Migros: «Zuckersüss» oder «traurig»? Experten uneins bei Finn
Der fünfte Finn-Weihnachtsfilm der Migros ist da. Die Meinungen sind gespalten. Zu traurig, zu altbacken, findet etwa Star-Werber Bodin. Andere halten dagegen.

Das Wichtigste in Kürze
- Wie traurig darf eine Weihnachts-Werbung sein?
- Werbe-Profi Frank Bodin findet den neuste Migros-Film mit Finn «altbacken».
- Viele Migros-Kunden sowie Marketing-Experte Felix Murbach schlagen positivere Töne an.
«Jetzt muss ich nochmals Nastüechli posten.» – «Wie traurig und zuckersüss zugleich.» – «Ihr bringt mich jedes Jahr zum Weinen.»
Seit zwei Wochen läuft der neue Weihnachtsfilm mit dem Wichtel Finn an den Bildschirmen. Die Migros sorgt für ein Tränenmeer, wie etwa viele Kommentare auf Instagram zeigen.

Zu sehen im Spot ist Finn in verschiedenen Lebensphasen, als Kind, Teenager und Erwachsener. Sein Papa führt ihm Jahr für Jahr den gleichen Zaubertrick vor. Bis er stirbt und nur noch als Foto in Erinnerung bleibt. Finn führt die Tradition fort und zeigt den Trick nun seinem Sohn (ja, er wird Vater!) vor.
«Wir erinnern die Schweiz daran, Weihnachten wieder als das zu sehen, was es wirklich ist: eine Gelegenheit, wertvolle Momente miteinander zu schaffen – und bleibende Erinnerungen zu teilen», sagt die Migros.
Es ist die insgesamt fünfte Geschichte, die das Detailhandels-Unternehmen mit Wichtel Finn von der Agentur Wirz produzieren liess.
«Dieses Jahr scheint mir die Finn-Geschichte ein Murks»
«Finn ist zu einem Weihnachtsmarkenzeichen der Migros geworden. Die Filme sind allesamt handwerklich gut gemacht», lobt der Schweizer Werbeunternehmer Frank Bodin.
Trotzdem hätten ihn andere Jahre mehr überzeugt. «Während der erste Spot unvergessen bleibt, scheint mir die Finn-Geschichte dieses Jahr ein Murks.»

Vielleicht passt die Traurigkeit zwar zum derzeitigen Weltgeschehen, so Bodin. «Eine etwas weniger todernste Geschichte wäre aber gerade darum besser gewesen. Wo bleibt der Migros-Humor oder wenigstens ein Migros-Augenzwinkern?»
Man wünsche sich schliesslich «Frohe Weihnachten»...
Film der Migros «kommt etwas altbacken daher»
Das Problem beim Film sei das «Bambi-Prinzip», das hier nicht funktioniere. «Das ist normalerweise der Anfang der Geschichte und dann folgt das Erwachsenwerden mit Happy End. Hier folgt auf das lange Tränengedrüse ein ‹Sad End›, mit dem ich alleine gelassen werde.»
Auch wenn der Abbinder («Weihnachten ist, was wir weitergeben») klug getextet sei – das bleibe ein schwacher Trost.
«Überhaupt kommt alles etwas altbacken daher», findet Bodin. Die Musik stehe symbolisch dafür. «Cat Stevens ‹Father and Son› aus den 70er-Jahren ist nun wirklich aus der Zeit gefallen.»
Werbe-Experte: Finn ist in meinen Top 3
Auch Marketing-Profi Felix Murbach pflichtet bei, dass erst spät Hoffnung zurückkehre. «Eine leicht frühere Rückkehr zu Wärme hätte der weihnachtlichen Stimmung zusätzliche Kraft gegeben.»
Ansonsten sei der fünfte Finn-Streifen aus Marketingsicht «klar gelungen», findet Murbach.

«Der Spot schafft es, in 90 Sekunden eine glaubwürdige Vater-Sohn-Beziehung aufzubauen. Die Nähe zwischen den beiden wirkt echt, nicht ‹kitschig›. Die Geschichte ist nicht oberflächlich fröhlich, sondern zeigt das echte Leben – inklusive Verlust und Trauer. Das wirkt authentisch und hebt den Spot klar aus der Masse heraus.»
Darum schafft es Finn auch dieses Jahr wieder in Murbachs «Top 3» aller Weihnachts-Spots.
Wie weiter, Migros?
Ob zu traurig oder nicht: In einem Punkt sind sich viele Kunden und Experten einig. Viele bitten die Migros, nächstes Jahr die sechste Episode zu bringen.
«Ja, gerne», sagt Murbach – mit einem Aber. «Wenn die Figur weiterentwickelt wird. Nach fünf Jahren braucht Finn eine neue Perspektive oder einen erzählerischen Impuls. Ein gezielt ausgebautes Finn-Universum kann durchaus weiterhin erfolgreich sein.»
Die Migros will noch nicht sagen, ob es nächstes Jahr weitergeht.
Bereits letztes Jahr berichtete Nau.ch, was der 90-Sekunden-Weihnachtsfilm kostet. Hier geht es zum Bericht.




















