Musée Cantonal des Beaux-Arts in Lausanne eröffnet
Anfang April hat das neue Musée Cantonal des Beaux-Arts in Lausanne seine Tore eröffnet. Noch ohne Kunstwerke zwar, trotzdem war es ein Ereignis.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz baut ihre Kunstmuseen aus.
- In Lausanne ist das neue Kunstmuseum eröffnet worden.
Basel ist schon fertig, Chur auch, Zürich folgt Ende 2020, Genf und Bern überlegen noch. Dazwischen trumpft Lausanne auf, nicht nur mit einer Erweiterung, sondern sogar mit Neubauten.
Plateforme 10 heisst das Projekt gleich neben dem Bahnhof, der neun Geleise hat, daher der Name. Es ist ein grosser Wurf für das Musée Cantonale des Beaux-Arts (MCBA) und die ganze Stadt: Sie gibt sich ein Museumsquartier in einer Ecke, die bislang nicht einmal zugänglich gewesen war. Hier befand sich ein Depot der SBB, jetzt steht da ein neues Kunstmuseum.
Am Wochenende strömten die Menschen in das neu erschlossene Gebiet, das das Gesicht der Stadt verändern wird. 21'000, so die offizielle Zahl, nutzten die zwei Tage der offenen Tür, obwohl noch keine Ausstellung zu sehen war. Dafür gab es Performances und Konzerte.
Vergrösserung des Bahnhofs?
Der Publikumsandrang gab einen Eindruck davon, wie es 2026 sein könnte, wenn der ganze Bahnhof vergrössert wird. 200’000 werden hier täglich durchkommen.
Ein paar Geleise des Depots und die alte Drehscheibe sind noch da. «Sie ist ein schönes Symbol für uns», sagt der Museumsdirektor Bernard Fibicher. «Wir wollen die Drehscheibe für Kunst in Lausanne sein - und darüber hinaus.»
Mit der Plateforme 10 meldet Lausanne Ansprüche auf nationale und internationale Geltung an. Auf dem Gelände werden nach Ende der Bauarbeiten 2021, neben Läden und Restaurants, drei Institutionen logieren. Neben dem Kosten, das Museum für Design und angewandte Kunst. Sowie das Museum für Fotografie, das heute im Palais d’Elysée untergebracht ist.
Die beiden Letztgenannten beziehen gemeinsam ein separates Gebäude am hinteren Ende der Plateforme 10. Unter das Dach des Musée Cantonal des Beaux-Arts ziehen zudem die Fondation Toms Pauli. Und die Fondation Félix Vallotton, womit ein eigentliche Vallotton-Kompetenzzentrum entsteht.
Die Werke des in Lausanne geborenen Malers bilden ohnehin die Hauptattraktion der Sammlung des Musée Cantonal des Beaux-Arts. Mit der geografischen geht auch eine institutionelle Reorganisation einher. Alle drei Museen werden in einer Stiftung vereint, das hat der Staatsrat im Februar beschlossen. An der Identität der Häuser soll das nichts ändern.
Architektur des neuen Kunst Museums
Für das MCBA haben die Architekten einen langgezogenen Riegel aus grauem Klinker gebaut. 145 Meter lang, 22 Meter hoch, 21 Meter tief, parallel zu den Geleisen der Linie Lausanne-Genf.
Diese Lage erfordert besondere Brand- und Unfallschutzmassnahmen. Die Nordfassade wird durch elegante senkrechte Lamellen gegliedert. Hier gibt es einige Fenster, die Beleuchtung erfolgt aber hauptsächlich durch die Sheds auf dem Dach.
Erschlossen wird das Gebäude durch eine beeindruckend hohe Eingangshalle mit Treppe, die zum grossen Südfenster führt. Hier haben die Architekten das Gewölbe der alten Lokremise nachgebildet, die auch von aussen noch zu erkennen ist.
Darüber teilt sich das Museum in zwei je zweigeschossige Flügel, für Wechselausstellungen und für die rund 10’000 Werke umfassende Sammlung. Die übrigens, wie der Projektraum für Gegenwartskunst im Parterre, kostenlos besucht werden kann.
Der Kanton Waadt tat sich lange schwer mit der Standortsuche. 2008 scheiterte ein Projekt, das einen Bau am Seeufer vorgesehen hätte, an der Urne. Zwischenzeitlich stand sogar zur Diskussion, das Museum ausserhalb von Lausanne zu errichten.
Kosten des Musée Cantonal des Beaux-Arts
Nach dem Angebot der SBB, einigte sich die Politik aber rasch, allerdings verzögerten Einsprachen von Anwohnern den Prozess mehrfach. Acht Jahre vergingen zwischen Architekturwettbewerb und Fertigstellung des neuen Musée Cantonal des Beaux-Arts. Gekostet hat der Bau 84 Millionen Franken. Stadt und Kanton sprachen 50 Millionen die restlichen 34 kamen von Privaten.
Das Betriebsbudget hat sich in den letzten drei Jahren fast verdoppelt und liegt neu bei 8 Millionen Franken. Dem gegenüber steht im Vergleich zum alten Standort im Palais de Rumine eine Verdreifachung der Ausstellungsflächen auf 3220 Quadratmeter.