «The Casual Lounge», was es damit auf sich hat.

Coronavirus führt zu reger Nutzung von Datingplattformen

In Krisenzeiten wird der private sowie der berufliche Alltag auf den Kopf gestellt. Auch der Lockdown habe die persönliche Freiheit massiv eingeschränkt. «Das stresst und bringt die Leute an ihre psychischen Grenzen. In solchen Zeiten von Unsicherheit und Angst ist das Bedürfnis nach Nähe besonders gross», so Perrig-Chiello.

Pasqualina Perrig-Chiello
Pasqualina Perrig-Chiello ist Entwicklungspsychologin und sprach mit «The Casual Lounge» über Sex zu Zeiten des Coronavirus. - «The Casual Lounge» / zVg

Sowohl bei Frauen wie auch bei Männern steige in diesem Zusammenhang das sexuelle Bedürfnis. Dieses Phänomen, der sogenannte «Weltuntergangssex», sei schon im Rahmen von 9/11 bekannt geworden. Dafür gebe es unterschiedliche Erklärungen.

Perrig-Chiello erklärt: «In Extremsituationen wird dem Menschen der Wert des Lebens und die Endlichkeit seines Lebens unmissverständlich bewusst. Hinter dem Verlangen nach Sex steckt das Bedürfnis, noch einmal so intensiv wie nur möglich zu leben.»

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Der sogenannte «Weltuntergangssex» trat auch während der Coronakrise in Kraft. - «The Casual Lounge» / Racool Studio

«Es geht um einen Überlebensinstinkt, der entsprechende stimulierende Hormone freisetzt. Sexualität ist eine gute Möglichkeit, Angst und ein Übermass an negativen Emotionen zu vertreiben.» Auch bei Primaten wie den Bonobo-Affen sei Sex ein probates Mittel, um Aggressionen und Angst zu überwinden.

Frauen melden sich vermehrt auf Plattformen an

«The Casual Lounge» verzeichnete Postkrise einen Zuwachs von 40 Prozent bei den Nutzerprofilen in der Schweiz. Viele davon seien Frauen, teilt die Plattform mit. Warum das so ist, begründet die Entwicklungspsychologin mit dem Alter und hohen Standards.

Sex Coronavirus
Krisen steigern das Verlangen nach sexueller und körperlicher Nähe. - «The Casual Lounge» / Yanalya Klein

«Die meisten alleinlebenden Personen in unserer Gesellschaft sind Frauen, insbesondere Frauen 50plus. Gründe hierfür sind zum einen die längere Lebenserwartung. Zum anderen haben Frauen auch höhere Ansprüche an Beziehungen und zumeist auch weniger Möglichkeiten als Männer.»

Das Coronavirus sowie frühere Krisen können dazu führen, dass man bei der Partnerwahl weniger wählerisch ist. «Man hält die emotionale Einsamkeit einfach nicht mehr aus, fühlt sich eingeschränkt. Dieser Stress macht, dass man nach baldiger Lösung sucht. Je unsicherer die Zukunft, desto eher greift man bei sich anbietenden Optionen zu.»

Geschlechtsverkehr
Insgesamt verhüteten 78 Prozent der befragten 15- bis 49-Jährigen, die in den letzten 12 Monaten sexuell aktiv waren. - dpa
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