Aare

Lebensgefahr: Aare-Verbot an Berns wichtigstem Uferstück

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Bern,

Die beliebte Bade-Strecke in der Aare zwischen dem Eichholz und Marzili ist ab Montag gesperrt. Dauer-Schwimmer müssen für den Schwumm nun einen Umweg nehmen.

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Die beliebteste Aare-Schwimmstrecke ist gesperrt. Stadtingenieur Reto Zurbuchen erklärt die Gründe. Nau.ch hat Dauer-Schwimmer gefragt, wie sie nun mit dem Verbot umgehen. - Nau.ch/Riccardo Schmidlin

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Stadt Bern beginnt in der Aare mit Arbeiten zum Hochwasserschutz.
  • Wegen den Arbeiten gilt ein Badeverbot – es besteht Lebensgefahr.
  • Die Stadt appelliert an die Vernunft der Bernerinnen und Berner.
  • Die Schwimmenden zeigen Verständnis, bedauern aber das Verbot bis nächsten Mai.

Die Stadt Bern macht ernst: Ab heute Montag ist die beliebte Badestrecke zwischen dem Eichholz und dem Marzili für Schwimmerinnen und Schwimmer gesperrt. Auch eine Fahrt mit dem Schlauchboot ist verboten.

Grund dafür sind Arbeiten zum Hochwasserschutz. Geplant sind Bauarbeiten entlang der Aare, um die Quartiere wirksamer zu sichern und künftige Katastrophen abzuwenden.

Aare
Hier gilt ab Montag, 22. September, ein Aare-Schwimmverbot. - Stadt Bern

Doch warum ist da ein Schwimmverbot notwendig?

«Wir gehen mit schweren Maschinen und Bagger ins Gewässer», erklärt Stadtingenieur Reto Zurbuchen im Nau.ch-Interview. «Dadurch entstehen gefährliche Strömungen.»

Zudem besteht Lebensgefahr durch die Maschinen sowie durch Holzschlag am Ufer, bei dem Stämme ins Wasser fallen können.

Gehst du gerne im Winter in der Aare schwimmen?

Die Bernerinnen und Berner sind dafür bekannt, sich auch im Winter den Aareschwumm nicht nehmen zu lassen. Trotz eisiger Temperaturen – zum Teil bei jedem Wetter.

Für diese hartgesottenen Aare-Fans gilt nun: ausweichen.

Berner gehen jeden Tag in die Aare: «Schade, dass man nicht mehr schwimmen kann»

Nau.ch hat sich am Freitag – wenige Tage vor dem Verbot – bei Dauer-Schwimmern umgehört.

«Natürlich wäre es schön, wenn man trotzdem an der Aare nach spazieren und baden gehen könnte. Aber durch die Arbeiten müssen wir wohl durch – safety first», meint Andreas.

Aare-Fan Asli – sie geht auch im Winter gerne in den Fluss – bedauert das Schwimm-Verbot. «Für viele Leute ist es ein Ritual und es tut der Gesundheit gut. Es ist schade, wenn man nicht mehr in die Aare kann.»

Auch Christian (55) betreffen die Massnahmen «sehr». «Ich gehe bei schönem Wetter eigentlich jeden Tag in die Aare.»

Nur, wenn die Temperaturen unter 16 Grad fallen, verzichtet er auf den Schwumm.

Anwohnerin Selina (33) findet es ebenfalls «schade», dass die Möglichkeit für einen Sprung in den Fluss nun wegfällt. «Aber es ist völlig verständlich. Daher nahmen wir uns vor, vor der Schliessung noch einmal in der Aare zu schwimmen.»

Traditionelles «Zibeleschwümme» steht auf der Kippe

Auch das traditionelle «Zibeleschwümme» am Zibelemärit im November kann dieses Jahr nicht wie gewohnt stattfinden.

«Wir prüfen zurzeit, ob und wie ein Zibeleschwümme in diesem Jahr möglich ist», heisst es auf der Website.

Dass es wie gewohnt beim Schönausteg stattfindet, ist laut der Stadt Bern jedoch ausgeschlossen.

Dauer-Schwimmer müssen nun auf Lorraine ausweichen

Wer weiterhin in die Aare will, kann dies im Bereich Altenberg/Lorraine tun. Auch wenn das Lorrainebad im Winter geschlossen ist.

Stadtingenieur Reto Zurbuchen stellt aber temporäre Garderoben in Aussicht.

Aare
Wer auch im Winter in der Aare schwimmen will, muss auf die Lorraine ausweichen. - keystone

Und wie wird das Schwimm-Verbot umgesetzt?

Die Verantwortlichen setzen in erster Linie auf die Vernunft der Schwimmerinnen und Schwimmer. Anwohnende wurden informiert, Plakate aufgestellt.

An Brücken und Einstiegsstellen werden zudem grosse Banner aufgehängt, die frühzeitig über das Schwimmverbot warnen.

«Überzeugt, dass das Verbot akzeptiert wird»

Dazu komme: «Vor Ort auf der Baupiste gibt es Mitarbeitende, die die Menschen warnen. Vor allem aber werden auch die Baumaschinenführer und die Lastwagenfahrer warnen, sollte jemand trotz Verbot runterschwimmen.»

Zunächst will die Stadt beobachten, wie häufig das Verbot missachtet wird. In einem weiteren Schritt würden dann allfällige Zusatz-Massnahmen diskutiert.

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Stadtingenieur Reto Zurbuchen erklärt, wie das Schwimmverbot kontrolliert wird – und welche Rückmeldungen aus der Bevölkerung er erhält. - Nau.ch/Riccardo Schmidlin

Zurbuchen ist aber zuversichtlich: «Wir sind überzeugt, dass die Bernerinnen und Berner das Verbot akzeptieren werden.»

Die Massnahme hält er zudem für «zumutbar». Dadurch könne man das «schönste Flussbad» ab nächstem Sommer wieder öffnen – und hat zugleich für Hochwasser vorgesorgt.

Heftige Hochwasser könnten Baufahrplan verzögern

Doch kann Zurbuchen garantieren, dass man ab Juni wieder schwimmen darf?

«Wir sind überzeugt, dass wir das schaffen werden. Wenn wir früher fertig werden, öffnen wir auch früher», sagt er.

Nur die Natur könnte dem Projekt einen Strich durch die Rechnung machen. «Der dümmste Fall wäre, wenn es einen heftigen Hochwasser-Winter mit mehreren hohen Aareständen gibt.»

Hochwasser
Solche Szenen sollen durch den Hochwasserschutz künftig verhindert werden: Das Berner Altenbergquartier steht 2021 unter Wasser. - keystone

Dann müssten die Arbeiten nämlich zeitweise unterbrochen werden. Wahrscheinlich sei ein solches Szenario aber nicht, da kleinere allfällige Hochwasser bereits in die Planung eingerechnet sind.

Übrigens: Sollte jemand aus Versehen in die Aare fallen, gibt es Notausstiege: Bei der Marzilibrücke und bei der Auswasserungs-Stelle für Boote im Marzili.

Notfalls kann man über die anderen Ausstiege hinausgelangen, selbst wenn diese wegen der Bauarbeiten nicht mehr als Einstieg dienen.

Kommentare

User #4647 (nicht angemeldet)

Badekleider bestehen auch nur aus Plastik.

User #3187 (nicht angemeldet)

Gehst du gerne im Winter in der Aare schwimmen? Ich wohne nicht an der Aare wäre auch noch eine tolle Antwortoption.

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