Während sich unsere Nachbarn wegen des Coronavirus noch immer im Lockdown befinden, sitzt die Schweiz wieder im Biergarten. Deutsche kommen ins Schwärmen.
Coronavirus
Bilder wie vor dem Coronavirus: Restaurant-Gäste nach der Terrassen-Öffnung in Zürich. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mehrere deutsche Reporter haben positiv über die Corona-Lage in der Schweiz berichtet.
  • Die Rede ist von einem «Corona-Paradies» und «Leuten, die sich nicht einsperren lassen».
  • Ein Reporter vermutet kulturelle Unterschiede als Grund für die verschiedenen Massnahmen.

«Fühlt sich an wie ein Corona-Paradies», berichtete der deutsche «Bild»-Reporter Hartmut Kascha bereits vor den Terrassen-Öffnungen aus Zug. Imponiert haben ihm die «glücklichen Menschen», die er dort an der Seepromenade entlangspazieren sah.

Er schwärmt von geöffneten Geschäften, geringer Polizeipräsenz und freundlichen Ordnungshütern in der Innenstadt. Ähnliches lobte der «FAZ»-Reisereporter Jakob Strobel y Serra vergangene Woche: An der Zürcher Limmat beobachtet er lachende Gesichter. «Alle Menschen scheinen unentwegt zu lächeln, was wir beschwören können. Denn selbst auf der Strasse trägt kaum jemand Gesichtsmaskierung.»

Coronavirus Gastro
Volle Terrasse in Carouge GE vor der «Brasserie la Bourse» während der Corona-Pandemie.
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Menschen geniessen in Lausanne die frühlingshaften Temperaturen am See.
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Gäste sitzen auf der Terrasse des Restaurants Viadukt im Kreis 5 in Zürich.
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Auch hier in der Seitengasse, vor dem Restaurant Fritschi in Luzern, haben die Gastronomen alle Hände voll zu tun.
Coronavirus - Schweiz
Gäste sitzen im Aussenbereich eines Restaurants in Luzern an der Reuss.

Im Kontrast dazu beschreibt er, wie Deutschland derzeit das wohl am schlechtesten gelaunte Land der Welt sei. Der Grund dafür sieht er darin, dass man sich dort die Massnahmen gegen das Coronavirus besonders zu Herzen nehme.

Kritik für Schweiz-Schwärmerei

Beide Reporter finden beinahe ausschliesslich lobende Worte für die Corona-Lage in der Schweiz. In den Leserkommentaren dagegen tummeln sich auch viele kritische Stimmen – einer bemängelt, dass der «FAZ»-Artikel nur Neid schüre. Ein anderer macht auf die «hohe Anzahl» Corona-Toter der Schweiz aufmerksam.

Strobel
Jakob Strobel y Serra ist Reisereporter bei der «Frankfurter Allgemeinen». - zVg

Auf Anfrage von Nau.ch erklärt «FAZ»-Reporter Strobel y Serra: «Die persönlichen Reaktionen, die ich auf meinen Artikel erhalten habe, waren zu drei Vierteln positiv.» Kritik kam vor allem von Leuten, die ihm vorwerfen, das Coronavirus nicht ernst genug zu nehmen. «Im Grunde von solchen, die die Argumentation der Bundesregierung eins zu eins übernehmen und jede Öffnung für verantwortungslos halten.»

Reporter über Coronavirus: «Freiheit in Schweiz tiefer verankert»

Auch wenn Strobel y Serra nicht alles gutheisst, was die Schweiz in Sachen Corona tut: Die Haltung, nicht alles im Vornherein zu verbieten, sei ihm sympathisch. «Das würde ich mir auch für Deutschland unbedingt wünschen.»

Coronavirus
In Köln sind die Strassen wegen des Coronavirus praktisch leer. - Keystone

Als Grund für die unterschiedlichen Corona-Handhabungen der beiden Nachbarländer sieht der Reporter grosse Kontraste in der Kultur. «In den Schweizer Köpfen ist die Freiheit als hohes Gut wesentlich tiefer verankert als in Deutschland.» Das habe bestimmt auch mit der direkten Demokratie zu tun. «Ich glaube nicht, dass sich die Mehrheit der Schweizer so lange mit derart lapidaren Begründungen einsperren liesse.»

Finden Sie den Corona-Weg der Schweiz besser als derjenige in Deutschland?

Sein Artikel solle die Schweiz aber keineswegs als Corona-Idyll darstellen. «Mein Text führt keine Debatte. Ich wollte mir anschauen, wie die Stimmung ist in der Schweiz. Wie das ist, wenn die Restaurantterrassen wieder geöffnet sind» – das verändere sofort sehr, sehr viel.

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