Während Deutschland die Notbremse zieht, lockert die Schweiz Massnahmen gegen das Coronavirus. Die deutsche Presse schaut erstaunt über die südliche Grenze.
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Restaurant-Gäste nach der Öffnung der Terrassen im April 2021 in Genf. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Deutschland und die Schweiz gehen völlig unterschiedliche Wege in der Pandemiebekämpfung.
  • Die deutsche Presse schaut mit grossem Staunen auf die aktuellen Lockerungen hierzulande.
  • Von «Corona-Paradies» und «Volksfeststimmung» ist die Rede.

Die epidemiologische Lage der Schweiz lässt sich gut mit derjenigen in Deutschland vergleichen: Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt in beiden Ländern bei rund 165 Neuansteckungen mit dem Coronavirus pro 100'000 Einwohner. Die Anzahl freier Betten auf den Intensivstationen ist im Verhältnis zur Bevölkerung etwa gleich gross. Auch die Durchimpfungsrate der beiden Ländern liegt nah beieinander.

Doch während die Schweiz lockert, zieht Deutschland die Corona-Notbremse. In Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100 gilt sogar eine nächtliche Ausgangssperre. Darum schauen deutsche Journalisten umso erstaunter über die südliche Grenze.

Bild: «Wie im Corona-Paradies»

«Bild»-Reporter Hartmut Kascha etwa «fühlt sich wie im Corona-Paradies» während seines Wochenendaufenthalts in Zug. An der Seepromenade habe er nur glückliche Menschen gesehen.

Er beschreibt auch, dass er in der Innenstadt kaum Polizisten gesehen habe. Und wenn, dann hätten sie freundlich Zettel verteilt mit Hinweisen zur Maskenpflicht. «Hetzjagden auf die Passanten gibt es nicht.»

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Polizisten der Stadtpolizei Ascona sensibilisieren die Bevölkerung an der Seeuferpromenade von Ascona auf die bevorstehende Maskenpflicht zur Eindämmung des Coronavirus, am 19. März 2021. - Keystone

Deutsche Leser werden damit an ganz andere Szenen aus ihrer Heimat erinnert. Als etwa die Polizei in Hamburg einen Jugendlichen mit einem Streifenwagen durch den Park jagte. Oder wie in Stuttgart Polizisten einen 17-Jährigen mit gezogener Waffe wegen Missachtung der Ausgangssperre verhafteten.

Spiegel: «Schweiz in einer Art Volksfeststimmung»

Auch «Spiegel»-Reporterin Charlotte Theile berichtet aus der Schweiz. Wer durch Zürich oder Basel spaziere, fühle sich «zurückversetzt in eine andere Zeit». Die Terrassen der Cafés und Restaurants seien bei sonnigem Wetter überfüllt gewesen. «Die Schweiz befand sich in einer Art Volksfeststimmung.»

Drohnenaufnahmen aus Zürich zeigen nach der langen Pause wegen des Coronavirus einen grossen Ansturm auf die Restaurantterrassen. - Nau.ch/Drone-Air-Media.ch

Für die allgemeine Befindlichkeit der Bevölkerung sei das nicht schlecht. In den nach wie vor stark geforderten Covid-Stationen des Landes sehe man das vermutlich etwas anders. So wie sich auch die Taskforce irritiert gezeigt habe, da sie nicht vorgängig informiert wurde.

Coronavirus bald nur dunkle Erinnerung?

Schon bald soll die Zeitreise noch weiter zurückgehen dank des Covid-Zertifikats. Damit stelle der Bundesrat schon bald Besuche in vollen Nachtklubs, Kinos und Konzerte in Aussicht. Was in der Schweiz keineswegs unumstritten sei, da Geimpfte klar im Vorteil sein werden. Nicht unerwähnt bleibt, dass die Bundesräte ihre Impfung gegen das Coronavirus bereits im Januar bekommen haben.

Zu den kommenden Phasen des Schweizer Exit-Plans schreibt der «Spiegel», die Regierung scheine bemüht, «endlich Good News zu verbreiten». Der Dreistufenplan lese sich, als ab August die Pandemie bereits «nicht mehr als eine dunkle Erinnerung sein werde».

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