Genfer und Zürcher leiden am häufigsten unter Geschlechtskrankheiten
Eine Analyse zeigt: Menschen in urbanen Gebieten sind häufiger von Geschlechtskrankheiten betroffen. Ein Experte warnt zudem: «Die Schweiz steht nicht gut da.»

Das Wichtigste in Kürze
- In Genf und Zürich sind schweizweit am meisten Leute von Geschlechtskrankheiten betroffen.
- Ländliche Gebiete sind weniger häufig betroffen.
- Florian Vock von der Aids-Hilfe Schweiz warnt jedoch: «Die Schweiz steht nicht gut da.»
Wenn es beim Wasserlassen brennt oder im Intimbereich juckt, dann kann eine sexuell übertragbare Infektion dahinterstecken. Dabei kann es sich beispielsweise um HIV, Syphilis, Gonorrhoe oder Chlamydien handeln.
Eine Analyse von Erobella.com hat nun herausgefunden, welche Schweizer Kantone am stärksten betroffen sind. Der STI Index Switzerland verrät: In Genf sind pro 100'000 Einwohnende am meisten Leute an sexuell übertragbaren Infektionen (STI) erkrankt.
Genf führt die Liste der Inzidenz vor dem Kanton Zürich an. Mit grossem Abstand folgt dahinter Basel-Stadt.
Ländliche Kantone zuhinterst im Ranking
Auch in den einzelnen STI-Rankings befinden sich die Kantone Genf und Zürich jeweils unter den Spitzenplätzen. Die urbanen und international vernetzten Kantone Genf und Zürich sind also die Hotspots für sexuell übertragbare Infektionen in der Schweiz.
Wie der Index zeigt, weisen ländlichere und bevölkerungsärmere Kantone die niedrigsten Gesamt-Inzidenzen auf. Appenzell Ausserrhoden, Liechtenstein und Uri belegen nämlich die hintersten Plätze im Ranking.
Brenda Jensen, Head of Data & Research bei Erobella.com, betont: «Mit dieser Studie möchten wir einen Beitrag zur Entstigmatisierung von sexuell übertragbaren Krankheiten leisten. Und wir wollen die Bedeutung von Safer Sex hervorheben.»
«Infektionen sind im urbanen Raum häufiger»
Florian Vock, stellvertretender Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz, bestätigt gegenüber Nau.ch: «Infektionen sind im urbanen Raum häufiger.» Er gibt jedoch zu bedenken, dass nicht ganz klar sei, woher die Zahlen in der Studie herkommen. «Dieser Quelle würde daher ich nicht ganz vertrauen», so Vock.

Eine Inzidenz zu berechnen, macht erst ab einer gewissen Häufigkeit Sinn. «Das BAG gibt deshalb nur Regionen an, keine einzelnen Kantone», sagt Vock.
Dass urbane Gebiete besonders stark von Infektionen betroffen sind, sei «nicht überraschend». Dies sei auf der ganzen Welt so und habe viele Gründe. Er begründet: «Infektionen werden dort gemessen, wo die Menschen wohnen, nicht dort, wo sie Sex haben.»
Weiter: «In Städten wohnen mehr junge Menschen, mehr Studierende und wohl auch mehr queere Personen.» Insgesamt gebe es in der Stadt mehr Möglichkeiten, Sex zu haben als auf dem Land.
In der Schweiz besteht Handlungsbedarf
Florian Vock zeigt sich besorgt: «Die Zahlen der Infektionen an Chlamydien steigen in allen Bevölkerungsgruppen. Die Schweiz steht nicht gut da.»
Es bestehe daher Handlungsbedarf. Doch, das Geld fehle: «Es wird überall gespart.» Daran leide dann die Information und Prävention des so wichtigen Themas.

Vock empfiehlt: «Die Leute sollten sich einen Moment Zeit nehmen, um über dieses Thema nachzudenken.» Es lohne sich, sich zu informieren und beraten zu lassen. Und: «Ab und zu sollte ein Test durchgeführt werden – insbesondere bei einem Partnerwechsel.»
Am 1. Dezember, dem Welt-Aids-Tag, will die Aids-Hilfe Schweiz besonders auf das Thema sexuell übertragbarer Infektionen aufmerksam machen. Mit einer nationalen Plakatkampagne ist die Organisation schweizweit präsent.

















